Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Spielzeugbauer Alexander Rex hofft, dass junge Kreative wie er mehr beim Berufseinstieg gefördert werden. Bildrechte: MDR/Heike Bade

"Bürger-Auftrag" an die neue LandesregierungSpielzeugbauer Alexander Rex aus Halle: "Kreative Menschen mehr fördern"

27. April 2021, 19:52 Uhr

Sachsen-Anhalt wählt in wenigen Wochen einen neuen Landtag. Vorher spricht MDR SACHSEN-ANHALT mit Menschen über ihre Wünsche an die neue Regierung. Im zweiten Teil der Reihe "Bürger-Auftrag" geht es um Kunst und Kultur. Ein Absolvent der Burg Giebichenstein in Halle erzählt, an welchen Stellen die neue Landesregierung besser werden muss.

Alexander Rex sitzt in seinem Büro in Halle und bastelt an einem Fahrrad. Sein Werkzeug sind seine Hände, seine Kreativität ist sein Kapital. Das Fahrrad aus Holz hat Rex selbst gebaut. Ein Spielzeug soll es sein, für Kinder. Entwickelt in Halle – made in Sachsen-Anhalt, könnte man sagen. Alexander Rex hat mit seinem Fahrrad das zusammen gebracht, was er schon immer zusammen bringen wollte: Handwerk und Kreativität. "Ich wollte schon immer Ideen kreieren und mit meinen Händen kreative Dinge erschaffen", erzählt er.

Alles ist da – nur das unternehmerische Know-how fehlt

Das Spielzeugfahrrad von Alexander Rex ist fertig. Nun will er es auf den Markt bringen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Alexander Rex ist 34 Jahre, kommt aus Cottbus und ist gelernter Orgelbauer. Sein Zuhause ist seit vielen Jahren an der Saale: 2013 kam er an die Burg Giebichenstein nach Halle, studierte Spiel- und Lerndesign. Im vergangenen Jahr machte er seinen Master, ging den Schritt in die Selbstständigkeit. "Wahrscheinlich im falschen Moment", sagt er heute und lacht. Klar: Nach wenigen Wochen der Selbstständigkeit begann die Corona-Krise – und das Leben änderte sich auf einen Schlag, auch für Kreative wie ihn. Vielleicht besonders für Kreative. "Ich habe mehrfach versucht, Zuschüsse zu bekommen, mich für Stipendien zu bewerben", erzählt Rex. "Ich habe aber das Gefühl, das wird einem sehr, sehr schwer gemacht."

Und so ist der erste Eindruck, dass es gut läuft für ihn, nur ein Teil der Wahrheit. Für sein Spielzeugfahrrad hat Rex zwar Produzenten und Käufer gefunden, auch der Vertrieb könnte jederzeit losgehen – ebenso der Verkauf. Auf dem Markt ist das Spielzeug trotzdem noch nicht. Dafür fehle ihm die Anschubfinanzierung, sagt Rex – und spielt den Ball zur Landesregierung. Von ihr wünscht er sich mehr Unterstützung. "Und dass Menschen wie mir stärker die Hand gereicht wird."

Rex wollte kreativ bleiben – trotz der Krise

Alexander Rex hält sich aktuell mit mehreren kleinen Projekten finanziell über Wasser. Die Hilfen des Landes in der Corona-Pandemie empfindet er als "sehr knapp und schwer zugänglich". Eines Tages hatte Rex den Eindruck, Kreativität sei gerade unerwünscht. "Ich will aber weiter Kreatives machen. Also habe ich darum gekämpft." Alexander Rex beschloss, sich etwas auszudenken. Die Idee seines Holzspielzeugs war geboren.

Über die Reihe: Was der "Bürger-Auftrag" zeigen soll

Am 6. Juni ist Landtagswahl in Sachsen-Anhalt. Schon vorher will MDR SACHSEN-ANHALT wissen, was die Menschen im Land bewegt – und was sie von der neuen Regierung erwarten. Frauen und Männer aus sechs Wahlkreisen formulieren in dieser Reihe ihren Wunsch an die neue Landesregierung – den "Bürger-Auftrag". Die sechsteilige Serie erscheint bis Sonnabend jeden Tag.

Ortswechsel. Der Campus der Burg Giebichenstein – gelegen an der Saale. Wer hier einen der begehrten Studienplätze bekommt, hat einen großen Schritt gemacht. Die Kunsthochschule hat einen ausgezeichneten Ruf, weit über Sachsen-Anhalt hinaus. Jährlich entscheiden sich Dutzende junge Menschen aus dem Ausland für ein Studium in Halle. Die Kunsthochschule blickt inzwischen auf eine mehr als 100-jährige Geschichte zurück, nennt viele bekannte Künstlerinnen und Künstler ihre Absolventen.

