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Nachricht vom 18.06.2021"Querdenken" und Co.: Polizisten leiden unter Angriffen auf Corona-Demos

18. Juni 2021, 08:52 Uhr

Noch immer gehen Gegnerinnen und Gegner der Corona-Maßnahmen regelmäßig auf die Straße. Noch immer kommt es dabei auch zu gewalttätigen Aktionen: oftmals auch gegen Polizistinnen und Polizisten. Auf "Querdenken"- und anderen Demos werden Beamtinnen und Beamte geschlagen, bespuckt und beschimpft. Das hinterlässt Spuren.

von Andre Seifert, MDR AKTUELL

Eine Demo in Erfurt vor etwa einem Jahr: Am Domplatz haben sich etwa 50 Menschen versammelt, um gegen Corona-Maßnahmen zu protestieren. Die Polizei ist vor Ort. Die Stimmung gegen die Beamtinnen und Beamten wird schnell aggressiv: "Da stehste nicht mehr auf Schwuchtel. Nehmen Sie das Handy runter, anderthalb Meter Abstand halten. Ihr seid so lächerlich seid ihr."

Ein Video auf Facebook zeigt die Situation. Der Mann, der es hochgeladen hat, hat es mit "Freiheit, Heimat, Zukunft" untertitelt. Diejenigen, die die Polizisten beschimpfen, sind meist junge Männer in schwarz gekleidet. Am Ende räumt die Polizei den Platz und ringt zwei zu Boden. Der Filmende kommentiert: "Also ihr seht, die haben uns jetzt komplett eingekesselt, die Honks. Habt ihr '89 schon mal miterlebt? Mit Sicherheit nicht, da wart ihr alle noch ein Scheißhaufen. Ihr lasst euch alle vom Bill Gates impfen."

Mehr Gewalt gegenüber Polizisten seit Corona

Die Demo sei nur ein Beispiel von Hunderten, was für eine zunehmende Feindseligkeit gegen Polizistinnen und Polizisten stehe, erklärt der thüringische Polizist David Schröder. Er selbst sei in den vergangenen anderthalb Jahren bei einigen ähnlich aggressiven Demos gewesen: "Dieses aggressive Auftreten uns gegenüber, das bringt einen schon teilweise in eine Stellung, dass man sagt, okay ich geh lieber einen Schritt zurück, dass ich keine verpasst bekomme." 

Besonders rabiat sei es bei Demos in größeren Städten wie Leipzig, Dresden und Halle zugegangen, aber auch in Kleinstädten wie Zwönitz, Schmalkalden und Hildburghausen. Die Täter seien völlig verschieden: Rechte, Linke, "Querdenker", Verschwörungstheoretiker, Esoteriker. Und obwohl immer weniger Einschränkungen zu beklagen sind, gebe es nach wie vor jede Woche mindestens eine Demo, meist an Wochenenden und montags.

Das bestätigt Mike Pfützner, der bei der Bereitschaftspolizei in Leipzig arbeitet: "Dass die Polizei angegriffen wird, das haben wir auch davor schon immer mal wieder gehabt, aber seit der Corona-Geschichte nimmt das mehr zu und wird auch teilweise noch brutaler."

Beleidigungen, Beschimpfungen oder ins Gesicht spucken

Wie oft Polizistinnen und Polizisten angegangen oder angegriffen wurden, dazu gibt es in Thüringen und Sachsen-Anhalt keine Zahlen. Nur das Innenministerium in Sachsen hat welche. Auf Anfrage von MDR AKTUELL teilt es mit, dass allein in diesem Jahr bei Demos gegen Corona-Maßnahmen 68 Mal Polizistinnen und Polizisten Opfer von Angriffen geworden und zum Teil verletzt worden sind. Im Jahr 2020 gab es 73 Angriffe und das sind nur die Fälle, die gemeldet wurden.

Beleidigungen, Beschimpfungen oder ins Gesicht spucken, das werde fast nie gemeldet. Doch auch das hinterlasse Spuren bei betroffenen Polizistinnen und Polizisten, erklärt Mike Pfützner: "Man wird ja auch ein bisschen geschult da drauf, aber natürlich lässt das einen Beamten nicht spurlos an sich vorbeigehen. Man versucht das mit sich auszuwerten und in der Truppe."

Wenn jemand gar nicht mehr weiter kommt, dann helfe auch der Polizeipsychologe, erklären die beiden Polizisten. Und im schlimmsten Fall könne man sich auch versetzen lassen. Doch so weit sei es bislang noch nie gekommen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 18. Juni 2021 | 08:12 Uhr

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