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EnergiewendeTennet will deutsches Stromnetz an Bundesregierung verkaufen

10. Februar 2023, 17:56 Uhr

Der Netzbetreiber Tennet will mit der Bundesregierung über den Verkauf seines deutschen Stromnetzes an den Staat verhandeln. Grund sind notwendige Investitionen für die Energiewende. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, man begrüße den geplanten Verkauf. Tennet-Eigentümer ist der niederländische Staat.

Der flächenmäßig größte Stromnetzbetreiber in Deutschland, Tennet, hat sich zu einem Verkauf seines deutschen Stromnetzes an die Bundesregierung bereit gezeigt. Tennet beabsichtige, "Gespräche mit der deutschen Regierung aufzunehmen, um die Möglichkeit eines vollständigen Verkaufs der deutschen Aktivitäten (...) zu akzeptablen Bedingungen auszuloten", erklärte das Unternehmen am Freitag. Der Netzbetreiber befindet sich vollständig im Besitz des niederländischen Staates.

Bundesregierung möchte Tennet-Netz wegen Energiewende kaufen

Die Bundesregierung strebt eine Übernahme der Deutschland-Sparte von Tennet an. Hintergrund ist die Energiewende: Deutschland will den Ausbau von Stromtrassen insbesondere von Norden nach Süden stark beschleunigen, um mit Windkraftanlagen in der Nordsee produzierten Strom zu transportieren. Dass ein Großteil der Finanzierung mit der niederländischen Regierung ausgehandelt werden muss, weil diese über Tennet das deutsche Stromnetz besitzt, ist der Bundesregierung schon länger ein Dorn im Auge.

Das Bundeswirtschaftsministerium begrüßte den Vorstoß Tennets am Freitag ausdrücklich. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte, in Deutschland sei vor allem das Tennet-Netzgebiet von den Ausbauplänen der Bundesregierung betroffen. Man führe seit Oktober Gespräche mit der niederländischen Regierung: "Diese dauern an."

Tennet sagte zur Begründung seiner Verkaufsbereitschaft, sowohl die niederländische als auch die deutsche Regierung zögen es vor, ihre jeweiligen nationalen Stromnetze zu finanzieren, kontrollieren und besitzen. Den Eigenkapitalbedarf für den notwendigen Ausbau in Deutschland beziffert Tennet auf 15 Milliarden Euro. Das Unternehmen schränkte allerdings ein, dass die niederländische Regierung "noch keine endgültige Entscheidung getroffen hat". Die nächsten Schritte würden "in enger Zusammenarbeit" mit Den Haag unternommen.

FDP gegen "Staatsmonopole"

Zuspruch für die Pläne kam von den Linken: "Stromnetze gehören in öffentliche Hand", erklärte deren Bundestagsabgeordneter Klaus Ernst. Die FDP hingegen wandte sich gegen eine dauerhafte Verstaatlichung des Netzes. "Eine mögliche Übernahme der deutschen Tennet-Tochter darf nur ein Zwischenschritt sein", forderte der FDP-Energiepolitiker Michael Kruse. Die Bundesregierung müsse in diesem Fall an einer Vergabe an Private arbeiten. "Staatsmonopole sind nicht in der Lage, die hier nötigen Innovationen zu erbringen."

Staatsmonopole sind nicht in der Lage, die hier nötigen Innovationen zu erbringen.

Michael Kruse | FDP-Energiepolitiker

In Deutschland ist Tennet einer von vier Übertragungsnetzbetreibern. In Deutschland und den Niederlanden zusammen betreibt das Unternehmen nach eigenen Angaben 24.500 Kilometer Hoch- und Höchstspannungsleitungen. Das deutsche Tennet-Gebiet ist das flächenmäßig größte der vier Betreiber und reicht in einem Nord-Süd-Korridor von der Nordsee bis zur österreichischen Grenze.

dpa/AFP/Reuters (jan)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 10. Februar 2023 | 10:30 Uhr