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Marthahaus HalleMit 80 Jahren ins Pflegeheim – aber als Bufdi

11. April 2023, 11:18 Uhr

Mit 80 Jahren ist Manfred Duncker der älteste Bundesfreiwillige Mitteldeutschlands. Im Pflegeheim Marthahaus in Halle arbeitet er fünf Tage die Woche – teilweise mit Menschen, die jünger sind als er. In dem Pflegeheim hat er sich nach dem Tod seiner Frau beworben. Wenn seine Zeit im Marthahaus vorbeigeht, will er sich weiter engagieren.

Manfred Duncker 80 Jahre alt. Fünf Tage die Woche geht er ins Pflegeheim – allerdings nicht als Pflegebedürftiger. Duncker ist Bundesfreiwilligendienstler, ein sogenannter Bufdi. Er ist der älteste Bundesfreiwillige Mitteldeutschlands. Im Pflegeheim Marthahaus in Halle schiebt er teilweise Pflegeheim-Bewohner im Rollstuhl vor sich her, die jünger sind als er. "Viele sind hier körperlich stark beeinträchtig oder finden die Wege nicht mehr, weil sie dement sind", erzählt der gebürtige Berliner während seines morgendlichen Rundgangs im Pflegebereich des Hauses.

Insgesamt 130 Senioren wohnen in dem Haus. Sechs sogenannte Bufdis unterstützen das Pflegeteam bei der Pflege der Bewohner. Der jüngste, sagt Norbert Kreis, der das Haus leitet, ist 17 Jahre alt. 63 Lebensjahre trennen ihn vom 80-jährigen Duncker.

Sich engagieren statt versacken

Statt von Montag bis Freitag arbeitet Duncker auf eigenen Wunsch hin von Dienstag bis Samstag. Denn am Samstag wartet jede Woche ein besonderes Ereignis auf ihn: "Samstags bringe ich die Bewohnerinnen und Bewohner nicht nur – wie sonst immer morgens – zur Andacht, ich ziehe meinen mittlerweile 55 Jahre alten Talar an und halte die Andacht selbst", sagte Duncker. Als er jünger war, habe er zuerst als Bergmann und später als Gemeindepädagoge gearbeitet.

Im Marthahaus hat er sich vor einem Jahr nach dem Tod seiner Frau beworben. Bis zuletzt habe er sie zu Hause gepflegt. Danach, sagt Duncker, habe er zwei Möglichkeiten gehabt: "Ich hätte den ganzen Tag Kreuzworträtsel lösen oder in der Kneipe versacken können. Oder: Ich engagiere mich." Der Pflegeheimleiter Kreis sagt, einen Bufdi im Alter von Duncker habe er noch nie in seinem Haus gehabt – schon gar keinen, der in dem Alter noch so fit war. Nur gelegentlich müssten Kreis und sein Team darauf achten, dass es nicht zu viel werde für Duncker.

Duncker, sagt Kreis, habe sich schon vor seiner Zeit im Marthahaus engagiert: "Herr Duncker war schon beim DLRG, bei der Arbeiterwohlfahrt – ach, der hat schon so vieles gemacht", sagte Kreis. Auch deswegen sei der einstige Bergmann eine Bereicherung sowohl für die Bewohner als auch für das Pflegepersonal. "Herr Duncker hat, weil er schon so viel gemacht hat und natürlich auch, weil er seine Frau gepflegt hat, schon so viel Erfahrung im Umgang mit den Bewohnern – da kann er immer wieder gute Tipps geben."

Nächster Stopp: Kinderhospiz oder Seelsorger

Auch Duncker genießt die Zeit im Marthahaus: "Die Arbeit erfüllt mich, immerhin bekommt man ja auch viel Dankbarkeit – zum Beispiel in Form eines kleinen Schnaps – zurück", sagte er. Nur ein Problem sei ihm schon öfter begegnet – so wie neulich. "Der Postbote war da und ich wollte das Paket entgegen nehmen. Und dann wollte der mir das nicht geben, weil er mir nicht geglaubt hat, dass ich kein Bewohner bin", erzählte Duncker schmunzelnd.

Im Sommer geht seine Zeit im Marthahaus zu Ende. Duncker hat schon große Pläne für danach: "Meine Freundin und ich machen Urlaub und dann habe ich mir schon zwei neue Möglichkeiten ausgesucht: Entweder ich gehe ins Kinderhospiz oder als Seelsorger ins Uniklinikum."

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MDR (Alisa Sonntag), dpa | Zuerst veröffentlicht am 06.04.2023

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. April 2023 | 14:30 Uhr

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