Drogen im AbwasserWarum der Kokainkonsum in Magdeburg vergleichsweise hoch ist
In Magdeburg wird vergleichsweise viel Kokain konsumiert. Das legen Ergebnisse einer Abwasseruntersuchung aus den vergangenen Jahren nahe. Es kommt allerdings darauf an, mit wem man vergleicht: In anderen großen Städten in Mitteldeutschland wird tatsächlich deutlich weniger Kokain konsumiert. Im deutschlandweiten Vergleich liegt Magdeburg aber nur auf den ersten Blick weiter oben.
Magdeburg – eine der Städte mit dem höchsten Kokainkonsum in ganz Deutschland?! Das legen jedenfalls Daten nahe, die die Europäische Beobachtungstelle für Drogen und Drogenabhängigkeit (European Monitoring Center for Drugs and Drug Addiction, EMCDDA) für das vergangene Jahr erhoben hat.
Das Abwasser, das nach Angaben der Städtischen Werke auch aus dem Umland der Stadt kommt, enthielt demnach in Magdeburg 2022 täglich durchschnittlich 203,2 Milligramm Kokainrückstände pro 1.000 Einwohner. Zum Vergleich: Eine Stubenfliege wiegt etwa 80 Milligramm.
Magdeburg im bundesweiten Vergleich auf Platz 4 – laut einem Datensatz
Magdeburg liegt damit unter den für die Studie untersuchten Städten auf Platz 4 hinter Berlin, Dortmund und München – weit vorn dafür, dass Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt auf der Liste der größten deutschen Städte derzeit auf Platz 32 ist. Allerdings liegen dem EMCDDA nicht jedes Jahr für alle Städte die Daten vor.
Informationen zur Grafik
Die Grafik zeigt die Menge an Kokainrückständen, die das EMCDDA in den Jahren 2017 - 2022 im Abwasser in den jeweiligen Städten gefunden hat. Es handelt sich jeweils um die Städte mit den höchsten Werten im bundesweiten Vergleich. Auch zeigt die Grafik: Dem Zentrum lagen nicht in jedem Jahr die Werte für jede Stadt vor. Werte für Magdeburg fehlen etwa 2018 und 2019.
Für Hamburg liegen etwa nur für 2020 Daten vor: Mit 459,17 Milligramm Kokainrückständen pro 1.000 Einwohner übertraf die Hansestadt 2020 nach Zahlen, die Statista veröffentlicht hat, allerdings locker den Wert von Magdeburg.
Auch die Daten aus Frankfurt (Main) und Hannover aus dem Jahr 2017 sind höher als alle Werte, die für Magdeburg in mehreren Jahren erfasst wurden. Stuttgart hatte 2017 vergleichbare Werte mit Magdeburg 2021.
Magdeburg bei Kokainkonsum in Mitteldeutschland vorn
Im Vergleich mit anderen mitteldeutschen Städten liegt Magdeburg dennoch weit vorn: In Erfurt wurde laut Abwasseruntersuchung 2022 etwa nicht mal halb so viel Kokain konsumiert wie in Magdeburg: nur 78,31 Milligramm Kokainrückstände wurden pro 1.000 Einwohner gefunden, in Dresden sogar nur 48,73.
Allerdings sind die Zahlen auch innerhalb von Mitteldeutschland nur ein Fenster in die Realität. Werte für andere Städte, zum Beispiel Halle oder Dessau, gibt es nicht.
Kokain nicht die am meisten konsumierte Droge
Die Drogenberaterin Evelin Nitsch-Boek leitet eines von zwei Suchtberatungszentren in Magdeburg. Bei ihren Klienten spielt Kokain kaum eine Rolle, erzählt sie. Insgesamt haben sie und ihre Kolleginnen im vergangenen Jahr 483 Menschen beraten – bei lediglich sieben Personen war der Anlass für eine Beratung Kokain. Den größten Bedarf gibt es laut Nitsch-Boek bei Alkohol und Cannabis.
Die Polizei in Sachsen-Anhalt hat 255 Delikte im Jahr 2022 in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst, die mit Kokain oder Crack – einer Droge, die auf Kokain basiert – im Zusammenhang standen. Insgesamt registrierte sie 9.258 Rauschgiftdelikte in Sachsen-Anhalt 2022. Auch diese Zahlen zeigen: Andere Drogen spielen in Sachsen-Anhalt eine größere Rolle.
Hier bekommen Sie bei Problemen rund um Kokain oder andere Drogen Hilfe
In Sachsen-Anhalt gibt es verschiedene Einrichtungen, die bei Fragen oder Problemen rund um Drogen, Sucht und Abhängigkeit helfen können, ambulant oder stationär.
- Eine Suchtberatungsstellte in der Nähe finden Sie über den Wegweiser der Landesstelle für Suchtfragen Sachsen-Anhalt. Dort gibt es auch ein Angebot zur digitalen Beratung.
- Eine anonyme, aber kostenpflichtige (20 Cent/Minute aus dem Festnetz), Hotline zur Sucht- und Drogenberatung bietet der Drogenbeauftragte der Bundesregierung unter 01806 313031 an.
- Das Deutsche Rote Kreuz bietet ein sogenanntes Sorgentelefon für Betroffene und Angehörige unter der bundesweit gültigen Telefonnumer 06062 60776.
Beratungsangebote gelten in der Regel auch für Familie und Freunde.
Über die AutorinJulia Heundorf arbeitet seit Februar 2020 für MDR SACHSEN-ANHALT. Sie ist im Landkreis Harz aufgewachsen und hat ihren Bachelor in Halle und Bologna gemacht, den Master Medien, Kommunikation und Kultur in Frankfurt (Oder), Sofia und Nizza.
Zu ihren Lieblingsorten in Sachsen-Anhalt gehören die Dörfer westlich von Osterwieck, der Heinrich-Heine-Weg zum Brocken und das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle.
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MDR (Julia Heundorf, Katharina Forstmair)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. Juli 2023 | 17:00 Uhr
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