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Die Länder haben verschiedene Förderprogramme damit bedürftige Familien in den Urlaub fahren können. Bildrechte: imago images/Science Photo Library

UrlaubszuschussUrlaubsförderung für bedürftige Familien reicht nicht für alle

20. Juli 2023, 12:31 Uhr

Es ist Ferienzeit in Deutschland. Das ist bitter für all die Familien, die sich das nicht leisten können. Laut Eurostat betrifft das 20 Prozent der Bevölkerung. Einige Bundesländer haben Programme aufgelegt, um bedürftige Familien zu unterstützen. Allerdings sind die Mittel begrenzt – und sie erreichen in vielen Fällen nicht die, die es am nötigsten haben.

Jeweils etwa 1.000 Förderanträge sind in Sachsen in den vergangenen Jahren bewilligt worden. Wessen Haushalt unter einem bestimmten Nettoeinkommen liegt, hat gute Chancen auf den Zuschlag. Dazu sagt Gabriele Reichel vom Kommunalen Sozialverband Sachsen: "Gefördert werden die Eltern und Alleinerziehenden mit ihren Kindern oder Pflegekindern bis 18 Jahre und Kinder mit einer Behinderung, für die ein Kindergeldanspruch besteht und die ihren Hauptwohnsitz oder ihren ständigen Aufenthalt in Sachsen haben."

Was genau gefördert wird

Die Familien können sich bundesweit Unterkünfte aussuchen, die von den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege betrieben werden oder entsprechend zertifiziert sind. Pro Tag und Person gibt der Freistaat bis zu neun Euro dazu. Auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt wird gefördert, allerdings nur Aufenthalte im eigenen Land und in unterschiedlichem Umfang. In Thüringen etwa werden 80 Prozent der Kosten übernommen.

Kritik: Kein Angebot für Familien mit vielen Kindern

Katrin Konrad lobt die Idee. Die Geschäftsführerin des Verbands kinderreicher Familien in Thüringen hat aber wenig Lob für die Umsetzung übrig. "Wir haben insgesamt neun Einrichtungen, die an dem Projekt teilnehmen und knapp 1.000 Plätze. Wenn man im Hinterkopf hat, dass es 278.000 Familien in Thüringen gibt, dann ist die Anzahl derer, die überhaupt – wenn denn ein Platz frei wäre – daran teilnehmen können, sehr gering."

Insbesondere, weil die allermeisten Familien auf die gleiche Zeit festgelegt seien – die der Schulferien. Die wenigsten Einrichtungen seien außerdem dazu in der Lage, Familien mit vielen Kindern unterzubringen, sagt Konrad.

Fast die Hälfte der Alleinerziehenden muss auf Urlaub verzichten

Noch deutlich schlechter als Familien mit Kindern ergeht es Alleinerziehenden. Fast die Hälfte von Ihnen muss auf Urlaub verzichten. Daran änderten die Länderprogramme wenig, sagt Nicola Stroop vom Verband alleinerziehender Mütter und Väter VAMV. Die Fördertöpfe reichten für die große Zahl der Bedürftigen nicht aus. "Nichtsdestotrotz ist es natürlich toll, wenn es solche Töpfe gibt. Aber der Topf könnte durchaus größer sein, wenn man vielen Familien dabei eine Unterstützung bieten möchte."

Darüber hinaus wüssten viele bedürftige Familien nicht, dass die Programme existieren. Unter anderem um das zu ändern, wurde die Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung ins Leben gerufen. Jochen Ruoff ist dort stellvertretender Vorsitzender. Er sagt: "Da stecken wir ein bisschen im Dilemma. Zum einen versuchen wir, unsere Sichtbarkeit zu professionalisieren. Auf der anderen Seite ist es so, dass die Häuser, die es gibt, eigentlich auch in den entsprechenden Zeiten voll belegt sind. Das heißt, je mehr wir Reklame machen, umso mehr Menschen müssen wir absagen."

Ruoff spricht sich für vergleichbare Regelungen in allen Bundesländern aus. Dafür müsse man aber zunächst zur Kenntnis nehmen, dass sehr viele Familien Hilfe brauchen – auch wenn das die Verantwortlichen nicht gerne hörten.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 20. Juli 2023 | 06:00 Uhr