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Am Sonnabend kamen hunderte Leipziger in die Kongresshalle am Zoo, um bei der Auktion des Fundbüros das ein oder andere Schnäppchen zu ergattern. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler

Drei, zwei, eins - meinsAuktion: Versteigerung von Fundsachen in Leipzig

27. April 2024, 19:28 Uhr

Im Leben kann jeder von uns so einiges verlieren. Mal sind es die Hausschlüssel, mal das Handy oder die Sportsachen, die aus Versehen und völlig ungewollt liegen gelassen werden. In der Regel landen diese Dinge beim Fundbüro. Damit dort die Lager nicht aus allen Nähten platzen, kommt das Besitzlose von Zeit zu Zeit unter den Hammer. So geschehen am Sonnabend in Leipzig.


Holger Schindler ist mit Tocher Vanessa und Sohn Paul zur Auktion des Leipziger Fundbüros gekommen. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler



Schon eine Stunde bevor es losgeht, steht Holger Schindler mit seinen beiden Kindern Vanessa und Paul vor der Leipziger Kongresshalle am Zoo. Schindler ist ein geübter Schnäppchenjäger. Nicht zum ersten Mal ist er bei Auktionen dabei, wie er MDR SACHSEN erzählt. "Wir haben schon einmal Babysachen für Vanessa ersteigert. Und es waren gute Sachen dabei. Windeln, Kosmetik für Babys, da waren wir gut dabei." Heute haben der Familienvater und sein zehnjähriger Sohn ein Auge auf eine der Überraschungskisten geworfen: Das Gebot A49 mit dem Titel "Marke Eigenbau - das Handwerkerpaket".

Enormer Zuspruch und viele gespannte Gesichter

Inzwischen füllt sich der Platz vor der Leipziger Kongresshalle. Mehrere Hundert Menschen haben sich eingefunden. Neben erprobten Bietern wie Holger Schindler sind auch viele gekommen, die noch nie bei einer Auktion dabei waren. Ramona Schulter zum Beispiel. Sie spekuliert auf eines der Fahrräder. Ihr Sohn soll das bekommen. Aber auch die Überraschungspakete findet sie spannend. "Das macht gerade den Reiz aus, dieses Kitzeln, dieser Überraschungseffekt."

Das macht gerade den Reiz aus, dieses Kitzeln, dieser Überraschungseffekt.

Ramona Schulter

Auch Andrea Scheffler hat noch nie bei einer Versteigerung mitgemacht. Auf ihrem Wunschzettel steht ein Damenrad. Was Sportliches soll es sein. Ein Limit hat sie sich nicht gesetzt. Was sie als günstig empfindet, will sie ersteigern.

Drahtesel und jede Menge Überraschungen

70 Fahrräder stehen brav aufgereiht im großen Saal des Kongresszentrums und warten auf neue Besitzer. "Es ist alles quer durch die Bank vorhanden, Mountainbikes, Rennräder, Damen- und Herrenräder, und Kinderfahrräder", erzählt Sarah Lerch, Chefin des Leipziger Fundbüros.

Sarah Lerch leitet seit Januar 2023 das Fundbüro im Technischen Rathaus. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler

Neben den Fahrrädern stehen am Kopfende des Saals viele Rucksäcke, Taschen und Kartons. Lerch und ihr Team haben sie nach Themen zusammengestellt. Reinschauen dürfen die Bieter nicht. Dafür lassen die Namen der Überraschungspakete erahnen, was sich darin befinden könnte. Das Paket "Hör mal, wer da hämmert" hat Brauchbares für Heimhandwerker, "Es geht los" verspricht die Ausstattung für die erste Wohnung und im Paket "Die Sonne kommt" scheint Nützliches für den Garten zu stecken. Kurioses ist heute nichts mit dabei. Dennoch gibt es auch solche Fälle, wie die Funbdbüro-Chefin Lerch erzählt. "Mein Lieblings Anruf war jemand, der bei einem Umzug, den er mit der LVB gemacht hatte, seinen Wäschetrockner verloren hatte." Ob sie sich manchmal noch fragt, warum Dinge verloren gehen? "Die Frage, wie man generell manche Sachen verlieren kann, die stellen wir uns im Fundbüro eigentlich auch nicht mehr."

Die Frage, wie man generell manche Sachen verlieren kann, die stellen wir uns im Fundbüro eigentlich auch nicht mehr.

