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ForschungsprojektBohrung im Bindersee: Archäologen erkunden Klimaentwicklung

20. August 2022, 16:06 Uhr

"Archäologische Ausgrabungen: Betreten verboten" steht auf dem Schild am Bindersee in Mansfeld-Südharz. Denn ein Forschungsteam der Universität Bonn versucht dort mit Bohrungen herauszufinden, wie sich die Landschaft und das Klima dort entwickelt haben und zukünftig verändern wird. Ein Einblick.

von MDR SACHSEN-ANHALT

  • Hintergrund: Das Team aus Bonn macht Bohrungen im Bindersee, weil die Ablagerungen am Grund des Sees ungestört und dementsprechend aussagekräftig sind.
  • Ziel: Die Forschenden wollen die Entwicklung der Landschaft und des Klimas besser verstehen und nachvollziehen können.
  • Blick in die Zukunft: Mithilfe der gewonnenen Erkenntnisse können Modelle erstellt werden, die mögliche zukünftige Szenarien zeigen.

Wie entwickelte sich das Klima während der vergangenen 10.000 Jahre? Diese Frage soll eine Bohrung im Bindersee bei Rollsdorf (Landkreis Mansfeld-Südharz) beantworten. "Gebohrt wird an der tiefsten Stelle im See, weil hier die Ablagerungen noch ungestört sind", erklärt Thomas Litt, Geowissenschaftler der Universität Bonn.

Sein Team arbeitet seit Anfang der Woche am und auf dem Bindersee. Bei etwa neun Meter Wassertiefe wurde bis zu neun Meter in den Seegrund gebohrt. "Die Sedimente des Sees sind ein einmaliges Klima- und Umweltarchiv für das Mitteldeutsche Trockengebiet der letzten 10.000 Jahre", erklärt Litt.

Ziel: Mehr über die Landschaftsentwicklung lernen

Die Forschenden versprechen sich von den Sedimenten im Bohrkern Aufschluss über den Einfluss des prähistorischen Menschen auf die Landschaftsentwicklung in Mitteldeutschland. "Existierte im Mitteldeutschen Trockengebiet damals mit der Erwärmung nach der letzten Eiszeit noch offene Steppe, oder – wie andernorts – schon dichte Bewaldung?", fragt Litt. "Wichtige Informationen liefern die in den Seesedimenten konservierten Pollen."

Wichtige Informationen liefern die in den Seesedimenten konservierten Pollen.

Thomas Litt | Geologe der Uni Bonn

Die Archäologen hoffen klären zu können, wie der Mensch am beginnenden Holozän, der Warmzeit, die bis heute andauert, seine Umwelt veränderte. "In dieser Epoche beginnen die Menschen, ortsfest zu werden. Die Zeit der altsteinzeitlichen Jäger und Sammler ist vorbei. Genutzt werden neue Ressourcen. Es werden Vorräte angelegt, und der Bewegungsradius der Menschen verringert sich, schrumpft", so der Bonner Wissenschaftler. Aber: Es geht nicht nur um die Verhältnisse in der Vergangenheit.

Blick in die Zukunft mit Modell-Szenarien

"Basierend auf den Ergebnissen können Modell-Szenarien der vom Klima abhängigen Vegetationsentwicklung erstellt werden", sagt Litt. "Vor 7.500 Jahren greift der jetzt sesshaft gewordene Mensch mit Viehhaltung und Ackerbau massiv in die Natur ein", erklärt Franziska Knoll, Archäologin am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Halle. Laut Knoll ergänzen die Daten aus dem Bohrkern damit die Informationen, die aus archäologischen Ausgrabungen und Funden der Region gewonnen werden.

Hintergrund: Bohrungen im BinderseeDer Bindersee ist ein Relikt des "Salzigen Sees", der im 19. Jahrhundert als Folge des Bergbaus trocken gelegt wurde. Die Analyse und Interpretation der Bohrkerne ist eine Forschungskooperation des Instituts für Geowissenschaften der Universität Bonn und dem Landesamt.

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dpa, MDR (Johanna Daher)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. August 2022 | 07:30 Uhr

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