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Die Lehrergewerkschaft GEW will wegen der geplanten Extra-Unterrichtsstunde für Sachsen-Anhalts Lehrkräfte vor Gericht ziehen. Bildrechte: picture alliance/dpa/Philipp von Ditfurth

Neuregelung greiftLehrer in Sachsen-Anhalt unterrichten ab sofort eine Stunde mehr

11. April 2023, 11:04 Uhr

Sachsen-Anhalts Lehrer müssen ab sofort pro Woche eine Stunde mehr unterrichten. Das Land will mit der umstrittenen Neuregelung den Lehrermangel abfedern. Ursprünglich sollte die umstrittene zusätzliche Extra-Stunde für Lehrer bereits ab dem zweiten Schulhalbjahr eingeführt werden.

Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt müssen ab sofort eine Stunde mehr pro Woche unterrichten. Das hatte die Landesregierung Anfang März endgültig beschlossen. Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) erklärte nach der Entscheidung, dass die verpflichtende "Vorgriffsstunde" für fünf Jahre eingeführt werde. Beim Bildungsgipfel im Januar war angekündigt worden, dass die Regelung bereits ab dem zweiten Schulhalbjahr im Februar gelten solle, zwischenzeitlich war von einer Einführung Mitte März die Rede.

Extra-Stunde kann ausgezahlt oder angesammelt werden

Die zusätzliche Stunde könnten sich die Lehrerinnen und Lehrer entweder auszahlen lassen oder einem Arbeitszeitkonto gutschreiben. Das Konto ist verpflichtend. Wer sich für die Ansammlung auf dem Arbeitszeitkonto entscheidet, kann die Extra-Stunden ab dem Schuljahr 2033/2034 auch im Block abbauen. Hintergrund ist, dass sich Prognosen zufolge die Situation ab 2033 entspannen wird. Bisher mussten zusätzliche Arbeitsstunden spätestens im folgenden Schuljahr ausgeglichen werden.

Durch die Mehrarbeit soll der massive Lehrkräfte-Mangel im Land bekämpft werden. Das Bildungsministerium spricht davon, dass durch die Maßnahme rund 500 fehlende Lehrerstellen kompensiert werden könnten. Insgesamt geht man von rund 1.000 fehlenden Lehrkräften in Sachsen-Anhalt aus.

Das bedeutet die zusätzliche Schulstunde pro Woche auf ein Jahr gerechnet:

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Ausgenommen sind Lehrkräfte ab 62

Ausgenommen von der Pflicht werden Lehrkräfte, die über 62 Jahre alt sind. Feußner hatte erklärt, das betreffe rund 2.000 Pädagoginnen und Pädagogen. Auch diejenigen, die eine Behinderung über 50 Prozent haben, müssten die Mehrarbeit nicht leisten. Quereinsteiger seien erst betroffen, wenn sie nicht mehr befristet angestellt sind.

An den Plänen zur Mehrarbeit hatte es in Sachsen-Anhalt heftige Kritik gegeben. Die Lehrergewerkschaft GEW kritisierte, dass die Pädagoginnen und Pädagogen bereits jetzt überlastet seien. In Magdeburg und Halle fanden im Februar Demonstrationen gegen die Mehrarbeit statt. Die GEW will vor Gericht ziehen. Laut der Landesvorsitzenden, Eva Gerth, ist das Ziel, dass die Pläne im besten Fall gekippt werden.

Mehr Geld für Grundschullehrer und Duales Studium

Im Kampf gegen den Lehrkräfte-Mangel hatte die Landesregierung gemeinsam mit der Mehrarbeit weitere Maßnahmen auf den Weg gebracht. So sollen etwa Grundschullehrerinnen und -lehrer schrittweise besser bezahlt werden. Bis zum Schuljahr 2025/26 soll ihr Gehalt auf das Niveau E / A 13 ansteigen. Insgesamt geht es dabei um bis zu 500 Euro mehr pro Monat brutto.

Zudem soll es künftig ein Duales Lehramtsstudium an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg mit deutlich erhöhtem Praxis-Anteil geben. Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) erklärte, die Lehramtsstudierenden sollen dabei schon ab dem dritten Semester Praxis-Einheiten an den Schulen absolvieren. Für das Duale Studium sollen zunächst 30 Studienplätze zur Verfügung stehen. Ziel ist es, die angehenden Lehrerinnen und Lehrer bereits frühzeitig an das Land Sachsen-Anhalt zu binden und dabei vor allem Nachwuchs für die Sekundarschulen zu finden – dort nämlich ist der Lehrkräfte-Mangel besonders groß.

Mehr zum Lehrermangel in Sachsen-Anhalt

MDR (Felix Fahnert, Mario Köhne), Zuerst veröffentlicht am 8. März 2023

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. April 2023 | 07:00 Uhr

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