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In Sachsen-Anhalt dürfen die Geschäfte an zwei Adventssonntagen ihre Türen öffnen (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / Ina Peek

Öffnungszeiten im AdventVerkaufsoffene Sonntage: Vier im Jahr reichen Händlern aus

30. November 2022, 17:30 Uhr

Sonntags noch schnell Last-Minute-Geschenke einkaufen? Auch in diesem Jahr werden viele Einzelhändler in Mitteldeutschland ihren Kunden wieder diese Möglichkeit bieten. Die Politik will das Sonntagsshopping teilweise sogar noch ausbauen. Ladenbesitzer winken ab: Wegen der Energiekrise seien schnelle und unbürokratische Nothilfen viel wichtiger.

Weihnachtlich geschmückte Innenstädte verbreiten derzeit eine heimelige Stimmung. Trotz der Energiekrise und hoher Inflation funkelt und leuchtet es fast überall. Und natürlich sollen die vielen Lichter auch möglichst viele Menschen in die Geschäfte locken. Traditionell ist die Weihnachtszeit für die vielen Einzelhändler Hochsaison. "Wie es eigentlich bei uns üblich ist: Mit der Eröffnung des Weihnachtsmarktes nach dem Totensonntag ist bei uns im Geschäft alles weihnachtlich geschmückt und wir konzentrieren uns voll und ganz auf das Weihnachtsgeschäft", erzählt Karin Pachur (59) im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. Sie betreibt seit 30 Jahren in der Magdeburger Innenstadt ein Geschäft für Damenmode.

Wie viele andere Händler, öffnet Modehändlerin Pachur ihr Geschäft auch an zwei Adventssonntagen. So will sie auch den Menschen, die unter der Woche keine Zeit haben – weil sie vielleicht im Job besonders eingespannt sind und sich in der knappen Freizeit lieber um die Familie kümmern möchten – die Möglichkeit zu bieten, Geschenke zu besorgen. So begründen Händlerverbände die Zusatzöffnung. "Gerade an dem Sonntag kurz vor Weihnachten machen wir gute Umsätze", sagt Pachur.

Verkaufsoffener Sonntag: Viermal jährlich erlaubt

Die Regeln für die Sonntagsöffnung sind in Mitteldeutschland überraschend einheitlich: An vier Sonntag im Jahr dürfen Geschäfte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ihre Türen öffnen. Teilweise entscheiden die Gemeinden (Sachsen) über die genauen Termine, teilweise geben die Länder diese vor. Trotzdem gibt es immer wieder Streit um die Frage, wann und wie oft die Geschäfte ihre Türen an Sonn- und Feiertage öffnen dürfen.

Erst im Mai hatten Vertreter der schwarz-rot-gelben Koalition in Magdeburg angekündigt, in den kommenden beiden Jahren jeweils bis zu sechs statt bislang vier verkaufsoffene Sonntage ermöglichen zu wollen. Die Folgen der Folgen der Corona-Pandemie sollten so abgefedert werden. Außerdem soll ein neuer "Sachgrund" für Öffnungen von Verkaufsstellen verankert werden.

Dabei scheinen die Konfliktlinien meist klar verteilt: Kirchen und Gewerkschaften dagegen, Händler und Politik dafür. Doch spätestens seit der Energiekrise hat sich da etwas verschoben. "Die Sonntage in der Weihnachtszeit nehme ich gerne mit, zusätzlich muss ich nicht an einem Sonntag öffnen", sagt Modehändlerin Karin Pachur. Da stimmt auch René Glaser auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT zu. Glaser ist Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband Sachsen e.V. und sagt, aus seiner Sicht könne "die Anzahl an sich beibehalten werden".

Ausweitung der Öffnungszeiten bringt keinen Nutzen

Auch die Handelsverbände in den anderen beiden mitteldeutschen Ländern wollen für ihre Mitglieder keine zusätzlichen Möglichkeiten, Geschäfte an Sonn- oder Feiertagen zu öffnen. "In Thüringen und Sachsen-Anhalt sind vier verkaufsoffene Sonntage ausreichend", teilt Knut Bernsen mit, der Geschäftsführer der Handelsverbände Thüringen und Sachsen-Anhalt. Vielmehr brauche der Einzelhandel angesichts der aktuellen Energiekrise ein effektives Belastungsmoratorium.

Ansonsten drohe durch neue Gesetze und einen weiteren Zuwachs an Bürokratie eine massive Überforderung vieler Händler. Für die Unternehmen sei es vor dem Hintergrund der gestiegenen Energiekosten deshalb auch von großer Bedeutung, "dass schnell und vor allem unbürokratisch Notfallhilfen zur Verfügung stehen", fordert der sächsische Handelsverband.

Für die Öffnung der Geschäfte an Sonntagen sei viel wichtiger, dass die, wenn sie einmal angekündigt ist, auch durchgeführt werden. In der Vergangenheit sei es oft so gewesen, dass Gerichte die Sonntagsöffnung für rechtswidrig erklärt hätten. "Diese kurzfristigen Absagen kosten den Einzelhandel viel Geld und schaden dem Image", erklärt René Glaser vom sächsischen Handelsverband.

Verkaufsoffene Sonntage bedeuten Aufwand

Dazu komme, dass der Aufwand für die Prozesse rund um die verkaufsoffener Sonn- und Feiertage inzwischen so groß sei, dass Einzelhändler und Kommunen mittlerweile davon Abstand nehmen würden, verkaufsoffene Sonn- und Feiertage überhaupt zu beantragen beziehungsweise festzusetzen. Deshalb fordert Knut Bernsen auch, dass die Regeln "rechtssicher durch den Landesgesetzgeber gestaltet" sein müssten. Und wenn schon die Regeln über die Sonntagsöffnung geändert werden sollen, sei es viel sinnvoller, die konkreten Anlässe, an denen die Geschäfte öffnen dürfen, zu streichen, findet Glaser.

Landtag soll über Ausweitung abstimmen

Dazu kommt noch ein anderes Problem. "Jeder Einzelhändler muss schauen, wie er das mit dem Personal organisiert bekommt", macht Modehändlerin Pachur klar. Der Landtag in Magdeburg wird trotzdem über die begrenzte Ausweitung der Sonntagsöffnung abstimmen, ist aus dem Wirtschaftsministerium zu hören. Auch wenn Händler wie Karin Pachur darauf keinen Wert legen. Sie freut sich auf die anstehende Adventszeit, auf den intensiven Austausch mit den Kunden. "Wir sind alle soziale Wesen und der Kontakt mit den Menschen motiviert mich jeden Morgen aufzustehen."

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MDR (Hannes Leonard), dpa

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 02. Dezember 2022 | 07:00 Uhr

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