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Nach Wahl von Armin Laschet zum ParteichefGespaltene CDU: Sachsen-Anhalt hofft auf Versöhnung – aber nicht alle glauben daran

18. Januar 2021, 18:52 Uhr

Nach der eher glücklosen Ära von Annegret Kramp-Karrenbauer hatten viele in der CDU auf einen Neuanfang gehofft – und sich dafür Friedrich Merz als Parteichef gewünscht. Dass Merz am Sonnabend gegen Armin Laschet verlor, enttäuscht in Sachsen-Anhalts CDU viele. Doch es gibt auch die, die der Wahl etwas abgewinnen können. Das Ergebnis: Die Spaltung der Partei lässt sich längst auch hier ablesen.

Die Enttäuschung über die Wahlniederlage von Friedrich Merz beim Rennen um den CDU-Parteivorsitz ist bei einigen in Sachsen-Anhalt offenkundig groß. Armin Laschet sei ein "Funktionärskandidat", beklagte CDU-Mann Markus Kurze am Sonntag im ZDF. Und weiter: "Von Laschet kennen wir nur NRW und da kennen wir viele Probleme, die wir hier nicht haben wollen." Der Kandidat der Basis habe verloren, schrieb auch der Chef der Werteunion in Sachsen-Anhalt, Ingo Gondro, bei Twitter. Die Chance auf einen Neuanfang in der CDU? Vertan, meint die Werteunion.

Zwei Tage später hat sich diese Enttäuschung längst nicht gelegt. Im Gegenteil. Als MDR SACHSEN-ANHALT Ingo Gondro am Montag am Telefon erreicht, klagt der über die "Nicht-Wahl" des Friedrich Merz und dass es seit Sonnabend schon mehrere Parteiaustritte aus der CDU gegeben habe. Gondro: "Das waren Leute, die alle Hoffnungen auf Merz gesetzt hatten und nicht mehr sehen konnten, wie es für sie in der CDU weitergehen soll. Die hatten schlichtweg die Nase voll."

Werteunion setzt keine Hoffnungen in Laschet

Nun gehört zur Wahrheit, dass die Werteunion als Gruppe innerhalb der CDU längst nicht die gesamte Partei repräsentiert. Genauso wahr ist: In Sachsen-Anhalts CDU war die Stimmung eindeutig pro Merz, Umfragen in der Vergangenheit haben das gezeigt – ebenso der Jubel, der Merz bei einem Besuch in Magdeburg in Vor-Corona-Zeiten entgegengeschlagen war.

Viele Christdemokraten hatten darauf gehofft, mit Merz an der Spitze stärker zu den eigentlichen Werten der Partei zurückzukehren. Über Armin Laschet sagt Ingo Gondro von der Werteunion dagegen, dieser habe die Konservativen in der CDU in Nordrhein-Westfalen ignoriert, gar bekämpft. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das als Parteichef anders tun wird."

Friedrich Merz hätte der CDU ihr CDU-Gesicht wiedergegeben.

Ingo Gondro | Werteunion Sachsen-Anhalt

Nun bleibt die Aufgabe des Armin Laschet bei aller Enttäuschung von CDUlern wie Ingo Gondro dieselbe, die schon Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte: die Partei zu einen. Auch Gondro sieht das als größte Herausforderung, die Laschet zu bewältigen hat – vor allem, da ein Superwahljahr mit mehreren Landtagswahlen und einer Bundestagswahl Ende September bevorsteht. "Wir müssen die Flügel dieser großen Partei vereinen, wie es unter Kohl mal war", sagt Gondro. Allein: Armin Laschet traut er diese Aufgabe "nicht so richtig" zu.

Dass Armin Laschet nun auf die ostdeutschen Verbände der CDU zugehen wird, glaubt Gondro ebenfalls nicht – und ist damit anderer Meinung als Ministerpräsident Reiner Haseloff. Der hatte Laschet am Morgen im Deutschlandfunk attestiert, verstanden zu haben, dass er gemeinsam mit den ostdeutschen Landesverbänden Politik für Deutschland machen müsse. Ingo Gondro dagegen sagt: "Armin Laschet ist durch und durch mit NRW verwurzelt. Ich sehe nicht, wie Laschet auf die neuen Bundesländer zugeht."

Vorstandsmitglied Anna Kreye: Laschet muss präsent sein

Anna Kreye verlangt vom neuen CDU-Vorsitzenden genau das: Dass er der Basis, gerade wegen des anstehenden Wahljahres, zuhört, sie ernst nimmt, Teamplayer ist. Kreye ist Landesvorsitzende der Jungen Union in Sachsen-Anhalt und am Wochenende in den CDU-Bundesvorstand gewählt worden. "Hier in Mitteldeutschland gibt es ganz andere politische Umstände als in manchem westdeutschen Bundesland", sagt Anna Kreye. Damit müsse Laschet sich auseinandersetzen.

Es war eine demokratische Wahl. Und ja, ich erwarte jetzt, dass sich alle hinter dieses Wahlergebnis stellen und Armin Laschet eine Chance geben.

Anna Kreye | Junge Union Sachsen-Anhalt, Mitglied im CDU-Bundesvorstand

Es ist kein Geheimnis, dass es auch in der Jungen Union viele gegeben hat, die gern Friedrich Merz an der Spitze ihrer Partei gesehen hätten. Anna Kreye selbst reagiert ausweichend auf die Frage, ob sie denn mit dem Gewinner der Wahl leben könne. Kreye spricht von einem demokratischen Wahlergebnis, "das ich jetzt so akzeptiere". Ihr ist wichtig, dass auch andere in der Partei dies tun. Sie werde um Einigkeit werben, sagt sie. Die sei gerade angesichts der bevorstehenden Wahlen in mehreren Ländern und im Bund wichtig.

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Anna Kreye nimmt Armin Laschet jedenfalls in die Pflicht: Es brauche persönliche Gespräche, sagt sie. Mit den CDUlern vor Ort. Die Partei zu einen, werde viel Zeit und Kraft kosten.

Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Über den AutorLuca Deutschländer arbeitet seit Januar 2016 bei MDR SACHSEN-ANHALT. Seine Schwerpunkte sind Themen aus Politik und Gesellschaft. Bevor er zu MDR SACHSEN-ANHALT kam, hat der gebürtige Hesse bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeine in Kassel gearbeitet. Während des Journalistik-Studiums in Magdeburg Praktika bei dpa, Hessischem Rundfunk, Süddeutsche.de und dem Kindermagazin "Dein Spiegel". Seine Lieblingsorte in Sachsen-Anhalt sind das Schleinufer in Magdeburg und der Saaleradweg - besonders rund um Naumburg. In seiner Freizeit steht er mit Leidenschaft auf der Theaterbühne.

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Quelle: MDR/ld

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. Januar 2021 | 17:00 Uhr

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