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Für viele Erfurter Instagram-Nutzende sind sie ein Begriff: die Puffbohnen-Memes. Im Gespräch erzählt einer der Gründer, der "Andrea Wausebein" genannt werden möchte, wie es zur Idee kam und woher die Macherinnen und Macher ihre Inspirationen für die täglichen Memes nehmen. Bildrechte: MDR MEDIEN360G | Jana Maier

Witz und KritikErfurter Memes auf Instagram

03. März 2023, 18:00 Uhr

Memes erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Als besonders lustig werden sie wahrgenommen, wenn sie nur von einer bestimmten Gruppe und nicht von der Allgemeinheit verstanden werden. Vor allem Memes mit lokalem Bezug werden deshalb immer mehr wesentlicher Bestandteil der Netzkultur.

von Celine Appenrodt

Dresden, Leipzig, Jena, Weimar, Magdeburg, Oschatz und der Kyffhäuserkreis - ja sogar, die Universitäten einiger Städte und der MDR stehen in ihrem Fokus: Meme-Instagram-Seiten mit starkem lokalen Bezug. Die Macher bleiben dabei häufig im Schutz der Anonymität verborgen. Auch die Gründer der Erfurter Puffbohnen-Memes wollen nicht erkannt werden. Trotzdem haben sie uns verraten, warum Memes im Lokalen besonders gut funktionieren.

Nicht nur die Bratwurst, ist ein gern genutztes Motiv in den sogenannten "Erfurter Puffbohnen-Memes". Die humorvollen, aber auch kritischen Text-Bild-Kombinationen aus der Landeshauptstadt erfreuen sich auf Instagram großer Beliebtheit. Unter dem Motto "Make Erfurt Lebenswert Again" veröffentlichen die Macherinnen und Macher mit viel Witz und Kritik auch aktuelle Nachrichten. Als wir einen der Gründer nach dem Hintergrund der Instagram-Seite fragen, spricht er von einer "Schnapsidee", die durch die Langeweile und Hilfsbedürftigkeit lokaler Unternehmen während der Corona-Einschränkungen entstand.

In Anlehnung an Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein nennt er sich "Andrea Wausebein". Die Wahrung der Anonymität sei den Macherinnen und Machern sehr wichtig, betont er. "Selbstschutz ist da ein ganz großer Faktor und dann sind da auch rechtliche Bedenken dabei." Außerdem sei es für die Followerinnen und Follower spannender, sich unvoreingenommen in die Personen hinter den Memes reindenken zu können.

Der Kanal entstand vor etwa zwei Jahren. Seitdem gibt es regelmäßig Erfurt-Memes, in deren Mittelpunkt häufig KiKA-Figuren, Sehenswürdigkeiten und die Thüringer Rostbratwurst zu sehen sind. Knapp 6400 Menschen schauen sich die lustigen Bildchen regelmäßig an, davon seien etwa 60 Prozent Erfurter und Erfurterinnen, wie uns Wausebein erklärt. "Die Menschen, die unsere Memes anschauen, sind durchschnittlich um die 20 Jahre alt. Zumindest laut den Instagram-Auswertungen, die wir abrufen können", erzählt Wausebein.

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Erfurt als Provinzhauptstadt

Mit den Puffbohnen-Memes möchten die Gründer die Vor- und Nachteile von Erfurt aufzeigen. Erfurt sei schließlich eine Provinzhauptstadt. "Außerdem herrscht hier ein besonderes Flair. Manche Menschen sind sehr versnobt und der typische Erfurter ist immer irgendwie latent unzufrieden und nörgelt gern." Das biete viele Anlässe für die Erstellung ironischer Memes, sagt Wausebein.

Hinter den kleinen Bildchen, die man als Rezipient innerhalb von Sekunden konsumiert, steckt eine zeitaufwendige Recherche. Die Macherinnen und Macher investieren viel Zeit ins Zeitunglesen und Lokalnachrichten-Schauen, damit sie ihren Followerinnen und Followern neben Spaß auch wichtige Hintergrundinformationen liefern können. Transparenz steht dabei im Vordergrund. Daher gibt es in einem zweiten Bild meist die unveränderte Nachricht, die hinter dem jeweiligen Meme steckt.

Für uns sind Memes vor allem ein Medium.

Andrea Wausebein

Besonders beliebt seien Memes, in denen sich verschiedene Thüringer Städte übereinander lustig machen - wobei Erfurt dabei natürlich immer gut dasteht. Das erfolgreichste Meme ist die folgende Text-Bild-Kombination, die den Thüringer Lokalgeist deutlich macht.

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Ihre Anregungen entnehmen die Ersteller der Puffbohnen-Memes aus Alltagssituationen und aktueller Lokal- und Regionalberichterstattung. "Auch Feiertage oder Events nutzen wir gern. Oder lustige Fotos von Lokalpolitikern, die wir dann schon langfristiger planen können", meint Wausebein. Pro Tag veröffentlichen die Macher und Macherinnen ein Meme.

Lustige Bilder vs. Support und Erfurt-News

Auch wenn man sich zu vielen Puffbohnen-Memes ein Schmunzeln kaum verkneifen kann, haben die Gründer nicht nur Unterhaltungsabsichten. "Wir nehmen auch an 'Support your locals'-Aktionen teil und möchten damit die Stadt und ihre lokalen Händler und Anbieter unterstützen", erklärt Wausebein. Vor allem vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und ihrer Auswirkungen war das anfangs eines der Hauptanliegen hinter der vermeintlich lustigen Memes-Seite. Außerdem sei es ihnen wichtig, nachrichtliche Informationen oder lokale Angebote zu teilen. Damit sehen sie sich auch als Nachrichtenvermittler für eine Zielgruppe, die durch die klassischen Lokalnachrichten eher schlecht erreicht wird.

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Die Macherinnen und Macher der Puffbohnen-Memes erstellen die Grafiken in ihrer Freizeit. Finanzielle Absichten stecken nicht dahinter, wie Wausebein im Gespräch betont. Außerdem sei es wichtig hervorzuheben, dass die Memes die Meinungen der Erstellenden widerspiegeln, auch wenn diese auf Nachrichten beruhen.

Zu allem Spaß gehören auch Regeln: "Witze über Menschen oder Personengruppen, die nicht in der Öffentlichkeit stehen, sind für uns tabu. Auch bei Politikerinnen und Politikern betrachten wir nur die öffentliche Person und lassen Privates außen vor", sagt Wausebein und betont dabei die Relevanz von Persönlichkeitsrechten. "Wir versuchen zudem, den Menschen gerecht zu werden, indem wir ihre Aussagen nicht völlig aus dem Kontext reißen."

In diesem Sinne: "Make Erfurt Lebenswert Again."