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Männer bei der Hausarbeit sind statistisch gesehen ein seltenerer Anblick Bildrechte: IMAGO / Image Source

GeschlechtergerechtigkeitHeute ist "Equal Care Day"

29. Februar 2024, 09:44 Uhr

Eine Initiative hat für heute den sogenannten "Equal Care Day" ausgerufen. Sie will damit darauf aufmerksam machen, dass Frauen mehr Haushalts- und Sorgearbeit leisten. Die Referentin für Gleichstellungspolitik von Verdi, Meret Matthes, sagte MDR AKTUELL, Frauen hätten daher weniger Zeit, um regulär zu arbeiten und Geld zu verdienen und trügen ein höheres Armutsrisiko.

Wer macht die Wäsche, wer putzt das Bad, wer geht einkaufen, wer kocht? Fragen, die wir Passanten in der Leipziger Fußgängerzone gestellt haben. Bei einem jungen und bislang kinderlosen Paar z.B. herrscht ein Ungleichgewicht. Die junge Frau erzählt: "Ich würde schon sagen, dass ich die Hauptlast übernehme, aber wir arbeiten daran, dass es 50/50 wird." Ihr Partner stimmt ihr zu.

Anders ist es bei einem Rentner-Ehepaar. "Wir machen beide zusammen den Haushalt, da macht jeder alles, weil ja auch beide jetzt im Ruhestand sind."

Und wieder ganz anders ist es bei einer jungen Frau, die in einer WG lebt. "Ich kann das in meiner WG nicht geschlechterspezifisch zuordnen, weil wir sowohl Mädels als auch Jungs haben, die nicht putzen."

Frauen machen mehr "Sorgearbeit" als Männer

Die Statistik spricht eine deutlichere Sprache: Frauen erledigen deutlich mehr sogenannte Sorgearbeit, also Arbeit nicht nur im Haushalt, sondern auch in der Familie oder zum Beispiel bei der Pflege von Angehörigen. Täglich leisten sie eine Stunde und 17 Minuten mehr unbezahlte Arbeit als Männer, zeigt eine Erhebung des statistischen Bundesamtes für das Jahr 2022.

Beim Equal Care Day geht es daher heute um die Gleichstellung von Frauen und Männern, sagt Organisatorin Almut Schnerring. "Der Equal Care Day will auf die Geringschätzung, der Care-Arbeit der Kümmer-, Versorgung- und der Pflegearbeit aufmerksam machen. Und daran erinnern, dass wir alle, unser gesamtes Wirtschaftssystem, darauf beruht, dass wir gratis diese Arbeit abgreifen ohne was zurückzugeben."

Denn umgekehrt haben Frauen dann weniger Zeit, um regulär zu arbeiten und Geld zu verdienen und tragen damit ein höheres Armutsrisiko, erklärt Meret Matthes, die bei der Gewerkschaft Verdi für Gleichstellungspolitik zuständig ist. "Natürlich, je weniger Erwerbsarbeit Frauen nachgehen können, weil sie Sorgearbeit übernehmen, desto schlechtere Ausbildungen haben sie und desto weniger werden sie bei Karrieremöglichkeiten berücksichtigt."

Verdi: Die Politik kommt nicht voran

Meret Matthes von Verdi fordert die Männer auf, sich stärker einzubringen, sich mehr um Haushalt und Kinder zu kümmern, selbst wenn dadurch das Familieneinkommen vorübergehend sinken könnte. "Und natürlich adressieren wir die Politik, das ist ja gar keine Frage. Die haben sich im Koalitionsvertrag viel vorgenommen. Sie haben davon noch nicht viel umgesetzt. Und da wird nicht zu Pötte gekommen. Und das ist traurig und peinlich am Ende."

Verdi fordert die Bundesregierung auf, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, das geplante Gesetz zur sogenannten Familienstartzeit umzusetzen. Das soll Eltern nach der Geburt eines Kindes eine zweiwöchige bezahlte Freistellung von der Arbeit garantieren, so sollen sich vor allem mehr Väter freinehmen. Doch die FDP bremst das Gesetz bislang aus.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 29. Februar 2024 | 06:50 Uhr

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