Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Wochen – und oft auch Monate – warten Betroffene von psychischen Erkrankungen in Deutschland auf einen Therapieplatz.  Bildrechte: MDR/Katharine Mähler

recapLuxus Psychotherapie: Warum so viele Plätze fehlen

14. Juli 2023, 17:57 Uhr

Etwa ein Viertel aller Erwachsenen in Deutschland hat eine psychische Erkrankung, doch Hilfe zu bekommen ist schwer. Die Wartezeiten auf einen Therapieplatz sind lang, Besserung ist kaum in Sicht. Wo klemmt es derzeit besonders?

Bei diesem Inhalt von Youtube werden möglicherweise personenbezogene Daten übertragen. Weitere Informationen und Einstellungen dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung.

Wer derzeit einen Therapieplatz sucht, der braucht viel Kraft und einen langen Atem. Wartezeiten von sechs Monaten sind keine Seltenheit, viele Psychotherapeutinnen müssen daher Absagen aussprechen. Viele Telefonate und E-Mails sind nötig, dazu eine Menge Geduld, um eine passende Therapie zu finden.

"Das ist alles natürlich sehr belastend und fordert Ressourcen", sagt Hendrikje ter Balk, Vorstand im "Bündnis für bedarfsgerechte Psychotherapie". Insbesondere für Menschen, die unter Depressionen leiden, sei das kaum zu schaffen.  

Für die aktuelle Folge von recap haben wir mit vielen jungen Menschen gesprochen, die auf der Suche nach einem Therapieplatz waren. Alle berichten von großen Schwierigkeiten. Teilweise seien anderthalb Jahre vergangen, bis die Behandlung begonnen werden konnte.  

Fehlerhafte Planung? 

Doch woran liegt es? Ein wichtiger Punkt sind Experten zufolge fehlende Kassensitze. Nur mit einem Kassensitz können Psychotherapeuten ihre Behandlung direkt bei den Krankenkassen abrechnen – ansonsten zahlt die Patientin oder der Patient.  

Das, was wir im Moment an Zahlen vorliegen haben, ist Augenwischerei.

Eckhard Nagel, Universität Bayreuth

Die Nachfrage nach Therapieplätzen ist während der Corona-Pandemie deutlich gestiegen. Bildrechte: imago images/Petra Schneider

Die Zahl der Kassensitze wurde 1999 letztmals grundständig geplant. Das passt Experten zufolge mit den heutigen Ansprüchen nicht mehr zusammen. "Das, was wir im Moment an Zahlen vorliegen haben – und das betrifft nicht nur die Psychotherapie, sondern auch andere Bereiche – ist Augenwischerei", sagt Eckhard Nagel, Gesundheitswissenschaftler an der Universität Bayreuth. Vor allem durch die Pandemie sei die Nachfrage nach Therapieplätzen deutlich gestiegen, berichten Berufsverbände der Psychologen. Auch Krieg und Klimawandel spielten eine Rolle.  

Wer für die Planung der Kassensitze verantwortlich ist und wie Betroffene jetzt dennoch an Therapieplätze kommen können, das beantworten wir in der aktuellen Folge recap

Mehr zum Thema

Dieses Thema im Programm:recap bei YouTube | 14. Juli 2023 | 17:00 Uhr