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Mit der neuen Stratgie will die Bundesregierung die Zahl der Suizide in Deutschland reduzieren. Bildrechte: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Nationale SuizidpräventionsstrategieLauterbach will Selbstmordrate senken

02. Mai 2024, 17:06 Uhr

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat am Donnerstag in Berlin ein neues Konzept zur Suizidprävention vorgestellt. Hiermit soll die Zahl der Suizide zukünftig reduziert werden. Die Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) begrüßte die Strategie als "kleinen Meilenstein."

Sie haben suizidale Gedanken oder eine persönliche Krise? Die Telefonseelsorge ist für Sie da. Sie können jederzeit kostenlos unter 0 800 111 0 111, 0 800 111 0 222 oder 0 800 116 123 anrufen oder im Chat schreiben.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat am Donnerstag in Berlin eine neue Strategie zur Suizidprävention präsentiert. Damit will die Bundesregierung die Zahl der Suizide in Deutschland zukünftig senken. Die neue Suizidpräventionsstrategie soll Lauterbach zufolge für "zielgenauere Hilfen und Vorbeugung sorgen".

Mit dem Konzept kommt der Bundesgesundheitsminister einer Forderung des Bundestags nach. Dieser hatte bereits im vergangenen Juli beschlossen, dass die Bundesregierung bis Ende Januar ein Konzept zur Vorbeugung und bis Ende Juni auch ein Suizidpräventionsgesetz vorlegen solle.

Zentrale Koordinierungsstelle und deutschlandweite Notrufnummer geplant

Geplant ist unter anderem die Einrichtung einer zentralen bundesweiten Koordinierungsstelle sowie einer deutschlandweiten Krisendienst-Notrufnummer. Zudem sollen Fachkräfte im Gesundheitswesen und in der Pflege durch Schulungen besser für das Thema und für den Umgang mit gefährdeten Personen sensibilisiert werden. Betroffene Menschen, deren Angehörige sowie Fachkräfte sollen zukünftig über eine Homepage zum Thema Selbstmord informiert und auf Hilfe- und Präventionsangebote hingewiesen werden. Auch eine Aufklärungskampagne zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen ist vorgesehen.

Lauterbach sprach sich zudem für "methodenbegrenzende" Maßnahmen aus. Gemeint sind damit Zugangsbeschränkungen zu Orten oder Mitteln die für einen Suizidversuch geeignet sind – beispielsweise Bahngleise, Hochhäuser oder Brücken.

10.000 Selbstmorde pro Jahr

Seit gut 20 Jahren nehme die Zahl der Suizide in Deutschland nicht ab, sagte Lauterbach. Dabei verwies der Bundesgesundheitsminister auf Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS). Demnach nehmen sich in Deutschland jedes Jahr ca. 10.000 Menschen das Leben. Somit sterben hierzulande jährlich mehr Menschen durch Selbstmord als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten, illegale Drogen und Aids zusammen. Die DGS geht davon aus, dass die Zahl der Suizidversuche etwa 20 mal höher ist als die der registrierten Suizide.

"Wir müssen das gesellschaftliche Tabu von Tod und Suizid überwinden, psychische Erkrankungen von ihrem Stigma befreien und Hilfsangebote besser bündeln", sagte Lauterbach.

DGS-Vorsitzende begrüßt neue Strategie

Die DGS-Vorsitzende Ute Lewitzka begrüßte die neue Strategie auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Bundesgesundheitsminister als einen "kleinen Meilenstein." Zudem forderte sie den Gesetzgeber dazu auf, die Finanzierung der Präventionsangebote zu sichern. Viele Projekte seien nur eine begrenzte Zeit lang abgesichert. Zugleich verlangte sie, die Suizidprävention vor der Suizidassistenz rechtlich zu regeln. Nach ihrer Einschätzung kann eine gute Prävention die Zahl der Suizide "substanziell" senken.

Verbände fordern Zeitenwende in der Suizidprävention

Sozial- und Gesundheitsverbänden geht die Strategie nicht weit genug. Die Caritas forderte eine Zeitenwende beim Umgang mit Selbsttötungen. "Eine Gesellschaft, die tatenlos wegsieht, wenn sich in Deutschland pro Tag 30 Menschen das Leben nehmen, ist nicht die Gesellschaft, in der wir leben wollen", sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken will ein verbindliches Suizidpräventionsgesetz bis zum Sommer. Der Forderung schloss sich auch die Diakonie an. Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch sagte, um Menschen in Lebenskrisen besser zu erreichen, müssten bestehende Angebote gesichert und ausgebaut werden. Auch der Malteser Hilfsdienst forderte mehr Unterstützung von Pflegepersonal.

afp,kna (mbe)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. Mai 2024 | 15:00 Uhr