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KlimaschutzBundesregierung will Moore besser schützen

09. November 2022, 17:24 Uhr

Moore sind Langzeitspeicher für Kohlenstoff und damit eine Möglichkeit, den Klimawandel zu bekämpfen. Um Klima und Artenvielfalt zu schützen, hat die Bundesregierung am Mittwoch eine nationale Strategie zum Schutz von Mooren beschlossen. Wichtig ist dabei nach Ansicht des Bauernverbands eine enge Zusammenarbeit mit Landwirten, die nun vor einer Herausforderung stünden.

Die Bundesregierung will Moore künftig besser schützen, um sie fit für den Klimaschutz zu machen. Das Kabinett beschloss dafür am Mittwoch eine nationale Strategie zum Schutz von Mooren. Bis 2026 sind dafür vier Milliarden Euro eingeplant. Die Pläne sollen einen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele der Bundesregierung leisten und die Artenvielfalt in Moorgebieten wieder herstellen.

Strategie: Moore wieder vernässen

Die Strategie sieht unter anderem vor, dass durch eine Wiedervernässung der Moore die jährlichen Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens fünf Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente sinken – der Einheit, die die Klimawirkung dieser Menge Kohlenstoffdioxid angibt. "Trockengelegte Moore setzen große Mengen Treibhausgase frei und tragen so zur Klimakrise bei, daher müssen wir sie wiedervernässen", sagte Umweltministerin Steffi Lemke. nach ihren Worten ist in den Mooren "genauso viel Kohlenstoff gespeichert wie in allen deutschen Wäldern zusammen".

Trockengelegte Moore setzen große Mengen Treibhausgase frei und tragen so zur Klimakrise bei, daher müssen wir sie wiedervernässen.

Steffi Lemke | Umweltministerin

Großteil in der Landwirtschaft

Bei der Entwässerung der Moore spielen vor allem Land- und Forstwirtschaft eine große Rolle. Ein Großteil der entwässerten Moore kommt als Grünland für Milchvieh zum Einsatz. Die Strategie der Bundesregierung setzt daher auf eine enge Zusammenarbeit mit Landwirten und auf finanzielle Anreize zur Wiedervernässung. Außerdem sollen wiedervernässte Moore künftig alternativ bewirtschaftet werden - um einen Mehrwert über den Klimaschutzbeitrag hinaus zu schaffen. Dort könnten dann Sauergräser oder Schilf angebaut oder sogar Solaranlagen aufgestellt werden.

Moore und KlimaIn Deutschland existieren Moorflächen von insgesamt
1,8 Millionen Hektar, vor allem im Alpenvorland und in
Norddeutschland. Das entspricht der Fläche von Sachsen. Mehr als 90 Prozent davon sind trockengelegt.

Kommt der Torf in diesen trockenen Mooren mit Luft in
Kontakt, wird das in Jahrtausenden gespeicherte Kohlendioxid
freigesetzt. In Deutschland sind das jedes Jahr 53 Millionen Tonnen,
was 7,5 Prozent der Gesamt-Emissionen entspricht.

Intakte Moore dagegen sind ein potenter Speicher von klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid.

Bauernverband fordert wirtschaftliche Alternativen

Der Deutsche Bauernverband warnte davor, die Interessen der Landwirte nicht ausreichend zu berücksichtigen. Die geplante Wiedervernässung von Mooren dürfe nur "im Einvernehmen mit den Betroffenen" erfolgen, sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Bernhard Krüsken.

Noch vor einigen Jahrzehnten sei die Nutzung von Mooren zur heimischen Lebensmittelproduktion "staatlich gefördertes Ziel" gewesen, gab er zu bedenken. Die Pläne der Bundesregierung beträfen nicht nur einzelne landwirtschaftliche Flächen, sondern ganze Betriebe, Dörfer und ländliche Regionen. Es sei deshalb wichtig, den Betrieben und Familien künftig, wenn sie auf die bisherige Nutzung von Mooren verzichten sollen, gleichwertige wirtschaftliche Alternativen zu bieten. "Ordnungsrechtliche Eingriffe ohne Rücksicht auf die individuelle Situation der Betriebe verspielen das Vertrauen", warnte Krüsken.

Es brauche einen attraktiven und tragfähigen Markt für Erzeugnisse, die auf wiedervernässten Mooren entstehen sollen. Dazu zähle beispielsweise die Nutzung künftiger Moorflächen als Standorte für Photovoltaik-Anlagen, erklärte Krüsken. Wenn Wasserstände angemessen kontrolliert werden, muss aus seiner Sicht aber auch die Nutzung zur Lebensmittelerzeugung weiter möglich sein.

Klimaneutralität bis 2045?

Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden – also dann nur noch so viele Treibhausgase ausstoßen, wie gebunden werden können. Dabei soll der natürliche Klimaschutz, also der Klimaschutzbeitrag von Ökosystemen wie Wäldern und Mooren, helfen. Damit das gelingen kann, muss es aber ein grundlegendes Umsteuern geben. Auch die deutschen Wälder sind mittlerweile in einem so desolaten Zustand, dass sie nur noch eingeschränkt als Speicher von Kohlenstoffdioxid dienen können.

dpa, Reuters, epd (yvo)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 09. November 2022 | 12:15 Uhr