Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

Verein und Bürgermeister uneinigStreit um marode Turnhalle in Siersleben

06. Juni 2023, 16:05 Uhr

Jahrelang konnte der Verein Teutonia Siersleben die Turnhalle des Ortes nutzen. Nun soll der Verein 30.000 Euro zurückzahlen und droht in die Insolvenz zu rutschen. Im Streit mit dem Bürgermeister gibt es derzeit wenig Bewegung. Beide Seiten beharren auf ihrem Standpunkt. Die marode Halle verfällt indes weiter.

Die Knirpse wissen nicht, welche Sorgen ihre Übungsleiter und Eltern haben. Unbeschwert toben sie durch die Turnhalle neben der geschlossenen Siersleber Schule, rutschen bäuchlings über Bänke, springen über Hindernisse, balancieren über Balken. Im Winter musste die Kindersportgruppe pausieren, weil die Sporthalle kalt blieb. Dabei hatte sich die Gruppe gerade erst über ein Förderprogramm gegründet, das die mit Corona einhergehende sportfreie Zeit für die Jüngsten abmildern sollte.

30.000 Euro rückwirkend

Die Sporthalle in Siersleben ist zum Streitobjekt geworden zwischen dem Dorf und der Einheitsgemeinde Gerbstedt, zu der Siersleben gehört. 2015 hatte die Einheitsgemeinde Gerbstedt dem Siersleber Sportverein Teutonia die Halle zur Nutzung überlassen. Im Pachtvertrag steht, dass der Verein die Halle nutzen darf. Kostenlos. 2022 dann schloss nach der Sekundar- auch die Grundschule, um die die Siersleber lange gekämpft hatten. Und aus Gerbstedt flatterte dem Siersleber Sportverein für die Betriebskosten der Halle eine Rechnung auf den Tisch. Rückwirkend bis 2015 sind das 30.000 Euro. Eine Summe, die den Verein in die Insolvenz treiben würde, beklagt Vereinspräsident Andreas Magalowski.

Bürgermeister Ulf Döring hält dagegen: "Wir können als Kommune dem Verein nicht kostenlos etwas zur Nutzung überlassen, womit der Verein sogar noch Einnahmen erzielen kann. Das ist rechtlich gar nicht möglich." Vereinschef Andreas Magalowski verweist auf den Pachtvertrag: "Es gibt keine Vereinbarung über die Zahlung der Betriebskosten. Bis 2022 war die Gemeinde ohnehin in der Pflicht, da die Halle durch die Grundschule für den Sportunterricht genutzt wurde."

Heizung abgestellt

Als die Teutonen der 30.000-Euro-Forderung der Gemeinde nicht nachkamen, stellte Gerbstedt kurzerhand die Heizung ab. Die Halle war nicht mehr nutzbar. Erste Schimmelflecken zieren die Wände. Ulf Döring ist den Streit leid, der in seinen Augen gar kein Streit ist. "Es gibt da einen Verein, der sich nicht an Verträge halten will und sich seit sieben Jahren einer Lösung entzieht", so der Vorwurf des CDU-Politikers, der 2015 noch nicht im Amt war. Der Pachtvertrag war unter seinem Vorgänger mit dem Sportverein in Siersleben geschlossen worden. Die Betriebskosten, so Ulf Döring, habe die Gemeinde nur vorfinanziert, nicht aber übernommen. Das klinge zwar nach einem kleinen Unterschied, es seien aber zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Andreas Magalowski gibt den Ball zurück: "Im Pachtvertrag steht nichts von einer Übernahme der Kosten durch den Sportverein. Wir haben mehrere Vorschläge unterbreitet. Unter anderem haben wir zwei Fördermittelanträge für eine neue Heizung erarbeitet." Die alte Heizungsanlage sei ineffizient und stehe in der geschlossenen Grundschule. Der Verein habe keinen Zugang, könne die Heizung also gar nicht betätigen.

Viele Vorschläge, keine Lösungen

Bürgermeister Döring beharrt darauf, dass der Verein an der Reihe sei, Vorschläge zu unterbreiten, wie es weitergehen soll. Vereinschef Magalowski zeigt sich ratlos. Alle Vorschläge der Siersleber würden zurückgewiesen, es sei schwer, mit dem Bürgermeister überhaupt ins Gespräch zu kommen. Insgesamt stuft Bürgermeister Ulf Döring die Sporthallensituation in der Einheitsgemeinde nicht als optimal ein und verweist auf die finanzielle Situation. Es gebe zwei Bäder, mehrere Sporthallen, von denen die Stephanushalle gut ausgelastet sei, weitere in anderen Dörfern, die einiges Potenzial hätten.

Die Situation um die Sporthalle in Siersleben ist verfahren. Die Nutzer haben sich inzwischen zumindest vorübergehend andere Möglichkeiten gesucht. Die Frauensportgruppen sind ins Vereinsheim gezogen, das jedes Mal ausgeräumt wird. Die Volleyballerinnen, immerhin Zweite der Landesliga, lassen sich von anderen Vereinen zu Testspielen einladen, um fit zu bleiben. Die Fußballer trainieren ohnehin auf dem Sportplatz. Die Sporthalle in Siersleben ist in den kalten Monaten ungenutzt und wird dadurch nicht besser. Findet sich nicht bald eine Lösung, so wird sich auch diese Halle schnell zu den nicht mehr nutzbaren Sporthallen im Land gesellen.

Mehr zum Thema

MDR (Anette Schneider-Solis, Moritz Arand)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 05. Juni 2023 | 19:00 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen