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Betrugsfälle bei der Führerscheinprüfung haben zugenommen. Bildrechte: IMAGO / Future Image

FahrprüfungFahrschüler betrügen immer häufiger bei der Führerscheinprüfung

17. Oktober 2023, 10:12 Uhr

Wer hier in Deutschland ein Auto fahren möchte, der braucht einen Führerschein. An der Prüfung scheitern aber viele. Besonders an der Theorie beißen sich die Prüflinge häufig die Zähne aus. Zuletzt musste fast jeder Zweite noch eine Extra-Runde drehen. Dieser Umstand führt offenbar dazu, dass immer mehr Fahrschüler es mit unerlaubten Mitteln versuchen. Die Zahl der Betrugsversuche ist in diesem Jahr kräftig angewachsen.

Spickzettel waren einmal. Was Harry Bittner beschreibt, klingt eher nach Spionage: "Uns sind schon Fälle untergekommen, dass beispielsweise statt eines Knopfes eine Kamera verwendet wurde, dass im Brillensteg eine Kamera verbaut war oder dass Hörgeräte im Ohr mit einer Pinzette eingesetzt werden, um dann eine Übertragung zu gewährleisten." Bittner ist Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Thüringen.

Mehr Betrugsfälle als noch im Vorjahr

Im Freistaat ist die Zahl der Betrügereien bei Fahrprüfungen in diesem Jahr deutlich gestiegen. 90 hat der TÜV-Verband gezählt – deutlich mehr als im Vorjahr und damit auch mehr als in Sachsen oder Sachsen-Anhalt. Aber auch dort sind die Zahlen hochgegangen. TÜV-Sprecher Richard Goebelt spricht von einem bundesweiten Trend, besonders befeuert durch die Metropolen. "Wir haben einen Anstieg in den letzten acht Jahren um mehr als das Dreifache. Wir hatten 2014 noch ungefähr 500 Betrugsfälle festgestellt. Jetzt waren es bereits über 2.700 in den ersten drei Quartalen dieses Jahres. Und was auch feststellbar ist: dass die kriminelle Energie und die Technik, die sich dahinter verbirgt, die zur Anwendung kommt, immer perfider wird."

Ein Massenphänomen ist der Prüfungsbetrug derweil nicht. In weniger als 0,2 Prozent der gut 1,5 Millionen abgelegten Prüfungen wurde geschummelt. Allerdings geht der TÜV-Verband von einer hohen Dunkelziffer aus.

Fälle von Gewalt gegenüber Prüfern

Zudem steige die Gewaltbereitschaft bei den Erwischten, sagt Goebelt. "Insbesondere ist es bei Identitätsprüfungen der Fall, wenn eine Stellvertreterprüfung stattgefunden hat, dass sich jemand mit falschen Ausweisdokumenten vorab registriert hat und es dann festgestellt worden ist, dass es sich eigentlich gar nicht um die eigentliche Person handelt. Das sind immer mehr Situationen, mit denen unsere Fahrerlaubnis-Prüfer an den Prüfstellen konfrontiert sind."

In Dutzenden Fällen seien Prüferinnen und Prüfer verbal angegriffen worden, so Goebelt. In 20 Fällen sei sogar mit körperlicher Gewalt gedroht worden. Goebelt macht sich dafür stark, bei Betrugsfällen den rechtlichen Rahmen voll auszuschöpfen. So könnten die zuständigen Behörden eine Sperrfrist von neun Monaten bis zur nächsten Prüfung verhängen. Das sei aber längst nicht überall gängige Praxis.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 17. Oktober 2023 | 06:00 Uhr