Der Mann, der hier das Sagen hat, heißt Dieter Hofmann. Hofmann ist Rektor der Burg Giebichenstein – und offenbar ein zufriedener Mann. "In den vergangenen fünf Jahren hat vieles gut funktioniert", bilanziert er. Das Wissenschaftsministerium? Weiß, was es tut, lobt Hofmann. "Der Minister hat Fachkompetenz. Er kennt die Probleme von Hochschulen sehr gut." Kein Wunder: Bevor Armin Willingmann 2016 zum Minister für Wirtschaft und Wissenschaft berufen wurde, war der SPD-Politiker viele Jahre Rektor an der Hochschule Harz. Ein Mann aus der Praxis also.

Ich bin mit den letzten fünf Jahren sehr, sehr zufrieden.

Dieter Hofmann | Rektor der Burg Giebichenstein

Hofmann ist auch deshalb so zufrieden, weil er weiß, wie es nicht laufen sollte. Vor fünf Jahren stand es vor allem finanziell wesentlich schlechter um die hallesche Kunsthochschule. Die Landesregierung hatte über die Jahre einen massiven Sparkurs gefahren, vorangetrieben vom damaligen Finanzminister Jens Bullerjahn, ebenfalls SPD. "Das waren schlimme Sparmaßnahmen", erinnert Hofmann. Was damals fehlte, war die Planungssicherheit. "Diese Sicherheit ist für Hochschulen sehr bedeutend", sagt der Rektor.

20 Jahre gewartet: Neubau für die Kunsthochschule kommt

Dieter Hofmann ist Rektor der Burg Giebichenstein in Halle. Bildrechte: MDR/Heike Bade

Heute kann Hofmann planen: Gerade hat die Burg Giebichenstein den "Neubau Kunst" ausgeschrieben. Die Kunst-Sparte der Burg soll einen zentralen Standpunkt bekommen, direkt gegenüber der Burg. 20 Jahre lang haben sie auf diesen Neubau gewartet, nun ist alles bewilligt. 23 Millionen Euro werden investiert. "Ich bin sehr glücklich, dass das auf dem Weg ist", sagt Dieter Hofmann. Der Rektor spricht vom nächsten Schritt – und verweist auf den Wandel, den die Hochschule schon in den vergangenen Jahren durchgemacht hat. "Die Hälfte unsere Lehrenden ist in den Ruhestand gegangen", erzählt Hofmann. "Ich glaube, der Wandel ist uns bis hierher gut gelungen."

Die Zahlen geben dem Rektor Recht. Zuletzt bewarben sich 1.800 junge Menschen für ein Studium an der Burg Giebichenstein. Bei vorhandenen 200 Studienplätzen. Rekord.

Alles anzeigen

Auch Alexander Rex profitiert vom Wandel an der Burg Giebichenstein. Anfang Februar hat er sein Büro im Designhaus bezogen, dem Existenzgründerzentrum der Burg. Hier soll Absolventen geholfen werden, ihre Ideen und Entwicklungen an den Markt zu bekommen. Werkstätten, Werkzeuge, Ateliers – wer im Designhaus ist, darf all das kostenlos nutzen. Ein Büro zu haben, in dem er kreativ sein kann, hilft dem 34-Jährigen. "Die vergangenen Monaten haben viel Energie gekostet", erzählt er. Die Arbeit im Büro motiviert ihn. "Sie zeigt mir, dass mir als kreativem Menschen die Hand gereicht wird."

Alexander Rex wünscht sich das auch vom Land Sachsen-Anhalt. "Mir fehlt der Input, das Kreative mit dem Unternehmerischen zu verknüpfen", sagt er. "Ich komme aus der kreativen Schule, aus dem Handwerk."

Allgemein

Als die mit Abstand größte Herausforderung in Sachsen-Anhalt nehmen die Menschen die Bewältigung der Corona-Pandemie wahr. Lesen Sie hier, wie CDU, AfD, Die Linke, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, und FDP aus der Krise kommen wollen.

CDU

Für angeschlagene Unternehmen will sich die CDU auf Bundesebene für Stundungen von Steuerzahlungen und keine weiteren Steuererhöhungen einsetzen. Zudem soll ein Sonderinsolvenzrecht eingeführt werden. Als besonders wichtig erachtet die CDU den finanziellen Ausgleich für die Kommunen für Mehrbelastungen durch neue oder geänderte Gesetze. Erklärtes Ziel ist es, dass ein möglichst großer Teil der Zuweisungen an die Kommunen in Form von Pauschalen erfolgt.

