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EinsamkeitKeine Angehörigen: Wer sich um die Beerdigung kümmert

12. Januar 2023, 19:49 Uhr

Die Menschen werden älter und damit steigen auch die Probleme. Viele Senioren klagen über Einsamkeit, weil Partner oder Freunde schon gestorben sind. Einsamkeit im Leben bedeutet auch: Einsamkeit im Sterben. Fehlen Angehörige organisieren die Gemeinden die Bestattung der Toten.

Fehlen Freunde oder Angehörige, ist auch im Sterbefall niemand zur Stelle, um sich um den Verstorbenen zu kümmern. In solchen Fällen organisieren die Kommunen, meist die Ordnungsämter, die Bestattung und übernehmen auch die Kosten. Die Stadt Halle hat dafür im Jahr 2021 knapp 200.000 Euro ausgegeben, teilt die Verwaltung auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mit. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es dagegen nur 144.000 Euro.

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Die Stadt Dessau-Rosslau hat kürzliche die Mittel für solche Beisetzungen aufgestockt, berichtete die Mitteldeutsche Zeitung. Notig war dieser Schritt, weil die Stadt immer mehr Beerdigungen bezahlen muss. Bezahlt wird dann eine ortsübliche Beerdigung. In Sachsen-Anhalt ist das meist eine Urnenbestattung, außer der Tote hat etwa aus religiösen Gründen eine andere Bestattungsform gewünscht.

Beigesetzt werden die Toten meist in einem anonymen Grab. "In jedem Fall ist eine würdevolle Bestattung für uns das Wichtigste", sagt Bestattermeister Mattes Schmidt aus Laucha im Burgenlandkreis im MDR SACHSEN-ANHALT-Interview. "Es ist schließlich auch für uns privat schade, wenn jemand ganz anonym seine letzte Ruhe findet."

Viele Senioren fühlen sich einsam

Fakt ist: Die Menschen in Sachsen-Anhalt werden älter. Und häufig sind die Menschen zum Ende ihres Lebens alleine. Nach einer repräsentativen Umfrage des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus dem vergangenen Jahr beschreiben sich 22 Prozent der Senioren ab 90 Jahren als einsam. Dabei seien deutlich mehr Frauen (15 Prozent) von Einsamkeit im Alter betroffen als Männer (7 Prozent). Besonders häufig fühlen sich der Umfrage zufolge Senioren einsam, die in Heimen wohnen.

"Für ältere Menschen ist die Einsamkeit ein großes Problem", sagt auch Juliane Vopel im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. Sie leitet bei den Maltesern in Magdeburg das Projekt "Miteinander – Füreinander". Ziel von Vopel und ihren Mitstreitern ist es, das Thema Einsamkeit im Alter in die Öffentlichkeit zu bringen und Betroffenen zu helfen.

Einsamkeit gefährdet die Gesundheit

Die Malteser bieten beispielsweise an drei Standorten in Sachsen-Anhalt (Weißenfels, Haldensleben und Ballenstedt) Seniorencafes an. Dort können ältere Menschen niedrigschwellig bei Kaffee und Kuchen mit anderen Menschen in Kontakt kommen. Schließlich sind die Folgen von Einsamkeit gravierend: Sie macht krank, warnen viele Experten. Deshalb wurden zuletzt viele Initiativen gestartet, um dem Problem zu begegnen.

Für Bestatter Schmidt und seine Angestellten geht es immer darum "die Würde des Verstorbenen zu wahren". Heißt: Auch bei einer Bestattung ohne Angehörige und Freunde erscheinen Schmidts Mitarbeiter im Anzug auf dem Friedhof. Die Grabstelle wird ansehnlich hergerichtet und fotografiert, falls später doch noch Angehörige oder Bekannte die Urne sehen wollen.

Gelegentlich komme es auch vor, dass Nachbarn oder entfernte Bekannte an den Beisetzungen teilnehmen, erzählt Schmidt. Manchmal würden sie sogar eine Traueranzeige in der Zeitung oder Blumenschmuck bezahlen, gerade abseits der Großstädte komme das immer mal wieder vor. Zweimal verneigen sich Schmidts Kollegen vor dem Verstorbenen in der Urne während der kleinen Zeremonie.

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dpa, MDR (Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT | 14. Januar 2023 | 07:30 Uhr

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