Betroffene FlächeWaldbrand am Brocken: Streit um Größe des Feuers
Mehrere Tage hatten bis zu 500 Feuerwehrleute gebraucht, um das Feuer am Brocken im Nationalpark Harz zu löschen. Inzwischen wird über das Ausmaß des Brandes gestritten. Die Angaben schwanken zwischen zwölf und 320 Hektar.
- Die vom Waldbrand betroffene Fläche am Brocken im Harz soll deutlich größer sein als angenommen, sagt Kreisbrandmeister Lohse im MDR-SACHSEN-ANHALT-Gespräch.
- Mit Hilfe einer Animation habe man betroffene Flächen zusammengezählt und sei so auf die größere Fläche gekommen.
- Dem widerspricht Nationalpark-Leiter Roland Pietsch; Luftbilder mit einer Drohne hätten eine Fläche von maximal zwölf Hektar ergeben.
Der Streit um die betroffene Fläche beim Waldbrand am Brocken geht in eine weitere Runde. Der Einsatzleiter der Feuerwehr, der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse, teilte MDR SACHSEN-ANHALT am Montag mit, nach neuesten Erkenntnissen sei sogar eine Fläche von 320 Hektar betroffen gewesen.
Zur Begründung beruft sich Lohse auf ausgewertete Satellitenbilder. Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes stellt zugleich klar: Man unterscheide grundsätzlich zwischen betroffen und verbrannt. Wenn ein Zimmer brenne, seien vielleicht die Gardine, das Bett und der Teppich verbrannt. Betroffen sei jedoch das Zimmer.
Streit über Größe des Feuers
Lohse verwies in diesem Zusammenhang auf eine Animation, die den Brand im Nationalpark Harz zeigt: Dort seien die einzelnen Feuerpunkte zu sehen. Dazwischen gebe es natürlich auch Flächen, die nicht gebrannt hätten. Das ändere aber nichts am Umfang des Einsatzes. Man könne am Ende jede schwarze Stelle zusammenrechnen und auf eine kleinere Zahl kommen, das führe jedoch zu nichts.
Der Landrat des Landkreises Harz, Thomas Balcerowski (CDU), sprach in einer Pressemitteilung am Montagnachmittag von einer 329 Hektar großen betroffenen Fläche "mit hohen Temperaturunterschieden".
Bis vergangene Woche war die vom Waldbrand betroffene Fläche offiziell mit 160 Hektar angegeben worden. Die Nationalparkverwaltung hatte diesen Angaben am Freitag deutlich widersprochen. Nationalpark-Leiter Roland Pietsch sagte laut Pressemitteilung, Luftbilder mit einer Drohne hätten eine Fläche von maximal zwölf Hektar ergeben.
Löscharbeiten hatten Tage gedauert
Pietsch erklärte die mehr als zehnmal so hohen Werte der Feuerwehr damit, dass während des Einsatzes nur eine grobe Schätzung des Ausmaßes möglich sei. "Umso wichtiger ist es, transparent, offen und faktenbasiert über die abschließend betroffene Fläche zu informieren", teilte Pietsch mit.
Der Feuerwehr-Einsatzleiter hatte bereits am Freitag auf MDR-Nachfrage an seiner Darstellung festgehalten. Man habe mit den Kollegen der Katastrophenschutzorganisation @fire mittels Geodaten über Google Maps das Einsatzgebiet vermessen und eine Fläche von 160 Hektar ermittelt.
Auch Landrat Balcerowski krisierte die Nationalparkverwaltung: Die ermittelte Brandfläche von lediglich zwölf Hektar sei definitiv falsch und entspreche zudem nicht der Normalabweichung von Satelliten.
Hintergrund des Streits ist unter anderem die Diskussion um Totholz als möglichen Brandbeschleuniger vor Ort. In Kernzonen des Nationalparks Harz bleiben umgefallene Bäume und Äste liegen. Umweltschützer sehen in Totholz einen wichtigen Bestandteil im Ökosystem Wald. Viele Politiker sehen darin hingegen einen Risikofaktor. Die Löscharbeiten hatten rund eine Woche gedauert. Zur Unterstützung waren auch Löschflugzeuge aus Italien im Einsatz.
MDR (Lars Frohmüller, Christoph Dziedo, Hannes Leonard)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. September 2022 | 18:00 Uhr
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