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Im Schatten der Steintorbrücke spielt die Musik: Das Charles Bronson bei Tageslicht. Bildrechte: Laura Große

Studierende schreiben für den MDRGrüne Clubkultur: Das Charles Bronson in Halle nimmt Klimaschutz ernst

09. Dezember 2022, 17:45 Uhr

In Halles Clubs wird viel geboten, damit Besucherinnen und Besucher einen unvergesslichen Abend erleben. Doch Soundsystem, Lichtgestaltung und Getränkeausschank verbrauchen viel Energie. Um herauszufinden, wie es um die Nachhaltigkeit im Clubbetrieb steht, besuche ich das Charles Bronson in Halle. Ein Gastbeitrag einer Studentin aus Halle.

von Laura Große, Studentin Multimedia & Autorschaft

Dieser Text ist im Rahmen des Projekts "Studierende schreiben" in Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entstanden.

"Wenn ich feiern gehe, zählt bei mir der Moment!" Mit diesen Worten strahlt mich Jonathan Engler in der Schlange vor dem Charles Bronson an. Er ist frisch gebackener Veranstalter und fährt gerne von Leipzig nach Halle, um besondere Partys zu genießen. Vor dem Nachtklub scheinen auch die anderen Gäste unter der Steintorbrücke nur an eins zu denken: Feiern. Und das ohne jeden Gedanken an den Morgen. Im Alltag ist Jonathan dagegen verkopfter, verrät er mir. Er hinterfrage seine Lebensweise und informiere sich über Möglichkeiten, nachhaltiger zu leben.

Bevor wir reingehen, frage ich ihn, ob er wisse, wie viel Ressourcen so ein Clubabend verbraucht. Jonathan meint: "Sicherlich mehr, als ich denke." Eine Antwort findet sich im Green Club Index, ein nationales Projekt zur Förderung von nachhaltigen Lösungen für den Clubbetrieb. Demnach verbraucht ein mittelgroßer Club in Deutschland so viel Strom pro Jahr wie 40 Single-Haushalte im selben Zeitraum. Eine Menge CO2, in der Heizkosten, Wasser, Logistik und Müll noch gar nicht eingerechnet sind. Als ich mit Jonathan darüber spreche, vergeht ihm das Grinsen.

Glasflaschen, lokale Getränke, Wasser aus dem Hahn

Im Club angekommen, ist die Stimmung ausgelassen. An der Bar ist viel los und ich entdecke, dass das Personal nur in Gläsern und Flaschen ausschenkt. Dazu gesellt sich eine DJ, die im Charles Bronson bekannt ist. Beim Thema Nachhaltigkeit in Clubs ärgere sie sich vor allem über Einwegbecher. Sie sagt aber auch: "Das ist im Vergleich zum Grundverbrauch eines Clubs nur eine Kleinigkeit. Ich sehe die Besitzer und Besitzerinnen in der Verantwortung, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen." Im Charles Bronson freue sie sich deshalb über Glasflaschen, lokale Getränke und die Möglichkeit, Wasser aus dem Hahn zu bekommen. Das spare CO2, Ressourcen und Geld auf beiden Seiten. Auch der Green Club Guide, ein Handbuch für den nachhaltigen Clubbetrieb, schlägt dies als Sparmaßnahme vor. Doch hinter den Kulissen des Charles Bronson passiert noch mehr.

Das Charles Bronson ist sich seiner Verantwortung bewusst

Auch wenn einige Clubbesitzer von sich aus etwas tun, um ihre Partys nachhaltiger zu gestalten, fehlt es bisher an zentralen Vorgaben oder Förderungen für "grüne Clubkultur". (Symboldbild) Bildrechte: IMAGO / Shotshop

In einem Telefonat nach dem Clubabend verrät mir Clubbesitzer Andreas Riebe: "Wir machen eigentlich schon alles, was der gesunde Menschenverstand sagt." Für ihn sei nachhaltiger Clubbetrieb schon lange "Business as usual". Er habe beispielsweise schon vor dem Verbot von Plastikstrohhalmen auf Alternativen gesetzt, suche sich bewusst lokale oder klimabewusste Getränkelieferanten, habe zu sparsamen LED-Lichtern gewechselt und heize den Club durch Pellets. Und obwohl sich Riebe als Besitzer für den Energieverbrauch verantwortlich sieht, bleibt er realistisch: "Immerhin kann ich alles ein bisschen nachhaltiger machen. Aber ohne Energie geht es nicht." Er würde am liebsten eine Solaranlage installieren, wenn da nicht die Steintorbrücke wäre, die eine effiziente Nutzung von Solarpanels verhindere.

Schwierigkeiten bei Umbaumaßnahmen und Neuanschaffungen

Auch Matthias Golinski, Besitzer des Indie-, Hip Hop- und Live-Clubs Drushba achtet auf umweltschonende Maßnahmen, wie die Vermeidung von Müll. Aber auch für ihn ist die Finanzierung von ressourcenschonenden Umbaumaßnahmen oder Neuanschaffungen schwierig. Vorgaben oder Förderungen für "grüne Clubkultur" gebe es bisher noch nicht. "Kulturförderung für Clubs gibt es zwar, beispielsweise während des Lockdowns, jedoch kamen diese vom Bund und nicht von der Stadt oder dem Land. Es gibt auch Förderungen für Livekonzerte. Diese sind aber weder für Klimamaßnahmen noch für laufende Kosten vorgesehen", so Golinski.

Alles, was ich mir wünsche in Sachen Nachhaltigkeit, kann ich nicht umsetzen. Schlussendlich muss genug Geld in die Kasse kommen.

Andreas Riebe, Besitzer des Charles Bronson

Jeder Club in Halle hat seinen eigenen Charme und gibt auch viel zurück: Eine blühende Konzertlandschaft, die Kulturschaffende zusammenbringt und Newcomer fördert. Ausgepowert stellen Jonathan und ich am Ende der Party fest, dass sich so viel Spaß kaum gegen Gold aufwiegen lässt. Anders sieht es bei den Clubbesitzern aus, die mit laufenden Kosten und fehlenden Einnahmen aus den Lockdowns zu kämpfen haben. Egal wie sehr Nachhaltigkeit ein Thema sei, Andreas Riebe müsse auch immer Geschäftsmann bleiben: "Alles, was ich mir wünsche in Sachen Nachhaltigkeit kann ich nicht umsetzen. Schlussendlich muss genug Geld in die Kasse kommen."

Bildrechte: Laura Grosse

Über die AutorinLaura Große studiert seit 2021 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg "Multimedia & Autorschaft". Zuvor lebte sie in Frankfurt am Main, studierte Sinologie im Bachelor und hat sich dort eine kleine DJ Karriere erarbeitet, die sie nun in ihrer neuen Wahlheimat Leipzig fortsetzt. Momentan arbeitet sie neben dem Studium und der Clubszene als freie Autorin unter anderem für historische Bildungsstätten.

MDR (Sarah-Maria Köpf)

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