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BundesprojektViele Bewerber fürs Zukunftszentrum Deutsche Einheit

31. August 2022, 12:25 Uhr

Das "Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und europäische Transformation" soll Verwerfungen und Brüche nach der Einheit sichtbar machen. Der Bund will etwa 200 Millionen Euro in das Projekt investieren. Bis Ende September können sich Städte aus dem Osten Deutschlands um das Forschungs- und Veranstaltungszentrum bewerben. Das Interesse ist groß.

Carsten Schneider darf sich freuen. Seit der Ostbeauftragte der Bundesregierung den Standortwettbewerb um das "Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation" eröffnet hat, schnellen die Hände der Bewerber nur so in die Höhe. Nach aktuellem Stand sind es elf Städte – teilweise treten sie in Teams an. "Ich bin wirklich sehr begeistert, dass das Interesse da ist, dass es diesen bundesweiten Leuchtturm geben soll", freut sich Schneider.

Vier Bewerber aus Thüringen

Allein in Thüringen bewerben sich vier Städte um das Wissenschaftszentrum: Eisenach zum Beispiel. Mühlhausen tritt zusammen mit dem hessischen Eschwege an. Sonneberg hat vor wenigen Tagen seine gemeinsame Kandidatur mit Neustadt bei Coburg in Bayern erklärt. Die Landesregierung allerdings unterstützt Jena.

Die große Zahl der thüringischen Mitbewerber hält Jenas Oberbürgermeister Thomas Nitzsche für wenig hilfreich: "Der Auslober hat ja nicht mehrere – ich sag mal – Zukunftshalbzentren ausgelobt, sondern ein Zukunftszentrum." Vorstellbar sei, dass man sich gegenseitig unterstütze. "Aber nicht in der Annahme, dass dann ein Teil des Zentrums in der einen Stadt steht und der andere in der anderen. Das wird mit Sicherheit nicht funktionieren."

Nitzsche: Jena hat gute Chancen

Jena, sagt Nitzsche, habe aus mehreren Gründen gute Karten: Die Transformationsforschung spiele an der Universität schon jetzt eine Rolle. Außerdem pflege man enge Kontakte nach Osteuropa. Und: Die Stadt habe in den 90er-Jahren selbst massive Umbrüche erlebt. "Erinnern wir uns an die Zeit nach der Wende, als hier plötzlich 30.000 Menschen ohne Arbeit auf der Straße standen. Oder: Erinnern wir uns an das Problem NSU. Es gab hier Zeiten, als Rechtsradikale ihr Unwesen getrieben haben – eine Schattenseite der Transformation – aber wir wissen, wie man damit umgeht", so Nitzsche.

An der ehemaligen innerdeutschen Grenze in Mühlhausen und Eschwege sei das Thema Transformation aber genauso erfahrbar, sagte Eschweges Bürgermeister Alexander Heppe dem MDR: "Weil es gerade die Mittelstädte sind, die die Lebenswirklichkeit von über zwei Dritteln der Europäerinnen und Europäern abbilden – und wenn's Transformation gibt, die man erforschen kann, dann genau in solchen Städten". Diese Städte erlebten aufgrund der Digitalisierung und der Corona-Pandemie derzeit auch wieder einen Boom.

Drei Städte kandidieren für Sachsen

Auch in Sachsen treten mehrere Städte gemeinsam an: Leipzig, Plauen und Chemnitz. In Sachsen-Anhalt ist bloß noch ein Kandidat übrig. Nachdem das Land der Stadt Halle seine Unterstützung zugesagt hatte, zogen Dessau und Magdeburg zurück. Magdeburgs Kultur-Bürgermeisterin Regina-Dolores Stieler-Hinz erwartet von dem Zentrum aber eine Strahlkraft für die ganze Region und verspricht Halle Rückendeckung: "Wir arbeiten ja in vielen Belangen schon eng zusammen und wenn es da einen Bedarf gibt – natürlich, selbstverständlich!" Das sei insbesondere für die wissenschaftlichen Einrichtungen von Interesse.

Wo das Forschungszentrum schließlich entsteht, soll Anfang 2023 feststehen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. August 2022 | 06:13 Uhr

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