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Felix Harrer geht mit seinem Remix viral. Bildrechte: Felix Harrer

FilmklassikerDrei Haselnüsse für Aschenbrödel: Sechs Millionen Klicks auf Soundtrack-Remix

22. Dezember 2023, 05:00 Uhr

2023 feiert der Märchenfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" sein 50. Jubiläum. Jedes Jahr verzückt der Streifen noch immer Millionen Fans. Dieses Jahr ist aber etwas anders als sonst: Ein Soundtrack-Remix geht viral.

von Tamara Reeb, MDR THÜRINGEN

November 1973: Der Streifen "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" feiert seine Kino-Premiere. Seit Jahrzehnten ist der Kultfilm fester Bestandteil des Weihnachtsprogramms des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dieses Jahr ist aber etwas anders als sonst, zumindest in den sozialen Medien. Auf Instagram und vor allem auf dem Videoportal TikTok geht gerade ein Remix des Film-Soundtracks viral. Die Musik der Ballszene spielt hier die zentrale Rolle.

Aus dem Soundtrack des Film-Klassikers machte Felix Harrer einen TikTok-Trend. Bildrechte: picture alliance / WDR/Degeto | WDR/Degeto

Es war einmal...

Für alle, die gerade nicht wissen, welche Ballszene gemeint ist, hier eine kleine Märchenstunde:

Eines Tages besucht das Königspaar während einer Reise das Gut, auf dem Aschenbrödel lebt. Die Stiefmutter erhält durch Schmeichelei eine Einladung zum Hofball für sich und ihre Tochter Dora. Die soll auf dem Ball das Herz des Prinzen gewinnen. Allerdings ist der nicht anwesend. Eigentlich sollten er und seine Begleiter bei diesem Besuch im Hause sein, aber sie haben sich in den Wald abgesetzt, um zu jagen. Vergnügen ist dem Prinzen wichtiger als Etikette. Im winterlichen Wald trifft Aschenbrödel dann zum ersten Mal auf den Thronfolger.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute

50 Jahre später macht Felix Harrer, ein DJ aus Heinsberg in Nordrhein-Westfalen, aus der Kultmelodie dieser Waldszene einen Remix. Am 2. Dezember 2023 bringt er seine Version auf den Markt und die schlägt im Netz ein wie eine Bombe. Zwei Wochen nach der Veröffentlichung hat das Video mit dem Song auf seinen Kanälen bereits mehr als zwölf Millionen Menschen gesehen. Mindestens 13.600 Benutzer haben den Song für eigene Videos benutzt. Fast wie im Märchen erreicht der Remix über Nacht 1,5 Millionen Streams auf Spotify und zählt somit momentan zu den meistgestreamten Songs. Bei Shazam ist der Remix auf Platz drei der meistshazamten Hits in Deutschland. Shazam ist eine App für mobile Geräte, mit der laufende Musik erkannt werden kann. Mittlerweile hat der Song Platz 27 in den deutschen Single-Charts. Felix Harrer sagte dem MDR, dass er selbst damit nicht gerechnet habe.

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Warum eigentlich ein Remix von diesem Song?

Harrer ist mit dem Film aufgewachsen und findet, dass er unglaublich gut zu Weihnachten passe. Fast jeder kenne diesen Film und somit auch die Melodie des Songs. Alle paar Monate schwelge er in älterer Musik und überlege, was sich denn für einen Remix anbieten würde. Erst stieß er auf "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" und dann auf den bereits bestehenden Remix von Jaques Raupé aus dem Jahr 2011. Da hier durch andere Songs schon Kontakt zu seinem Label bestand, wurde er mit Jaques Raupé vernetzt und so kam es zu dem neuen Remix, erklärt der DJ im Interview.

Wie ist der Remix viral gegangen?

Harrer sagt, dass die Voraussetzungen eigentlich eher bescheiden waren, da sein Remix zwei Wochen früher als geplant erschien. Das bedeutete, dass es noch zu früh für Weihnachtsmusik gewesen sei und es noch keine Weihnachtsplaylisten bei Spotify und Co. gab. Somit hätte es keine Unterstützung durch den Algorithmus gegeben. Der Algorithmus sorgt dafür, dass Suchmaschinen und Social-Media-Plattformen Inhalte sinnvoll sortieren, indem er komplexe Rechenvorgänge beschreibt. Plattformen wie Instagram, TikTok, Twitter oder Facebook verwenden Algorithmen, um festzulegen, welche Inhalte den Nutzern bevorzugt angezeigt werden.

Erst durch ein selbstgedrehtes TikTok-Video mit dem Song wurde der Remix so bekannt. Es sei nicht kalkuliert gewesen, so der DJ. Am Tag nach dem Upload haben es schon zwei Millionen Menschen gesehen.

Aber warum genau der Hype?

Simon Schnetzer ist selbstständiger Trend- und Jugendforscher und Herausgeber der jährlichen Trendstudie "Jugend in Deutschland". Seit 2010 erforscht er den Einfluss von Trendthemen wie Digitalisierung, Klima oder Corona auf die Lebens- und Arbeitswelten von morgen. Er erklärt, warum genau dieser Song nach seiner Einschätzung nun so viral ging.

"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" habe extremes Viralitätspotential gerade zur Weihnachtszeit, weil im deutschsprachigen Raum viele Menschen Kindheitserinnerungen mit diesem Film und der Musik verbinden, so Schnetzer. Der Remix startet mit der gewohnten Melodie aus der Kindheit und überrascht dann mit Technosound. Er stellt fest, dass die einen diese Erinnerungen lieben und die anderen Techno lieben und das passe hier sehr gut zusammen - auch, weil es überrasche.

Wie Kermit der Frosch zum Hype beiträgt

Zeitgleich mit dem Remix trendet auch ein kontextloses Video mit Kermit, dem Frosch, der mit einer Weihnachtsmütze zu sehen ist, während er zum Takt des Remixes mit dem Kopf nickt. 13,4 Millionen Aufrufe hat dieser Clip bisher erreicht. Schnetzer überrascht es, dass ein sogenanntes Meme mit Kermit dem Frosch zur Viralität beiträgt. Viele Menschen fänden es witzig und schreiben Kommentare wie: "Wir nachts um zwei Uhr…", so der Trendforscher.

Ein Meme ist ein interessantes oder witziges Bild oder Video, das in sozialen Netzwerken schnell verbreitet wird. Oft werden dafür Szenen aus ihrem ursprünglichen Entstehungskontext gerissen - wie zum Beispiel Kermit, der Frosch, der zum Techno-Takt vom Aschenbrödel-Film nickt.

Also passt "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" genauso gut zu Techno, wie der verlorene Schuh an Aschenbrödels Fuß. Ein Happy End für alle, auch noch 50 Jahre später.

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MDR (tr)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Morgen | 24. Dezember 2023 | 08:40 Uhr

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