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"Kommerz ist nicht alles"Politik kritisiert DFB für Wechsel von Adidas zu Nike

22. März 2024, 13:49 Uhr

Aus der Politik gibt es harsche Kritik am Ausrüsterwechsel beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) von Adidas zu Nike. Der Verband reagierte verständnisvoll, verwies aber auf wirtschaftliche Zwänge.

Ein Sponsorenwechsel beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) von Adidas zu Nike schlägt hohe Wellen. Die Entscheidung für den neuen Ausrüster sorgt nicht nur unter Fußballfans für Diskussionen, sondern hat auch die Politik auf den Plan gerufen. Wirtschaftsminister und Vize-Kanzler Robert Habeck sagte am Donnerstagabend: "Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität." Weiter sagte der Grünen-Politiker: "Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht."

Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach kritisierte die Entscheidung. Der SPD-Politiker schrieb auf X: "Adidas soll nicht mehr Nationaltrikot im Fußball sein? Statt dessen ein US Unternehmen? Halte ich für eine Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet…"

Diese Reduzierung ausschließlich auf Geld und Dollarzeichen geht mir echt auf die Nerven.

Bodo Ramelow, Linke | Ministerpräsident Thüringen

Bayern Ministerpräsident Markus Söder sagte am Freitag der "Bild": "Deutscher Fußball ist Heimat pur und kein Spielball internationaler Konzernkämpfe. Kommerz ist nicht alles. Mehr Geradlinigkeit hätte dem DFB trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen gut zu Gesicht gestanden."

Nike sponsort bereits mehrere Bundesligisten, unter anderem RB Leipzig. Bildrechte: MDR/Dirk Hofmeister

Aus Mitteldeutschland meldete sich Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow zu Wort. Für ihn sei der Ausrüsterwechsel "seltsam". Wenn Adidas oder Puma ein Markenzeichen für deutsche Qualität seien, dann würde er sich freuen, wenn das die Nationalmannschaft auch mit deutscher Qualität nach außen werbend zeige, sagte der Linke-Politiker bei RTL/ntv. "Diese Reduzierung ausschließlich auf Geld und Dollarzeichen geht mir echt auf die Nerven."

Ende einer 70-jährigen Partnerschaft

Der DFB hatte am Donnerstag bekannt gegeben, dass ab 2027 der US-Sportartikelhersteller Nike alle deutschen Nationalteams ausrüsten wird. Damit endet eine mehr als 70-jährige Partnerschaft mit Adidas. Die Zusammenarbeit mit Nike ist zunächst bis 2034 angelegt. Nach Informationen des Handelsblatts zahlt Nike dem DFB rund 100 Millionen Euro im Jahr – doppelt so viel wie der bisherige Partner Adidas.

Der DFB reagierte mit Verständnis auf die Kritik. "Auch für uns als Verband ist es ein einschneidendes Ereignis, wenn feststeht, dass eine Partnerschaft, die von vielen besonderen Momenten geprägt war und ist, nach mehr als 70 Jahren zu Ende geht. Das lässt uns nicht kalt", schrieb der DFB auf X. Der DFB sei aber "zuallererst dem deutschen Fußball und dessen Entwicklung verpflichtet", hieß es weiter.

Wir sind dankbar, aufgrund des von Nike zugesagten Engagements als Verband wieder in eine wirtschaftlich stabile Zukunft blicken zu können.

Stephan Grunwald, DFB | Schatzmeister

Bereits bei der Verkündung des Vertrages hatte der DFB auf die wirtschaftliche Bedeutung des Vertrages verwiesen: "Wir sind dankbar, aufgrund des von Nike zugesagten Engagements als Verband wieder in eine wirtschaftlich stabile Zukunft blicken zu können", sagte DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald. Holger Blask sagte als Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH & Co. KG, dass Nike "das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben" habe.

Der US-Konzern Nike zeigt sich erfreut über den Abschluss. Der DFB sei eine "legendäre globale Kraft im Fußball, die unsere Leidenschaft für den Sport teilt", führte das Unternehmen aus: "Gemeinsam können wir Katalysatoren für Veränderungen sein – von der Unterstützung der Männer- und Frauen-Nationalmannschaften mit den besten Produktinnovationen bis hin zum Ausbau des Frauenfußballs und der Förderung des Breitensports."

Schlechte Finanzlage beim DFB

Die finanzielle Lage beim DFB ist seit längerer Zeit angespannt. Der Verband verzeichnete im jüngsten Finanzbericht für das Jahr 2022 ein Minus von 4,2 Millionen Euro. Im Jahr zuvor betrug das Defizit wegen nötiger Steuerrückstellungen sogar 33,5 Millionen Euro. Ursächlich für die finanzielle Schieflage sind nach Angaben des Verbandes der anhaltende sportliche Misserfolg der Nationalmannschaft, die Baukosten und der laufende Aufwand für den neuen DFB-Campus sowie Streitigkeiten mit dem Finanzamt. Für die Jahre 2014 und 2015 wurde dem DFB die Gemeinnützigkeit aberkannt. Bereits 2017 war dem Verband vom Fiskus die Gemeinnützigkeit für das Jahr 2006 aberkannt worden.

Adidas und Nike sind die beiden größten Sportartikelhersteller der Welt. Adidas machte 2023 einen Umsatz von 21,4 Milliarden Euro. Nike setzte als Branchenführer 46,4 Milliarden um.

dpa,sid,MDR (ala)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 22. März 2024 | 09:00 Uhr

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