Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

BundestagswahlSo entstehen die 18-Uhr-Prognose und die Hochrechnungen

26. September 2021, 18:25 Uhr

Sie gilt als Königsdisziplin der empirischen Wahlforschung: Pünktlich um 18 Uhr wird am Wahltag die Prognose zum Ergebnis bekannt gegeben. Erst später folgen die Hochrechnungen und schließlich das vorläufige Ergebnis der Auszählung. Für die Prognose befragen Statistiker die Wählerinnen und Wähler direkt nach der Stimmabgabe. Der pandemiebedingte Anstieg von Briefwahlstimmen ist dabei eine zusätzliche Herausforderung.

Alles anzeigen

Pünktlich um 18 Uhr mit der Schließung der Wahllokale wird die Prognose zum Ergebnis bekannt gegeben. Infratest dimap spricht hier von der "Königsdisziplin der empirischen Wahlforschung". Denn die Prognose soll dem späteren Endergebnis möglichst nahe kommen: etwa wer die Wahl gewonnen hat, wie groß die einzelnen Fraktionen sind und welche Koalitionsmöglichkeiten es gibt. Im Schnitt liegt die Abweichung pro Partei den Wahlforschern zufolge lediglich bei 0,5 Prozentpunkten.

Repräsentative Wahllokale sollen Aufschluss über Gesamtergebnis liefern

Grundlage für die Prognose sind Nachwahlbefragungen, die sogenannte Exit Poll. Für die Bundestagswahl hat Infratest dimap dazu bundesweit 560 der insgesamt 65.000 Wahllokale ausgewählt. Die Befragten sollen einen repräsentativen Querschnitt aller Wählerinnen und Wähler abbilden: Menschen aus der Stadt ebenso wie vom Land, in Regionen mit hoher bis niedriger Wahlbeteiligung und in solchen, in denen die Parteien jeweils unterschiedlich stark abschneiden.

Am Wahltag befragen die Forschenden die Wählerinnen und Wähler unmittelbar nach der Stimmabgabe. Vor dem Wahlraum bitten sie sie, einen Fragebogen zu ihrer Wahlentscheidung sowie zu Alter und Geschlecht auszufüllen. Das erfolgt freiwillig und anonym. Ein Teil der Befragten erhält einen ausführlicheren Bogen mit weiteren Fragen, etwa zu Bildungsabschluss, Berufstätigkeit oder den Gründen für die Wahlentscheidung.

Damit ermöglichen die Nachwahlerhebungen auch weitere Analysen des Wahlergebnisses, etwa zur Wählerwanderung und dem Wahlverhalten nach Altersgruppe, Geschlecht oder Bildungsabschluss.

Regelmäßige Zwischenauswertungen bis 18 Uhr

Insgesamt rechnen die Wahlforscher bei der Bundestagswahl mit 50.000 bis 70.000 ausgefüllten Fragebogen, davon 8.000 bis 11.000 ausführliche Exemplare.

Im Gegensatz zu den Wahlurnen werden die blauen Boxen mit den Nachwahlbefragungen im Laufe des Tages regelmäßig geöffnet und die Zwischenergebnisse an die Datenzentrale von Infratest dimap gemeldet. Bis zur Schließung der Wahllokale um 18 Uhr kann damit die erste Prognose errechnet werden.

63 der ausgewählten Wahllokale liegen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Eine kleinräumigere Schätzung nach Bundesländern oder Regionen gibt es nicht, da diese mit größeren Unsicherheiten verbunden sind. Den Wahlforschern zufolge fällt beispielsweise der Anstieg der Briefwahl regional sehr unterschiedlich aus.

Briefwahlstimmen als Herausforderung

Damit die Prognose dem Wahlergebnis tatsächlich möglichst nahe kommt, erstellen die Statistiker vor jeder Wahl ein Modell, um auch die Stimmen derjenigen zu berücksichtigen, die nicht an den Befragungen teilnehmen. Dazu zählen Menschen, die es nach der Abstimmung eilig haben, pandemiebedingte Bedenken haben oder die so spät wählen gehen, dass sie für die Befragung nicht mehr berücksichtigt werden können.

Dieses Mal sorgen besonders die Briefwahlstimmen für Spannung. Bei den bisherigen Wahlen seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie waren sie bereits deutlich gestiegen. Aber schon vorher hatte der Anteil der Briefwähler zugenommen: Bei der vergangenen Bundestagswahl 2017 war es bereits fast jeder Dritte.

Hochrechnungen berücksichtigen auch Auszählungen

In die Hochrechnungen im Laufe des Wahlabends fließen dann auch die ausgezählten Ergebnisse ein. Infratest dimap entsendet dazu 205 Korrespondenten, die nach 18 Uhr Wahlergebnisse aus Briefwahlbezirken übermitteln. Auch diese Daten werden wieder gewichtet und nach dem entsprechenden Modell die Hochrechnungen erstellt. Bei dieser Wahl wird die erste Hochrechnung allerdings deutlich später als sonst erwartet, da die Wahlforscher warten wollen, bis es belastbare Zahlen unter Einberechnung der Briefwahl gibt.

Deren Auszählung beansprucht generell mehr Zeit, da jeder Wahlbrief auf seine Gültigkeit überprüft werden muss. Erst danach dürfen die Wahlhelfer und Wahlhelferinnen den Brief mit dem Wahlschein öffnen und zählen. Zudem dauert die Auszählung unter Hygienevorschriften länger.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 26. September 2021 | 08:00 Uhr