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Berühmte VeranstaltungshalleTeurer als geplant: So steht es um die Hyparschale in Magdeburg

05. August 2023, 09:15 Uhr

Die Hyparschale in Magdeburg soll wird seit 2020 saniert. Im nächsten Jahr soll die berühmte Veranstaltungshalle wieder für Besucher öffnen. Doch das Projekt war immer wieder von Problemen begleitet. Zuletzt stiegen die Baukosten von 17 auf 22 Millionen Euro. Der Boden musste ausgetauscht werden, die Bauzeit verlängerte sich. Zudem gab es Streit um die Innenausstattung. MDR SACHSEN-ANHALT hat der Baustelle einen Besuch abgestattet und sich den aktuellen Stand angeschaut.

Andreas Geiger wirkt ein bisschen stolz, als er über die aus Beton gegossene Galerie der Hyparschale läuft, während das Licht durch die sternförmig angeordneten Dachfenster fällt und Schattenspiele auf den Boden malt. Unten wird gerade eine Ausgleichsschicht Beton auf den Boden aufgetragen.

"Da geht's voran", sagt Geiger zufrieden. Die Sanierung der berühmten Magdeburger Veranstaltungshalle hat den Projektleiter schon einige Nerven gekostet, gibt er zu. Nach einem langen Sanierungsprozess, der von einigen Widrigkeiten begleitet wurde, biegen die Arbeiten nun langsam auf die Zielgerade ein. Im Juli 2024 soll die Hyparschale wieder für Besucher öffnen. Urspünglich war das für Ende 2023 vorgesehen.

Die HyparschaleDie Hyparschale wurde nach einem Entwurf des bekannten DDR-Architekten Ulrich Müther in den 1960er-Jahren gebaut. Eine Besonderheit an der Hyparschale ist, dass die Dachkonstruktion ohne Stützpfeiler auskommt. Sie besteht aus vier sogenannten "hyperbolischen Paraboloiden". Diese Dachschalen aus selbstspannendem Beton werden auch Hyparschalen genannt und sind Namensgeber der Halle.

Lange war die Hyparschale ein beliebter Veranstaltungsort in Magdeburg. 1997 musste sie jedoch wegen Einsturzgefahr geschlossen werden und stand danach eine Zeit lang kurz vor dem Abriss, bevor sich die Stadt zur Sanierung entschloss. Die Arbeiten laufen seit Ende 2019.

Kosten massiv gestiegen

Der Verzug liegt laut Geiger an verschiedenen Faktoren. Die Corona-Pandemie, gestiegene Kosten für Baumaterialien und die Inflation hätten sich auf die Bauarbeiten ausgewirkt. Zeitweise sei es unmöglich gewesen, an Baumaterialien oder Firmen zu kommen. Zudem hätte die Bodenplatte der Hyparschale unerwartet ausgetauscht werden müssen. Ursprünglich hätten die Pläne vorgesehen, die alte Bodenplatte zu behalten. Geiger berichtet, all dies hätte die Arbeiten verlangsamt und die Kosten in die Höhe getrieben. Mittlerweile sind die veranschlagten Baukosten von ursprünglich 17 Millionen Euro auf mehr als 22 Millionen Euro gestiegen. Erst im April hatte der Stadtrat dafür gestimmt, die zusätzlichen Gelder für das Projekt bereitzustellen.

Ende Juni waren die Gesamtkosten für das Projekt Hyparschale dann erneut gestiegen, weil die Stadt die Kosten für die Erstausstattung des Gebäudes übernommen hat. Knapp eine Millionen Euro kostet der Einbau von Stühlen und Tischen, Tresen, Garderobe, Veranstaltungstechnik und anderen Posten. Kosten, mit denen die Stadt ursprünglich nicht gerechnet hatte. Im Stadtrat sorgte das für Unzufriedenheit, auch wenn eine große Mehrheit für die Übernahme der Kosten stimmte – aus Mangel an Alternativen.

Geiger ist insgesamt trotzdem zufrieden mit der Sanierung. "Insgesamt ist das auf jeden Fall ein erfolgreiches Projekt, würde ich sagen. Die gestiegenen Kosten sind sicher nicht schön, angesichts der Umstände aber keine Katastrophe." Auch die technologischen Probleme seien gelöst worden, sodass man sich nun auf der Zielgerade befinde, sowohl terminlich als auch finanziell.

Sanierung auf der Zielgeraden

Die meisten schwierigen Bauabschnitte sind laut Geiger inzwischen abgeschlossen. Große Teile der Technik seien bereits verbaut, die Sanitärbereiche seien nahezu fertig. "In erster Linie fehlen noch die Fußböden und die Fußbodenheizung" meint Geiger. Ein großer Faktor seien danach dann noch die Oberflächenverkleidungen und die Endmontagen der Haustechnik, der Lampen und Sanitärobjekte.

Bei der anschließenden Führung über die Baustelle ist deutlich zu spüren, wie fasziniert Geiger von dem Bauprojekt ist. Er spricht mit Begeisterung über die einst einsturzgefährdete Decke, die mit speziellem Carbon-Beton wieder hergerichtet wurde und ohne Stützpfeiler 48 Meter überspannt. "Das alte System mit den unterirdischen Spannbändern ist noch vollkommen intakt. Das ist großartig!" Er erklärt, welche Herausforderungen es beim Einbau der 800 Kilogramm schweren, riesigen Außenfenster gab und wie diese gelöst wurden. "Im Sommer war es hier erstaunlich kühl durch die Wärmeschutzverglasung! Das ist schon beeindruckend", sagt Geiger.

Dass die Hyparschale überhaupt bald wieder eröffnet wird und nicht abgerissen wurde, ist laut Geiger keine Selbstverständlichkeit. Er ist froh über die Entscheidung und kommt ins Schwärmen über die Veranstaltungshalle. "Die ist schon ein Highlight und findet auch international Beachtung. Und sie ist sehr vielseitig nutzbar. Theoretisch können hier auch kleine Boxkämpfe stattfinden."

Konkrete Nutzung noch unklar

Wer die Hyparschale am Ende tatsächlich betreibt und welche Veranstaltungen genau stattfinden werden, ist laut Geiger noch offen. Heißer Kandidat sei die kommunale Messe und Veranstaltungsgesellschaft Magdeburg (MVGM). Geplant sei, dass der gleiche Betreiber zukünftig auch die benachbarte und ebenfalls in der Sanierung befindliche Stadthalle übernehme, sodass sich beide Veranstaltungsorte keine Konkurrenz machten, sondern ergänzten. Ob es also tatsächlich auch Boxkämpfe in der Halle geben werde, sei derzeit unklar.

"Fast jeder in Magdeburg hat irgendwelche Erinnerungen an die vielfältige Nutzung der Hyparschale. Und da bleibt zu hoffen, dass das auch künftig so sein wird, dass die Art der Veranstaltung so vielfältig ist, dass da wirklich viele was davon haben." Jetzt hoffe er darauf, dass von baulicher Seite erst einmal wirklich alles wie geplant funktioniere und die Hyparschale dann wirklich ohne zusätzliche Kosten Mitte 2024 in Betrieb gehen könne.

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MDR (Leonard Schubert)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. August 2023 | 08:30 Uhr

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