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In Wanzleben hat ein Autofahrer einen Wolf gesichtet, der mitten durch die Stadt gelaufen ist. Bildrechte: Marten Heinrichs

BördeWolf in Wanzleben gesichtet: Tipps zum Umgang

25. Januar 2023, 15:24 Uhr

Ein Wolf mitten in der Stadt? In Wanzleben in der Börde ist genau das im Januar passiert. Der Wolf wurde dabei gefilmt, wie er entlang einer viel befahrenen Straße durch die Stadt unterwegs war. Während einige Sachsen-Anhalter davon fasziniert sind, reagieren andere besorgt oder geschockt. Experten erklären, was man tun kann, wenn man einmal einem Wolf begegnen sollte.

Der Apotheker Marten Heinrichs entdeckte im Januar am Abend einen Wolf mitten in der Stadt. Er filmte die Begegnung aus seinem Auto heraus: "Krass", hört man Heinrichs am Ende des Videos sagen.

Darauf sieht man, wie das große Tier im Scheinwerferlicht im schnellen Trab über den Bürgersteig rennt, dann die Straßenseite wechselt und auf der anderen Seite des Autos verschwindet. "Kann das ein Wolf sein, mitten in Wanzleben", fragte sich Heinrichs und postete das Video, das sich daraufhin rasend schnell verbreitete.

Begegnung mit einem Wolf: Wie man sich verhalten sollte

Das Wolfskompetenzzentrum in Iden (WZI) empfiehlt Menschen, die einem Wolf begegnen oder Angst vor einer Begegnung haben, folgendes:

Wer zu Fuß einen Wolf sieht – im Ort oder außerorts –

  • sollte nicht auf ihn zugehen,
  • sollte ihn nicht anlocken,
  • sollte ihn nicht füttern.

Vor allem bei jungen Tieren bestehe dadurch die Gefahr, dass sie sich an den Menschen gewöhnen und ihre natürliche Scheu vor Menschen verlieren.

Wie verhalten, wenn man mit Hund einem Wolf begegnet

Wegen dieser natürlichen Scheu sollten Hundehalter darauf achten, dass sie ihre Hunde in Wolfsgebieten anleinen. Für ihre Artgenossen, die Hunde, könnten sich Wölfe interessieren. Weil sie den Menschen aber scheuen, sollte sich der Hund "im direkten Einflussbereich des Menschen aufhalten", so das WZI.

Wer allein zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist und einen Wolf sieht, soll nach Angaben des WZI kurz stehen bleiben: "Dann hat das Tier die Möglichkeit, die Anwesenheit des Menschen erst einmal wahrzunehmen und sich dann in Ruhe zurückzuziehen", erklärte eine Sprecherin. Wer Angst hat, könne laut rufen oder in die Hände klatschen.

Wer einen Wolf sieht, sollte das zudem immer an das Wolfskompetenzzentrum Iden melden und sich dazu möglichst einprägen, wie das Tier aussah, oder, wenn möglich, ein Foto oder Video machen. Darum bittet das WZI.

Das Wolfskompetenzzentrum betont außerdem, dass bisher in Deutschland kein Fall von aggressivem Verhalten von Wölfen gegenüber Menschen dokumentiert worden ist.

Experte bestätigt: "Definitiv ein Wolf"

Der Wolfs-Pädagoge Thomas Frost bestätigte auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT, dass es sich auf dem Video aus Wanzleben um einen Wolf handelte. Er sagte: "Da kann man sich anhand der Optik relativ sicher sein." Für absolute Sicherheit müsse man einen DNA-Test machen. Aber Merkmale wie die Rute, der große, breite Kopf und die Bewegungen würden sehr dafür sprechen, dass es sich auf dem Video um einen Wolf handelt.

Dafür spräche auch, dass sich das Tier laut seiner Körpersprache nicht sicher fühle. Der Wolf habe sich wahrscheinlich verlaufen und suche nun einen Weg, um möglichst schnell wieder aus der Stadt herauszulaufen und in den Wald zu kommen.

In der Regel würden sich Wölfe in Städten nicht wohlfühlen – es sei denn, die Leute würden die Mülltonnen nicht verschließen und den Wolf mit leckerer Nahrung anlocken. Normalerweise, so Frost, sei es Wölfen in der Stadt aber zu laut und zu stinkig, denn Wölfe kommunizierten zu 80 Prozent über Geruchsstoffe. Deshalb werde der Wolf wohl auch nicht wiederkommen, so Frost.

Laut Berichten von Hörerinnen und Hörern von MDR SACHSEN-ANHALT wurden neben Wanzleben auch in Oschersleben und Calbe Wölfe gesichtet. Solche Wolfssichtungen in Städten bleiben bisher aber Ausnahmen.

Ein Wolf streift umher (Symbolbild). Bildrechte: imago images/Dominik Kindermann

Schutz oder Abschuss: Debatte um Umgang mit Wölfen

Über den richtigen Umgang mit Wölfen wird in Sachsen-Anhalt schon seit Jahren heftig diskutiert. Immer wieder fordern etwa Landwirte, Jäger oder auch Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU), dass man den Schutz-Status des Wolfes herabsetzen und den Wolf leichter zum Abschuss freigeben sollte. Denn immer wieder nehmen Menschen den Wolf als Gefahr wahr und Landwirte geraten wegen gerissener Nutztiere in Not.

Andere, wie etwa der NABU oder Umweltminister Armin Willingmann (SPD) sprechen sich dafür aus, den strengen Schutz-Status der Wölfe beizubehalten und stattdessen mehr in den Herdenschutz zu investieren.

In einer früheren Version des Artikels hieß es unter anderem, man solle nicht die Arme heben, Wölfe könnten Schweiß riechen und den Herzschlag des Menschen hören. Das WZI teilte dazu mit: "Ob und wie Wölfe auf (Angst-)Schweißgeruch und Herzschlag reagieren, ist dem WZI nicht bekannt."

Da die Aussagen mehrfach kritisiert und infrage gestellt und nicht vom Wolfskompetenzzentrum bestätigt werden konnten, haben wir uns entschieden, die entsprechenden Passagen aus dem Text zu entfernen.

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MDR (Leonard Schubert, Lars Wohlfarth) | Erstmals veröffentlicht am 25.01.2023

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 25. Januar 2023 | 07:10 Uhr

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