Oh là là Händel?Französisches Flair in Halle: Händel-Festspiele 2024 beginnen
Opern, Oratorien, Konzerte und genreübergreifende Projekte – die Händel-Festspiele in Halle beginnen am Freitag mit einem Konzert vor dem Händel-Denkmal auf dem Marktplatz. In diesem Jahr richtet sich der Blick nach Frankreich. Denn obwohl Händel nie einen Fuß in dieses Land gesetzt hat, sind seine Werke oft vom französischen Stil beeinflusst. Dazu passt auch der aktuelle Händel-Preisträger: der Dirigent und Cembalist Christophe Rousset. Insgesamt sind vom 24. Mai bis 9. Juni 2024 in Halle 70 Veranstaltungen mit internationalen Stars der Barockszene zu erleben.
- Im Fokus der Händel-Festspiele 2024 in Halle steht der Einfluss der französischen Musik-Kultur.
- Der Händel-Preisträger 2024 ist der Dirigent und Cembalist Christophe Rousset. Er wird mit seinem Ensemble ein Oratorium aufführen.
- Trotz knapper Kassen hält das Festival an großen Open-Air-Konzerten in Halle fest.
Händel und Frankreich? – Auf den ersten Blick passt das nicht zusammen. Händel ist in Halle geboren und aufgewachsen, seine längste Zeit verbrachte er in England. In Frankreich ist er nie gewesen. Die Händel-Festspiele stellen trotzdem eine Verbindung her.
Frankreich ist im 18. Jahrhundert ein wichtiger kultureller Anziehungspunkt. Der Hochadel spricht französisch, Kultur und Mode setzen Maßstäbe. Der Königshof von Versailles gilt als Zentrum. Dort und schließlich in ganz Europa wird nach französischer Musik getanzt. So war es unvermeidlich, dass Händel mit all dem in Berührung kommt. Er spricht und liest französisch, lässt sich musikalisch inspirieren. Seine Opern sind zwar italienisch, doch seine Ouvertüren sind fast alle im so genannten französischen Stil. Auch seine Instrumentalmusik spielt mit zahlreichen französischen Tanzstilen. Zwischen Händel und Frankreich besteht also durchaus eine Beziehung.
Das war es, was Händel am besten gestalten konnte: tiefe Gefühle, lustige Empfindungen. Er hatte Witz und das ist es, was uns nach 300 Jahren immer noch heiß auf die Musik macht.
Bernd Feuchtner, Intendant der Händel-Festspiele
Händel-Festspiele zeigen große Geschichten mit großer Musik
Große Brocken und sehr viel Leidenschaft – das erwartet laut Intendant Bernd Feuchtner die Gäste der Händel-Festspiele 2024 in Halle. Eröffnet werden sie mit einer frühen Händel-Oper: "Amadigi di Gaula" ist ein selten gespieltes Werk, das auf einem Ritterroman basiert. Eifersucht, Leidenschaft und Liebe sind die wesentlichen Elemente dieser und vieler anderer Händel-Opern.
"Ohne nachzudenken hat man sich entschlossen, sich zu verlieben. Das gehört ja auch zum Französischen dazu", meint Bernd Feuchtner, Intendant der Händel-Festspiele in Halle. "Die italienische Oper und alle Händel-Opern beschäftigen sich mit antiken Sujets. Andauernd laufen Götter und Helden über die Bühne, aber es geht immer nur um das Eine: die Liebe, die Eifersucht, um das Liebesleid. Das war es, was Händel am besten gestalten konnte: tiefe Gefühle, lustige Empfindungen. Er hatte Witz und das ist es, was uns nach 300 Jahren immer noch heiß auf die Musik macht."
Halle präsentiert französische Stars
Nicht nur das Motto ist französisch. Auch der Händel-Preisträger der Stadt Halle 2024 kommt aus Frankreich: der Dirigent und Cembalist Christophe Rousset. Das Kuratorium der Stiftung Händel-Haus würdigt Roussets "jahrzehntelange, leidenschaftliche Interpretation von Händels Musik auf Originalinstrumenten", heißt es in der Begründung. Christophe Rousset ist häufig musikalischer Gast in Halle. Bei den Händel-Festspielen im nächsten Jahr wird er mit seinem Ensemble "Les Talens Lyrique“ das Oratorium "Jephta" aufführen.
"Terpsicore – Die Königin tanzt!", dieses Stück bringt 1734 dem Londoner Publikum die französische Tänzerin Marie Sallé nahe. Sie ist eine der ersten, die sich der Männer-Tanz-Welt entgegenstellte und mit ihren eigenen Choreografien große Erfolge feierte. Händel hat extra für sie Musik geschrieben. Das "Terpsicore -Tanzprojekt" vereint im kommenden Jahr Händels Musik mit der Gegenwart: die Choreografie lässt Raum für Emotionen, Ironie und einen gesellschaftskritischen Blick.
Besondere Konzert-Formate in Halle
Dass Jahr für Jahr die Händel-Festspiele stattfinden, ist angesichts finanzieller Engpässe keine Selbstverständlichkeit. So ist das Organisationsteam neben Geldern der Stadt auf Spenden angewiesen: "Es sind wirklich sehr schwierige Zeiten angesichts der knappen Kassen, die wir haben", berichtet Judith Marquardt, Beigeordnete der Stadt Halle für Kultur und Sport. "Aber wir haben eine großartige Unterstützung vom Stadtrat. Er weiß und wertschätzt, was die Stiftung Händelhaus leistet, was die Händel-Festspiele leisten für die Stadt und deswegen gab es keine Probleme, den Vertrag für fünf Jahre abzuschließen mit dem Land und mit der Stiftung."
Die Händel-Festspiele halten, wie in jedem Jahr, weiterhin an den großen traditionellen Veranstaltungen fest: Dazu gehören die Feierstunde am Händel-Denkmal in Halle zur Eröffnung und das Abschlusskonzert mit Feuerwerk in der Galgenbergschlucht. Dazwischen gibt es immer wieder die besonderen Konzertformate, wie der Cembalo-Abend mit Jos van Immersel oder "Orgel spektakulär" mit dem einzigartigen Künstler Cameron Carpenter. Und um möglichst ein breites Publikum anzulocken, gibt es Händel auch zusammen mit Jazz, Rock, Pop, Hip-Hop und anderen überraschenden und vor allem unterhaltsamen Musik-Kombinationen.
Redaktionelle Bearbeitung: tsa,lig
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 23. November 2023 | 06:15 Uhr