Bei der Frage, wann ein Fußballspiel stattfindet, spielen viele unterschiedliche Interessen eine Rolle. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Zink

Fragen und Antworten Fußball in der Regionalliga: Welchen Einfluss hat der MDR auf Anstoßzeiten?

25. August 2023, 12:17 Uhr

Die Anstoßzeiten im Fußball sorgen bei Fans und Vereinen immer wieder für Unmut - so auch in der Regionalliga. Welchen Einfluss TV-Übertragungen auf die Spielansetzungen haben, beantwortet MDR-Sportchef Raiko Richter.

von MDR THÜRINGEN

Inhalt des Artikels:

• Mit welchen Akteuren muss sich der MDR bei der Planung von Anstoßzeiten beraten?
• Kann der MDR Anstoßzeiten einfach festlegen?
• Welche Rolle haben die Verbände und Polizei aus Sicht des MDR bei der Festlegung der Anstoßzeiten?
• Welche Rolle spielen Live-Übertragungen bei den Spielansetzungen?
• Wie kommt beispielsweise eine Anstoßzeit von Mittwoch 20:20 Uhr zustande?
• Steht der MDR bezüglich der Anstoßzeiten mit den Vereinen im Austausch?
• Welche Rolle spielen Stadionbesucher und Fernsehpublikum für den MDR?
• Ist die Rangfolge der Spiel-Ansetzungen noch zeitgemäß?
• Wie kann sich der MDR für eine frühzeitige und faire Gestaltung der Anstoßzeiten für Stadionbesucher einsetzen?

Mit welchen Akteuren muss sich der MDR bei der Planung von Anstoßzeiten beraten?

In erster Linie ist der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) unser Ansprechpartner. Weitere Beteiligte sind die Vereine und die Polizei, die ihre Vorgaben und Wünsche beim Verband hinterlegen.

Kann der MDR Anstoßzeiten einfach festlegen?

Nein, natürlich nicht. Die Entscheidungen über die Ansetzungen fällt einzig der NOFV.

Welche Rolle haben die Verbände und Polizei aus Sicht des MDR bei der Festlegung der Anstoßzeiten?

Der NOFV für die Regionalliga Nordost und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für die 3. Liga entscheiden nach unserer Erfahrung vor allem nach den Sicherheitsvorgaben der Polizei. Sicherheitsinteressen stehen bei der Festlegung von Anstoßzeiten vor Programm-Interessen des MDR.

Hier geht es beispielsweise um Fan-Anreisen verschiedener Vereine aus unterschiedlichen Spielklassen über hochfrequentierte Bahnhöfe in Mitteldeutschland - wie zum Beispiel Erfurt und Leipzig - und die grundsätzliche Verfügbarkeit von Sicherheitskräften an den Spieltagen.

Welche Rolle spielen Live-Übertragungen bei den Spielansetzungen?

Der MDR hat 50 Live-Spiele pro Saison erworben, die wir Online oder im TV senden dürfen. Der Vorteil von Livestreams besteht darin, dass sie zeitlich flexibel sind. Ihr Nachteil ist, dass damit weniger Nutzerinnen und Nutzer erreicht werden als im TV. Wie hoch der Betrag ist, den der NOFV an die Vereine für eine Übertragung vergibt, können wir weder beeinflussen noch beurteilen.

Die Verbände haben ein Interesse daran, dass ihre Ligen die größtmögliche Öffentlichkeit bekommen - und diese wird im linearen TV erreicht. Durch den MDR, "Ostsport.TV" und die "Funke-Mediengruppe" haben die Regionalliga Nordost und die zugehörigen Vereine die größte Sichtbarkeit und Reichweite im Bewegtbild aller vierten Ligen in Deutschland.

Die Sendezeiten von Sport im Osten sind 14 bis 18 Uhr am Samstag und 16 bis 18 Uhr am Sonntag. Hier sind wir für den Herbst aber in Gesprächen, flexibler auf Anstoßzeiten zu reagieren.

Wie kommt beispielsweise eine Anstoßzeit von Mittwoch 20:20 Uhr zustande?

Bei Mittwoch 20:20 Uhr liegt die "englische Woche" der Regionalliga zu Grunde. Die Regel-Anstoßzeit ist 19 Uhr. Hier war das Serviceangebot, in den Sommerferien den Fans auch außerhalb des Stadions ein Spitzenspiel zweier Traditionsvereine am TV-Gerät zugänglich zu machen. Die Begegnung zwischen dem FC Rot-Weiß Erfurt und der BSG Chemie Leipzig verfolgten rund 7.000 Zuschauer im Stadion und mehr als 320.000 Zuschauer im Fernsehen.

Steht der MDR bezüglich der Anstoßzeiten mit den Vereinen im Austausch?

Die Kommunikation mit den Vereinen führt der NOFV. Auf Arbeitsebene an den Spieltagen sind wir mit den Vereinen und deren Wünschen über unsere Reporter vertraut und wir versuchen, gemeinsam mit Polizei und Verband im Sinne der Vereine sensibel zu handeln.

Welche Rolle spielen Stadionbesucher und Fernsehpublikum für den MDR?

Sie sind uns wichtig und wir sind auch in Kontakt mit den Vereinen und den aktiven Fan-Szenen. Darüber hinaus sind wir im digitalen Austausch mit den Zuschauern, meist über Social Media und den MDR-Publikumsservice. Es gibt zusätzlich diverse Berichterstattung darüber, beispielsweise im Dialogformat "Fans im Osten".

Ist die Rangfolge der Spiel-Ansetzungen noch zeitgemäß?

Der MDR überträgt die Regionalliga schon seit zehn Jahren. Dass die ersten drei Ligen nach unserer Kenntnis prioritär angesetzt werden, führt zu geringen Anstoß-Alternativen für die Regionalliga. Hier wäre es wünschenswert, das reale Fanpotential der Vereine höher zu bewerten als die höhere Liga-Zugehörigkeit.

Wie kann sich der MDR für eine frühzeitige und faire Gestaltung der Anstoßzeiten für Stadionbesucher einsetzen?

Wir halten die Regelanstoßzeiten der Regionalliga Freitags 19 Uhr und am Wochenende 13, 14 oder 16 Uhr für fair - auch im Vergleich zur 3. Liga, in der sogar sonntags 19:30 Uhr gespielt wird. Drittligist FC Erzgebirge Aue wurde zum Beispiel an den ersten sieben Spieltagen fünfmal für Sonntag 19:30 Uhr angesetzt. Die Montagsspiele wurden im Sinne der Fans gerade abgeschafft. Das begrüßen wir.

MDR (cfr)