AfD

Die Partei lehnt die von der Landesregierung getroffenen Maßnahmen als "völlig unverhältnismäßig" ab. Sie will alle Corona-Landesverordnungen außer Kraft setzen. Eine etwaige Impfpflicht gegen das Coronavirus lehnt die Partei ab, genau wie eine Lockerung von Einschränkungen nur für Geimpfte. Besonders gefährdete Personen über 80 Jahre sollen mit Taxigutscheinen und kostenfreien FFP2-Masken unterstützt werden. Massenschnelltests lehnt die Partei ab. Unter Einhaltung der Hygieneregeln und mit Maske sollen Besuche bei Angehörigen in Altenheimen möglich sein. Für die Landtagswahl lehnt die Partei es ab, die Wahl komplett als Briefwahl durchzuführen. Die AfD fordert, dass Krankenhäuser besser auf Epidemien aller Art vorbereitet sein sollen. Dazu brauche es mehr Personal in der Intensivpflege. Um unabhängiger von Lieferungen zu werden, sollen einheimische Unternehmen stärker in die Produktion von medizinischen Gütern eingebunden werden. Die Regierung sollte nach Ansicht der AfD eine Art Schadenersatz an die durch die Verordnungen wirtschaftlich Geschädigten zahlen.

DIE LINKE

Das Kurzarbeitergeld soll nach dem Willen der Linken auf 90 Prozent erhöht werden. Die Soforthilfeprogramme für die Kreativen und Kunstschaffenden sollen deutlich aufgestockt und bürokratisch vereinfacht werden. Solo-Selbstständige, Künstler und Dienstleister der Veranstaltungsbranche sollen ein Grundeinkommen in Höhe von 1.200 Euro im Monat bis zum Ende der Beschränkungen bekommen. Für künftige Krisen soll ein dynamischer Pandemieplan entwickelt werden. Lebenswichtige Produkte müssen nach Ansicht der Partei im Inland hergestellt werden. Der öffentliche Gesundheitsdienst in Deutschland soll weiter unterstützt werden.

SPD

Anhaltende Arbeitslosigkeit durch den konjunkturellen Einbruch zu verhindern, ist nach Aussage der Partei das wichtigste Ziel. Selbstständige und Start-Ups, die durch die Krise Insolvenz anmelden mussten, sollen die Chance auf einen zweiten Anlauf bekommen. Das Kapital dafür soll aus staatlichen Investitionshilfen kommen. Medizinische und pharmazeutische Produkte sollen künftig zunehmend im Land hergestellt werden. Unternehmen sollen bei der Digitalisierung der industriellen Produktion ("Industrie 4.0") unterstützt werden. Das Landesamt für Verbraucherschutz soll personell gestärkt werden, um den Arbeitsschutz besser durchsetzen zu können.

GRÜNE

Die Grünen fordern angesichts der Pandemie, digitale Technik in den Schulen weiter einzusetzen und auszubauen. Die Partei möchte außerdem ein Landesprogramm aufsetzen, mit dem die Übertragung von Kulturveranstaltungen im Internet gefördert wird. Auf Bundesebene wollen sich die Grünen für ein Recht auf Homeoffice sowie ein Förderprogramm für Innenstädte einsetzen. Um die psychischen Folgen der Pandemie, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, aufzufangen, soll die psychotherapeutische Versorgung gefördert und ausgebaut werden.

FDP

Eine zentrale Forderung der FDP ist die Digitalisierung des öffentlichen Gesundheitswesens. Darüber hinaus sollen Gesundheitsämter besser ausgestattet werden, um Infektionsketten nachverfolgen zu können. Eine Kommission soll die Erfahrungen aus der Pandemie analysieren und Handlungsstrategien für die Zukunft erarbeiten. Die FDP sieht aber auch Chancen in der Krise. So will sie angesichts der zunehmenden Arbeit im Homeoffice verstärkt Familien aus den Städten aufs Land locken.

Mein Bürger-Auftrag

Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Von der neuen Landesregierung wünsche ich mir, dass nicht nur kreative Dienstleister gefördert werden – sondern auch Kreative, die Produkte auf den Markt bringen wollen oder Start-ups, kleine Unternehmen gründen wollen. Wir müssen auch von etwas leben. Ich wünsche mir, dass das einfacher gemacht wird. Dass schneller Geld fließen kann. Dass schneller die Hand gereicht wird.

Alexander Rex | Absolvent der Kunsthochschule Burg Giebichenstein

Alexander Rex sagt, er stehe gerade an einer Weggabelung. Es ist Gabelung, an der schon viele seiner Kommilitonen gestanden haben – um sich für einen Job in der Wirtschaft zu entscheiden. Der Sicherheit wegen. "Ich will es durchziehen", sagt Rex. Denn der 34-Jährige hat eine Vision: Sein Fahrradspielzeug soll auf den Markt.

Hintergründe und Aktuelles zur Landtagswahl – unser multimediales Update

In unserem Update zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt geben unsere Redakteure einen Überblick über die wichtigsten politischen Entwicklungen – und ordnen sie ein.

#LTWLSA – das multimediale Update zur Landtagswahl – immer freitags per Mail in Ihrem Postfach. Hier können Sie das Update abonnieren.

Mehr zum Thema

MDR/Heike Bade, Manuel Mohr, David Muschenich, Luca Deutschländer

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 27. April 2021 | 19:00 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen