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Ein Jahr CoronaVon optimistisch bis pessimistisch: Wie sich Meinung und Stimmung im Lauf der Krise verändert haben

14. März 2021, 07:00 Uhr

Vor einem Jahr breitete sich Corona in Deutschland aus. Wie hat das Virus die Stimmung in Mitteldeutschland verändert? Wie geht es den Menschen heute, wie ging es ihnen vor einem Jahr - psychisch, aber auch finanziell? Und was haben 12 Monate Krisenmanagement der Regierung mit dem Vertrauen der Bevölkerung in die Politik gemacht? Bei MDRfragt haben wir Vergleichsdaten aus unseren Corona-Befragungen zusammengetragen und für Sie aufbereitet.

von Claudia Reiser, MDRfragt-Redaktionsteam

Am 11. März 2020 hat die Weltgesundheitsorganisation die Pandemie ausgerufen. Kurz darauf, Ende März 2020, wollten wir zum ersten Mal von den MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern wissen, ob sie von einem baldigen Ende dieser Situation ausgehen. Und schon zum damaligen Zeitpunkt waren die meisten überzeugt, dass uns Corona noch lange beschäftigen wird: 57 Prozent glaubten nicht daran, dass die Krise schnell überstanden sein wird.

Mit dem Ende der ersten Welle, als die Infektionszahlen deutlich nach unten gingen, wurden diverse Maßnahmen gelockert oder ganz aufgehoben - die Menschen in Mitteldeutschland verlebten einen weitgehend normalen Sommer. Entsprechend stieg auch die Hoffnung der MDRfragt-Gemeinschaft: Anfang Juni war die Mehrheit zuversichtlich, dass wir die Pandemie bald besiegt haben werden.

Doch der Optimismus war nur von kurzer Dauer. Wenig später stiegen die Infektionszahlen wieder an - und mit ihnen auch der Pessimismus. Ein Tiefstwert war im November erreicht: Die zweite Welle war da, mit ihr der zweite Lockdown - und Berichte über Corona-Mutationen im Ausland machten die Runde.

Mit Ankündigung und Start der Corona-Impfungen im Dezember wurden die Menschen wieder etwas zuversichtlicher. Ein Effekt, der erneut nur kurz anhielt und in Anbetracht der sich nach und nach abzeichnenden Problemen bei der Impfung wieder abflaute. Aktuell sagen 74 Prozent, dass sie sogar glauben, Corona werde uns auch 2022 noch im Griff haben.

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Stimmungstief im Januar

Einen ähnlichen Verlauf gibt es bei der Stimmung der Menschen: Auch hier kann man die einzelnen Stationen der Pandemie gut erkennen. Ende März gaben 81 Prozent an, dass es ihnen gut gehe. Dann kam der Sommer, Corona geriet etwas aus dem Blickfeld - und die Stimmung der Menschen ging nach oben. Das änderte sich mit Beginn des Corona-Herbstes wieder. Die Stimmung erreichte ihren Tiefpunkt, als die Menschen im trüben Januar mehrere Wochen Lockdown hinter sich hatten, die Impfungen nur schleppend voran gingen und es zunächst kaum Aussicht auf Besserung gab. Nun, mit den ersten Öffnungen, hat sich die Stimmung wieder leicht verbessert. Aktuell gibt ein knappes Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, dass es ihnen schlecht geht. 70 Prozent geht es gut.

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Knapp jedem Fünften geht es finanziell schlechter

Für Viele ist die Coronakrise auch eine finanzielle Krise - Kurzarbeit und die Schließung ganzer Branchen treffen viele Berufstätige. Gleichzeitig ließen die Hilfspakete mitunter lange auf sich warten - und nicht jeder, ist anspruchsberechtigt. Etliche fallen durchs Raster. In der MDRfragt-Gemeinschaft hat knapp jeder Fünfte angegeben, dass es ihm seit Beginn von Corona finanziell schlechter geht. Daran hat sich im Verlauf der Pandemie kaum etwas geändert. Hier erzählen MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer von ihren persönlichen Erfahrungen.

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Klarer Vertrauensverlust in die Politik

Die schleppende Auszahlung der Hilfsgelder - nur ein Aspekt, den im vergangenen Jahr viele Menschen in Deutschland der Politik zum Vorwurf gemacht haben. Weitere Beispiele: Fehlte zu Beginn der Pandemie Schutzausrüstung wie etwa Masken, fehlen aktuell Impfstoffe und Schnelltests.

Corona ist für die Regierung eine nie dagewesene Herausforderung. Die MDRfragt-Gemeinschaft zeigte sich zunächst sehr zufrieden mit dem Handeln der Politik. Ende März vertrauten 60 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass in Berlin die richtigen Entscheidungen im Kampf gegen Corona getroffen werden. Dieses Vertrauen stieg weiter an, als sich abzeichnete, dass Deutschland vergleichsweise gut durch die erste Welle kam. Doch je länger die Schließungen andauerten, umso unzufriedener wurden die Menschen. Seit Beginn der zweiten Welle mit all ihren Problemen - etwa dem Impfstoffmangel - sinkt das Vertrauen der Bevölkerung nun deutlich. Aktuell glauben nur 39 Prozent der MDRfragt-Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass die Bundesregierung in der Krise die richtigen Entscheidungen trifft.

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Regeln werden immer weniger akzeptiert

Dazu passt, dass auch der Rückhalt für die von der Politik beschlossenen Maßnahmen sinkt. Ein Grund dürften nach einem Jahr Corona sicher gewisse Ermüdungserscheinungen sein. Aber viele MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer halten die Regelungen auch schlicht für unlogisch und schwer nachvollziehbar. Entsprechend wollen sich auch immer weniger daran halten. Haben im Mai, als wir das erste Mal danach gefragt haben, 60 Prozent angegeben, ihre Bereitschaft, sich an die Maßnahmen zu halten, sei ungebrochen hoch, sind es inzwischen nur noch 50 Prozent.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 14. März 2021 | 19:30 Uhr