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AltmarkKinder sorgen für Wildbienen-Futter auf Ritzlebener Friedhof

22. Oktober 2022, 15:12 Uhr

Dank des Engagements vieler Freiwilliger ist der Friedhof in Ritzleben zu einem Ort des dörflichen Miteinanders geworden. Sogar ein Konzert hat dort schon stattgefunden.

Die Ritzlebener Kinder Nele, Mattis, Enno, Friedrich, Toni, Fiete und Rieke pflanzen heute hunderte Blumenzwiebeln. Dabei wissen die Kids schon ganz genau: Rund um ihren Dorffriedhof gibt es wieder viele Wildbienen. Die werden sehr hungrig sein, wenn sie aus dem Winterschlaf erwachen. Krokusse, Wildtulpe oder kleine Narzissen: Was die Kinder einbuddeln, hilft den Wildbienen im Frühjahr, schnell zu Kräften zu kommen.

Die Aktion ist Teil des Projekts "Lebendiger Friedhof Ritzleben". Seit drei Jahren erblüht das Gelände rings um die Feldsteinkirche in den warmen Monaten. Angeleitet von einer Wildbienenexpertin haben die Dorfkinder ein Wildbienenhaus errichtet und dabei einiges über die summenden Nützlinge gelernt. Für die engagierten Ritzlebener gab es dafür nun sogar den #beebetter-Award, der ihr besonderes Engagement zum Schutz der Bienen, insbesondere der bedrohten Wildbienen, auszeichnet. Vom Preisgeld haben die Ritzlebener sofort neue Blumenzwiebeln gekauft und umgehend eingepflanzt. Zudem ist eine Wildrosenhecke geplant.

Vielfalt der Wildbienen ist atemberaubend, aber sie sind ernsthaft bedroht

Die Idee für den "Lebendigen Friedhof Ritzleben" stammt von Dorfbewohnerin Katja Kleinau. Vor acht Jahren zog sie mit ihrer Familie von Hamburg zurück in ihren 60-Seelen-Heimatort in der Altmark und erinnerte sich: Als Kind spielte Kleinau gerne auf dem Ortsfriedhof, denn überall summte und blühte es. Doch die Rückkehrerin musste feststellen, dass auf dem Friedhof nun ständig gemäht wurde –­ Wildblumen und Insekten hatten es daher schwer.

Dorfkinder mähen rund um die Gräber

Auf der Blühwiese rund um die Kirche fühlen sich nun unzählige Insekten wohl. Wilde Kräuter dürfen wachsen und sind jetzt eine herrliche Bienenweide. Lediglich dort, wo die Grabsteine stehen, wird der Rasen kurzgehalten. Dabei übernehmen die etwas älteren Dorfkinder sogar die Mäharbeiten. Darüber hinaus erklärt eine Schautafel, worauf es beim Artenschutz ankommt. Die Ritzlebener um Katja Kleinau haben auf dem Friedhof aber noch mehr vor. So sind eine Bienentränke und ein Totholzhaufen in Planung.

Ein Friedhof, der Leben schenkt

Gemeinsam mit Pastorin Maria Eichenberg und der Kirchgemeinde wurde der Friedhof schnell mehr als ein Platz, um den Toten zu gedenken. Seither entwickelt sich der Dorffriedhof zu einem Ort, der dem Leben zugewandt ist, der Leben schenkt und es bereichert. Pfarrerin Maria Eichenberg freut sich, dass die Dorfkinder den Ritzlebener Friedhof inzwischen als etwas völlig Alltägliches und Positives angenommen haben.

Wildbienenhaus über Schöpfungsgeschichte und Naturschutz

Das Wildbienenhaus errichteten die Dorfkinder, angeleitet von einer Wildbienenexpertin. Nun erzählt es von der Schöpfungsgeschichte und sensibilisiert gleichzeitig für mehr Biodiversität. Unterstützt werden Kinder und Kirchgemeinde von den Naturschützern des "Naturerbevereins Vissum". Der hat bei der Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz des Landes Sachsen-Anhalt, kurz SUNK, Fördergeld beantragt, mit dem alle Tischlerarbeiten bezahlt werden konnten. Dazu zählen neben Insektenhotel und Schautafel auch Nistkästen für Turmfalken und Schleiereulen im Kirchturm, die der Naturerbeverein installiert hat.

Friedhof als Lebensort

Für Katja Kleinau ist der blühende Friedhof vor allem auch ein Ort, an dem dörfliches Miteinander stattfindet. Vom Foto-Wettbewerb über Grabformen, einer Informationsveranstaltung zu alternativen Bestattungsformen bis hin zum Konzert – all das findet inzwischen auf dem Ritzlebener Friedhof statt. Zum Auftakt spielte im Mai 2022 das "Rumpelkammerensemble" vor malerischer Feldsteinkirche inmitten der bunten Wildblumenwiese.

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Auch am "Tag des Friedhofs" war in und um die Kirche viel los. Im Kirchinneren untermalten Max Heckel und Dietrich Eichenberg mit ihren Liedern übers Leben, Sterben und den Friedhof die wertvollen, spätgotischen Wandmalereien. Im Außenbereich genossen Besucher und Dorfkinder das naturbelassene, malerische Ambiente ihres Friedhofs.

Was ist das beste Wildbienenfutter?Für Wildbienen kommen viele einheimische Blütenpflanzen als Nektar- und Pollenquelle in Frage. Allerdings müssen die Blüten für die Bienen zugänglich sein, das bedeutet „ungefüllt“. Dahlien, Astern oder Ringelblumen zum Beispiel haben „gefüllte“ Blüten. Ihre Nektardrüsen sind daher für viele heimische Insekten nicht zugänglich.

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MDR (Carina Emig, Hannes Leonard)

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