WorkshopWie eine Kita in Halle Kindern den Umgang mit Feuer beibringt
Ob "Spiel mit dem Feuer" oder "gebranntes Kind": Schon unsere Sprache zeigt, dass viele Menschen Angst vor Feuer haben. Auch Kindern wird diese beigebracht. Eine Kita in Halle geht einen etwas anderen Weg: Hier lernen Kinder in einem Workshop, selbst sicher Feuer zu machen. Was hinter dem Projekt steckt.
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- Kinder einer Kita in Halle sollen Feuer in einem Workshop mit Respekt, aber ohne Angst begegnen.
- Der Workshop ist auch Reaktion auf einen schweren Brandunfall im Jahr 2014.
- Beim "Feuerfest" können die Kinder ihren Eltern zeigen, was sie gelernt haben.
"Das Feuer hat 'nen Freund. Und wer ist der Freund?", fragt Kain Karawahn die 15 Kinder, die sich um ihn versammelt haben. Sofort schallt es zurück: "Duuu!"
Der Berliner Künstler Kain Karawahn hat ein kleines Lagerfeuer im Garten der Kita "Vier Jahreszeiten" in Halle entzündet. Er zeigt den Kindern, wie sie das Feuer mit einem Wassereimer sicher löschen.
Kindern sollen ohne Angst selbst Feuer machen
Die Kinder müssen gut aufpassen. Sie sollen in einem einwöchigen Workshop selbst zu Feuer-Freunden werden – mit Respekt, aber ohne Angst, sagt Karawahn: "Die Wörter Gefahr und Angst benutzen wir gar nicht. Hier geht es darum, ein schönes Feuer zu machen."
Die Wörter Gefahr und Angst benutzen wir gar nicht.
Kain Karawahn | Feuer-Künstler und Leiter des Workshops
Dafür nutzt er eine kindgerechte Sprache: Die Holzscheite heißen Vulkan, die Anzünder Regenbrenner. Die Begriffe haben sich die Kinder selbst ausgedacht, Karawahn übernimmt sie.
Nach Karawahn sind die Kinder selbst dran. Jedes nimmt sich einige Holzscheite und zündet sie ganz allein mit einem Streichholz an. Der Workshop läuft seit vier Tagen und die Kinder haben schon viel gelernt. Zum Beispiel der sechsjährige Oskar: "Wenn das Feuer ausgeht, gibt es einen Trick – den zeig' ich dir mal!", sagt er stolz. Daraufhin pustet er vorsichtig ins Feuer, das dadurch mehr Kraft bekommt.
Unwissen über Feuer sorgte 2014 für Kita-Unfall
Dass die Kita "Vier Jahreszeiten" den Workshop ausrichtet, hat einen ernsten Hintergrund. 2014 fing in einer anderen Hallenser Kita die Kleidung eines dreijährigen Mädchens Feuer. Das Mädchen überlebte, erlitt aber schwere Verbrennungen. Schuld war die Kerze eines Adventskranzes: Die Erzieherin hatte ihn auf den Boden gestellt und die Kerzen nicht gelöscht, als sie nicht mehr auf den Kranz aufpassen konnte.
Agnes Tummescheit vom städtischen Kita-Eigenbetrieb erzählt, dass auch diese Kita den Workshop inzwischen durchführt: "Gerade nach diesem Vorfall ist es uns wichtig, den Kollegen das Vertrauen wiederzugeben, dass Feuer doch in Kinderhände gehören kann." Denn: Nicht nur die Kinder, sondern auch die Erzieherinnen und Erzieher können einen Workshop bei Karawahn durchlaufen.
Stolze Eltern und Kinder beim "Feuerfest"
Ein Tag später, gleicher Ort: Heute steigt das "Feuerfest" in der Kita "Vier Jahreszeiten" – Abschluss und Höhepunkt der Woche. Eingeladen sind alle Eltern: Vor deren Augen machen die Kinder ganz ohne Hilfe ihr eigenes Feuer. "Und jetzt grillen wir darüber Marshmallows und Gurken und Karotten", erklärt Emilia. Sie hat ihr Lagerfeuer in nicht einmal fünf Minuten entzündet, schneller als alle anderen Kinder.
Emilias Eltern sind genau so stolz wie ihre Tochter. Ihr Vater erzählt: "Als wir vom Workshop gehört haben, hatten wir erst Angst. Aber jetzt weiß Emilia mehr übers Feuermachen als wir."
Die Kita will den Workshop auch für zukünftige Jahrgänge anbieten. Damit das Feuer zum Freund und nicht zum Feind der Kinder wird.
MDR (Justin Andreae)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 13. November 2023 | 15:15 Uhr
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