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Ein großen Teil ihres Haushaltseinkommens geben Familien und Singles in Deutschland für Wohnungsmieten aus. Bildrechte: IMAGO / Westend61

WohnungsmarktDeutsche geben mehr als ein Viertel des Einkommens für Miete aus

31. März 2023, 12:08 Uhr

Die privaten Haushalte in Deutschland wenden durchschnittlich fast 28 Prozent ihres Einkommens für ihre Wohnungsmiete auf. Bei Singlehaushalten, Geringverdiendern und in der Großstadt ist der Anteil noch höher.

Für das Wohnen zur Miete geben die Deutschen durchschnittlich mehr als ein Viertel ihres Einkommens aus. 2022 zahlten die rund 19,9 Millionen Hauptmieterhaushalte durchschnittlich 27,8 Prozent ihres Einkommens für die Miete, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit.

Die Mietbelastung insbesondere von Haushalten mit geringen Einkommen und in den Großstädten ist dramatisch.

Sebastian Dullien | Ökonom

Besonders hoch ist die Belastung für diejenigen mit neueren Mietverträgen. Die rund 6,6 Millionen Haushalte, die ihre Wohnung 2019 oder später bezogen haben, mussten im Schnitt 29,5 Prozent ihres Einkommens für die Bruttokaltmiete aufwenden. Zum Vergleich: Bei den rund 2,7 Millionen, die ihren Vertrag bereits vor 1999 abgeschlossen haben, waren es ledigkich 26,8 Prozent.

BruttokaltmieteDie Bruttokaltmiete setzt sich aus der Grundmiete und an den Vermieter zu zahlenden Nebenkosten zusammen, wie zum Beispiel die monatlichen Betriebskosten für Haus- und Straßenreinigung, Müllabfuhr, Hausmeisterleistungen, Schornsteinreinigung und Kabelanschluss.

Geringverdiener, Einpersonenhaushalte und Großstädter besonders betroffen

Der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, nannte es ein Alarmzeichen, dass immer größere Teile des Einkommens für die Mietzahlungen ausgegeben werden müssen. "Die Mietbelastung insbesondere von Haushalten mit geringen Einkommen und in den Großstädten ist dramatisch", sagte er.

Bei Geringverdienern liege die Mietbelastung sogar im Schnitt bei über 40 Prozent der Einkommen. Rund 1,5 Millionen Mieterhaushalte weisen sogar eine Mietbelastung von 50 Prozent oder mehr auf. Insgesamt hatten 16 Prozent der Mieter eine Belastung von mehr als 40 Prozent. Besonders betroffen sind Einpersonenhaushalte.

In Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern ist es für Mieter besonders teuer: Hier mussten 28,9 Prozent für die Bruttokaltmiete gezahlt werden. In Kleinstädten beziehungsweise Orten mit bis zu 20.000 Einwohnern sind es dagegen lediglich 25,9 Prozent.

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Mehr Menschen, zu wenig neue Wohnungen

IMK-Forscher Dullien warnte, dass sich das Problem des Wohnungsmangels in den kommenden Jahren noch verstärken werde: "Durch gestiegene Baupreise und gestiegene Zinsen der Europäischen Zentralbank befindet sich der Wohnungsbau derzeit im freien Fall." Zugleich leben in Deutschland vor allem durch die Geflüchteten aus der Ukraine inzwischen fast eine Million Menschen mehr, als man es vor Corona für 2023 erwartet habe. Viele dieser Menschen dürften hier bleiben. "Da schon vor Corona Wohnraum knapp war, verschärft dies den Wohnungsmangel", sagte Dullien.

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Die Politik setzt vor allem auf den Wohnungsneubau, um dem Mangel zu begegnen. Die aktuelle Bundesregierung hat jährlich 400.000 neue Wohnungen versprochen. Von diesem Ziel ist Bauministerin Klara Geywitz aber noch ein gutes Stück entfernt (siehe Grafik).

Das "Bündnis bezahlbarer Wohnraum" der Regierung hat außerdem etwa beschlossen, dass Bauanträge vereinfacht und digitaliert werden sollen. Darüber hinaus sollen bundesweit verstärkt Wohnungen in serieller Bauweise entstehen.

Reuters/epd/dpa/MDR (ala)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 31. März 2023 | 10:00 Uhr

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