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In der Stadt Halle wird der Fluglärm zunehmen. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Flughafen Leipzig/HalleMehr Fluglärm in Halle erwartet

08. Juni 2022, 11:32 Uhr

Der Flughafen Leipzig/Halle wird als Logistik-Drehkreuz weiter ausgebaut. Unter anderem plant DHL die Erweiterung von 60 auf 100 Stellplätze für Flugzeuge. Der Ausbau und das erhöhte Flugaufkommen werden sich auch auf die Stadt Halle auswirken. So müssen die Hallenserinnen und Hallenser mit mehr Fluglärm rechnen.

von MDR SACHSEN-ANHALT

Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt Halle müssen sich künftig auf mehr Fluglärm einstellen. Das geht laut einem Bericht der Mitteldeutschen Zeitung aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage eines Stadtrates hervor.

Bisher sei Halle von Fluglärm nur im Südosten mit hauptsächlich gewerblich genutzten Bereichen betroffen gewesen. Das verschiebe sich nun westlich auch auf Wohngebiete in Ammendorf und Radewell. In diesen Gebieten soll dem Bericht zufolge deshalb nicht mehr neu gebaut werden dürfen. Davon betroffen könnte auch der Bau eines bereits geplanten Wohnheimes sein.

Ausbau des Flughafens: Streit um Lärmschutz

Der Flughafen Leipzig/Halle ist Deutschlands zweitgrößter Fracht-Flughafen. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / Steffen Schellhorn

Grund ist dem Bericht zufolge der geplante Ausbau des Flughafens Leipzig/Halle, der auch ein erhöhtes Flugaufkommen mit sich bringen wird. Der Flughafen Leipzig/Halle ist Deutschlands zweitgrößter Fracht-Flughafen nach Frankfurt am Main und das viertgrößte Drehkreuz für Luftfracht in Europa. Das Logistik-Unternehmen DHL plant, den Standort von bislang 60 Stellplätzen für Flugzeuge auf bis zu 100 auszubauen. Der Ausbau soll insgesamt rund 500 Millionen Euro kosten.

Hausbesitzer müssten Lärmschutz selbst zahlen

Peter Richter von der IG Nachtflugverbot kann die Entscheidung der Stadt Halle für den Baustopp nicht nachvollziehen. Die Stadt würde damit eine rückschrittliche Entwicklung begünstigen.

Was macht die IG Nachtflugverbot?

Die IG Nachtflugverbot hat die etwa 1,2 Millionen Menschen, die vom Fluglärm betroffen sind, seit 2004 in mehreren Klagen vertreten, Petitionen mit über 10.000 Unterschriften im sächsischen Landtag übergeben und der Landesdirektion einige Tausend Einwendungen vorgelegt.

Die IG Nachtflugverbot ist nach eigenen Angaben Mitorganisator des diesjährigen Klimacamps, bei dem erneut der Flughafen Halle-Leipzig im Mittelpunkt stehen wird.

Mittlerweile arbeitet die IG Nachtflugverbot mit zwölf Organisationen zusammen, um gemeinsame Aktionen gegen den Ausbau des Flughafens zu planen.

Außerdem kämen durch den Baustopp weniger junge Menschen in die Viertel, was wiederum eine Überalterung der betroffenen Stadtteile zur Folge haben könnte. Das ist in Peter Richters Wahrnehmung ein echtes Armutszeugnis für Halle. Skandalös wäre auch, dass Hausbesitzer ihren Lärmschutz selbst bezahlen müssten. Die Antragsfrist für passiven Lärmschutz sei 2018 schlicht ausgelaufen.

Protest gegen Flughafenausbau

Anwohnerinnen und Anwohner sowie Klima-Initiativen protestieren gegen den Ausbau des Flughafens. Sie befürchten unter anderem einen erhöhten CO2-Ausstoß und Fluglärm. Die Lärmbelästigung durch den Flughafen beklagen Anwohnerinnen und Anwohner im Saalekreis seit Jahren. Ein Lärmschutz-Gutachten hatte im vergangenen Jahr gezeigt, dass der bereits bestehende Fluglärm "nicht zumutbar" sei. Das größte Problem seien die Nachtflüge, heißt es von einer Bürgerinitiative.

Wegen des geplanten Ausbaus hatte es bereits ein Anhörungsverfahren gegeben. Die Landesdirektion in Leipzig muss nun über die Einwände der Bürger sowie der 17 Städte und Gemeinden, die vom Flughafenausbau betroffen sind, entscheiden. Das Ergebnis wird in den nächsten Wochen erwartet.

Die IG Nachtflugverbot kritisiert zudem, der Flughafen Leipzig/Halle sei der einzige Flughafen in Deutschland, der eine reine 24-Stunden-Flugerlaubnis habe.

Keine Entschädigung für betroffene Gemeinden

Gemeinde-Vertreter werfen Sachsen-Anhalts Landesregierung mangelndes Interesse in puncto Fluglärm vor. Eine Entschädigung der betroffenen Kommunen sieht das Land nicht vor – anders als der Freistaat Sachsen. Die sächsische Landesregierung hat im Doppelhaushalt 2023/2024 insgesamt rund 40 Millionen Euro als Ausgleich an umliegende Gemeinden vorgesehen.

Zudem hat Sachsen seit vergangenem September einen Fluglärmschutzbeauftragten. Ein Schwerpunkt der Arbeit des Beauftragten liegt den Angaben des Verkehrsministeriums zufolge vor allem auf dem Lärmschutz am Flughafen Leipzig/Halle. In Sachsen-Anhalt hatten die Grünen im vergangenen Herbst einen Beauftragten für Flug-Lärmschutz gefordert, der Ansprechpartner für die Menschen in den betroffenen Gemeinden ist.

MDR (Annekathrin Queck, Cornelia Winkler)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. Juni 2022 | 07:00 Uhr

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