Sarah Lerch | Leiterin Fundbüro Leipzig

Drei, zwei, eins - meins Auktion des Leipziger Fundbüros

Mehr als 880 Interessierte kamen am Sonnabend in die Kongresshalle am Zoo, um bei der Auktion des Fundbüros vielleicht das ein oder andere Schnäppchen zu ergattern. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler
Andrea Scheffler war noch nie bei einer Versteigerung dabei (das Maskottchen vom Zoo wohl auch noch nicht). Sie würde gerne auf eines der Damenräder bieten. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler
Die Überraschungspakete haben es Ramona Schulter angetan. Nicht zu wissen, was in dem Rucksack oder Paket ist, das macht die ganze Sache so schön aufregend, findet sie. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler
Jeder, der mitbieten will, bekommt eine Bieterkarte mit einer Nummer darauf. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler
Alle Zweiräder wurden vom Netzwerk kleiner Werkstätten aufbereitet, sind fahrtüchtig, können aber auch den ein oder anderen kleinen Mangel haben. Die Räder sind allerdings keine Fundsachen sondern wurden von der Polizei sichergestellt. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler
In der Kiste mit der Nummer A49 und dem Titel "Marke Eigenbau - das Handwerkerpaket" gab es alles rund ums Handwerkern. Unter anderem eine Bohrmaschine. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler
Mobiltelefone wurden ebenso versteigert. Die elektronische Ware wurde allerdings in der Regel ohne Ladekabel feilgeboten. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler
Der Koffer mit der Gebotsnummer A41 ist ideal für die Urlaubszeit. Unter dem Titel "Ey, ab in den Süden" enthielt das Gepäckstück alles für Pauschalreisen zu zweit. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler
Peer Heinzmann fungierte als Auktionator. Wie für manchen Besucher war die Versteigerung für ihn auch völliges Neuland. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler
Für 60 Euro gab es einen Rucksack voller Babysachen. Ersteigert haben ihn Vanessa und Frieder, die in einer Woche Eltern werden. Welch Glück, es wird ein Mädchen. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler

Drei, zwei, eins - meins

Normalerweise sitzt Peer Heinzmann im Büro des Ordnungsamtes, hat eher einen Stempel in der Hand als einen Auktionshammer. Doch heute hat er sein Arbeitsgerät getauscht, wird er zum ersten Mal die Versteigerung leiten. Das Startgebot bei allen Artikeln liegt bei einem Euro. Bis 50 Euro geht es in Ein-Euro-Schritten nach oben, danach in Fünf-Euro-Schritten. Alle, die Interesse am aufgerufenen Artikel haben, halten ihr Bieterschild hoch. "Sobald das Höchstgebot für die einzelnen Personen erreicht ist, nehmen sie ihre Karte runter und der, der am Ende übrig ist, bekommt den Zuschlag", erklärt der Neu-Auktionator das Prozedere.

Hat den Bürostempel gegen den Auktionshammer eingetauscht: Peer Heinzmann vom Ordnungsamt war am Sonnabend zum ersten Mal Auktionator. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler

Dann geht es los und Peer Heinzmann ruft den ersten Artikel auf. Ein Kinderfahhrad. Für 5 Euro findet es einen neuen Besitzer, das nächste, ein Herrenrad, kommt für 115 Euro unter den Hammer, ein anderes für 335 Euro. Das Geld, was bei der Auktion zusammenkommt, wird laut Sarah Lerch für drei Jahre auf einem Verwahrkonto aufbewahrt. Danach fließe es zurück ans Fundbüro und werde dort im Amt verwendet.

Sobald das Höchstgebot für die einzelnen Personen erreicht ist, nehmen sie ihre Karte runter und der, der am Ende übrig ist, bekommt den Zuschlag.

Peer Heinzmann | Ordnungsamt Leipzig

Felix Voß ist einer der Glücklichen. Für 175 Euro hat er für sich ein Herrenrad ersteigert. Auch er war noch nie bei einer Auktion. Es sei schon ein interessantes Gefühl in der Menge zu stehen und mitzubieten, sagt er. Und ein schönes Gefühl sei es gewesen, als er am Ende der Letzte war, der sein Kärtchen noch oben hatte - strahlt und zieht von dannen, mit seinem neuen Fahrrad.

Felix Voß kann es kaum fassen. Für 175 Euro ist er nun stolzer Besitzer eines neuen Fahrrades. Am liebsten hätte er es, wenn viel öfters Fundsachen versteigert werden würde. Bildrechte: MDR/Barbara Brähler

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport um 16:30 aus dem Studio Leipzig | 26. April 2024 | 16:30 Uhr