UV-SchutzPigmentflecken und Hautkrebs: Wie Sonnencreme schützt
Wer ungeschützt lange in der Sonne ist, hat ein höheres Hautkrebsrisiko. Aber selbst mir Sonnencreme entstehen manchmal neue Pigmentflecke – auch an Stellen, die gar nicht der Sonne ausgesetzt waren. MDR-AKTUELL-Hörer Reinhard Drube möchte wissen, wieso das so ist und ob Sonnencreme wirklich vor Hautkrebs oder nur vor Sonnenbrand schützt. Unser Reporter André Seifert hat die Antworten.
Es ist T-Shirt-Zeit, manche verbringen die Nachmittage am See, um sich zu bräunen, aber Vorsicht! Zu viel Sonne erhöht das Hautkrebsrisiko. Das weiß auch MDR-AKTUELL-Hörer Reinhard Drube. Er hat deshalb zwei Fragen an uns geschickt. Fangen wir mit der ersten an. Herr Drube schreibt, er sei schon oft beim Dermatologen gewesen. Und der habe Hautpartien entdeckt, die entfernt werden mussten. Diese seien aber gar nicht dort gewesen, wo die Sonne hinkommt, sondern eher im Badehosenbereich. Wie ist das zu erklären?
André Seifert: An den Fußsohlen, in der Pofalte, im Mund – Die kleinen schwarzen Punkte, auch Pigmentmale oder Leberflecken genannt, sind manchmal an den verrücktesten Stellen zu finden. Wie kommen sie dorthin? Um die Antwort zu verstehen, muss man wissen: Die schwarze Färbung entsteht durch Melanin, einen Stoff, der die Haut eigentlich schützen soll, erklärt Dr. Nadja Seidel vom Krebszentrum der Universität Dresden.
"Und zwar bildet die Haut, wenn die UV-Strahlung darauf trifft, den braunen Farbstoff Melanin." Sie bilde es wie eine schützende Schicht aus, die über die Zellen gelegt werde, damit die UV-Strahlung nicht so leicht in die Zelle eindringen und Schäden in der Zelle hervorrufen könne.
Viel Sonne, viel Bräune, viel Melanin. Wird die Haut bis zum Sonnenbrand gereizt, reagiert der Körper besonders stark, erklärt der Dermatologe Professor Eckhart Breitbart. Und zwar der gesamte Körper, nicht nur an der Stelle, die von der Sonne erwischt wurde. Die Folge: Überall in den Hautschichten am gesamten Körper wird Melanin produziert. Und das immer wieder bei jedem neuen Sonnenbrand über Jahrzehnte.
"Wenn Sie in der Kindheit zum Beispiel einen Sonnenbrand nur am Rücken bekommen, dann führt dieser dazu, dass ihr gesamtes Immunsystem, ihr Abwehrsystem des gesamten Körpers deutlich runtergefahren wird", erklärt Breitbart. Gleichzeitig führe dieser Sonnenbrand dazu, dass das gesamte pigmentierende System alles, was in der Haut Pigment bilden kann, hochgefahren werde. Diese Kombination führe dazu, dass später Pigmente überall am Körper entstehen könnten.
Im Prinzip sind Pigmentmale harmlos und bleiben das meist auch. Manchmal aber kann sich ein Pigmentmal zu Hautkrebs entwickeln. Vor allem, wenn sich viele Pigmente auf einem Haufen bilden.
Herr Drube hat noch eine zweite Frage, und die hängt mit der ersten zusammen. Er schreibt, wenn nun schon überall Pigmente entstehen können, was sagt das dann über Sonnencremes aus? Er habe in einem Artikel gelesen, dass viele Sonnencremes gar nicht richtig schützen würden. Angeblich lieferten die meisten nur Schutz vor Sonnenbrand, aber nicht vor Hautkrebs. Was ist da dran?
Die kurze Antwort gleich vorweg: Wer eine normale Sonnencreme kauft und sie richtig anwendet, der ist in der Regel vor beidem geschützt: Vor Sonnenbrand und vor Hautkrebs. Um die lange Antwort zu verstehen, muss man wissen, was UVA und was UVB Strahlung ist. Nadja Seidel vom Krebszentrum der Universität Dresden erklärt, UVB sei vor allem daran beteiligt, dass wir einen Sonnenbrand bekämen, dass sich die Haut entzünde und wir braun würden. UVA-Strahlung sei vor allem daran beteiligt, dass die Haut altere.
Das heißt also: Gäbe es eine Sonnencreme, die nur vor UVB Strahlung schützt und nicht vor UVA, dann hätten wir den Fall, den der Hörer beschreibt: Wir hätten einen Schutz vor Sonnenbrand, aber nicht vor Krebs. Solche Cremes gab es vor einigen Jahrzehnten tatsächlich zu kaufen. Heute aber nicht mehr, erklärt Prof Eckart Breitbart. Allerdings sei der UVA Schutz meist etwas geringer als der UVB-Schutz.
Er liegt laut Breitbart nur beim Faktor 15. Würden die Hersteller mehr hineinmischen, ließe sich die Sonnencreme nicht mehr so gut verreiben, erklärt der Mediziner. Das bedeutet: Für guten Schutz muss mehr Sonnencreme drauf. "Sie müssen zwei Milligramm pro Quadratzentimeter auf ihrer Haut verreiben. Ich habe das früher bei meinen Kindern probiert, die haben mir einen Vogel gezeigt und sind weggerannt."
Wer das nicht will, kann sich auch anders schützen, zum Beispiel durch längere Kleidung, Sonnenhut oder ein schattiges Plätzchen. Übrigens: Ein bewölkter Himmel schützt nicht, über 90 Prozent der UV-Strahlung dringt durch die Wolken hindurch.
MDR AKTUELL
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. Juni 2023 | 08:17 Uhr
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