Enquete-Kommission im LandtagStudie belegt großes Vertrauen in öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist trotz einiger Skandale weiterhin das vertrauenswürdigste Medium in Deutschland. Das belegt eine Langzeitstudie, die am Donnerstag von zwei Wissenschaftlern auch in der Enquete-Kommission im Landtag präsentiert worden ist. Die Abgeordneten bewerten die Zahlen jedoch unterschiedlich.
- In der Enquete-Kommission zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk wurde am Donnerstag eine Studie zu Medienvertrauen vorgestellt.
- Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das Vertrauen in öffentlich-rechtliche Medien zwar gesunken, aber weiterhin hoch ist.
- Die Landtagsabgeordneten in der Kommission bewerten die präsentierten Zahlen unterschiedlich.
In der fünften Sitzung der Enquete-Kommission des Landtages, die Reformvorschläge für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erarbeiten soll, wurde über das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien gesprochen. Dafür waren zwei Wissenschaftler der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz angereist, die ihre Studie vorstellten. Diese zeigt: Das Vertrauen der Bevölkerung in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist zwar gesunken, aber weiterhin höher als in andere Mediengattungen. Die Landtagsabgeordneten, die der Kommission angehören, bewerten das unterschiedlich.
Was macht eine Enquete-KommissionEine parlamentarische Enquete-Kommission kann besonders wichtige Dinge beleuchten. Der Begriff Enquete leitet sich aus dem Französischen ab und bedeutet Untersuchung. Die Kommission zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Landtag von Sachsen-Anhalt soll für die Zukunft eine gemeinsame Position und konkrete Reformvorschläge erarbeiten.
Vertrauen in Medien gesunken
"Es gibt keine Vertrauenskrise, es gab sie auch nie", bilanzierte die Wissenschaftlerin Ilka Jakobs die Situation der Medien. Sie war am Donnerstag gemeinsam mit ihrem Kollegen Professor Oliver Quiring von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz nach Magdeburg gereist. In der Enquete-Kommission im Landtag haben sie die Ergebnisse ihrer repräsentativen Langzeitstudie zu Medienvertrauen vorgestellt. Das Augenmerk lag dabei auf den Zahlen zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist zusammen mit den Lokalzeitungen die vertrauenswürdigste Mediengattung in Deutschland.
Dr. Ilka Jakobs, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Seit 2008 dokumentiert ein Team von Forschern das Vertrauen der Menschen in die Medien. Dazu werden stets etwa 1.200 Menschen ab 18 Jahren befragt. Ein Ergebnis der Studie: Zwischen 2020 und 2022 ist unter den Befragten das Vertrauen ins öffentlich-rechtliche Fernsehen von 70 auf 62 Prozent gesunken. Trotzdem liegt es damit deutlich vor dem Privatfernsehen, das nur 21 Prozent als vertrauenswürdig einschätzen. "Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist zusammen mit den Lokalzeitungen die vertrauenswürdigste Mediengattung in Deutschland", so Jakobs.
So kommen die Wissenschaftler anhand der Studienergebnisse zu dem Schluss, dass die Menschen wahrnehmen und anerkennen würden, welche Bedeutung der öffentlich-rechtliche Rundfunk für die Demokratie habe, es an der konkreten Ausgestaltung jedoch Kritik gebe. Die Wahrnehmung der Skandale beeinflusse die Bewertung nur zum Teil. Wer das öffentlich-rechtliche Fernsehen häufiger nutze, vertraue ihm auch mehr. Das gelte besonders für Jüngere und höher Gebildete.
Ergebnisse werden unterschiedlich bewertet
Der Co-Fraktionsvorsitzende der AfD, Ulrich Siegmund, blickt skeptisch auf die präsentierten Zahlen. Im Interview mit MDR SACHSEN-ANHALT sagte er nach der Sitzung: "Ich glaube, dass viele Menschen, die einen Vertrauensverlust haben, gar nicht erst an so einer Studie teilnehmen und damit auch nicht statistisch erfasst werden." Zudem kritisierte er die Fokussierung der Enquete-Kommission, der er selbst angehört. Die derzeit geführten Diskussionen seien zu weit vom Volk entfernt.
Eva von Angern bewertet das weiterhin bestehende Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Medien derweil positiv. Trotzdem müsse man sich mit Kritikpunkten wie den zu hohen Gehältern der Intendanz und der Intransparenz der Gremien auseinandersetzen. "Wir reden hier über Geld, das von den Menschen, auch aus Sachsen-Anhalt, in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hineingegeben wird", so die Fraktionsvorsitzende der Linken.
"Jeder wertet die Zahlen unterschiedlich", erklärte der Vorsitzende der Enquete-Kommission, Chris Schulenburg. Der CDU-Politiker verwies im MDR-Interview dabei insbesondere auf die acht Prozent, die das Vertrauen in den vergangenen Jahren gesunken ist. Es gehe darum, beim Vertrauen in den öffentlich-rechlichen Rundfunk wieder die 70 Prozent zu erreichen, die es 2020 noch waren. Darüber kann die Enquete-Kommission dann in ihrer nächsten Sitzung im November weiter beraten.
Mehr zur Enquete-Kommission
MDR (Engin Haupt)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. September 2023 | 17:00 Uhr
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