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In Kamern lernen Grundschüler nach alternativen Methoden. Aus der Freien Grundschule soll eine Gemeinschaftsschule werden. Bildrechte: Aud Merkel

Landkreis StendalFreies Lernen: Wie Eltern in Kamern eine neue Schule aufbauenVon Aud Merkel, MDR SACHSEN-ANHALT

23. Dezember 2023, 16:53 Uhr

Die Freie Grundschule in Kamern wurde 2018 auf Initiative von Eltern und Lehrern gegründet. Das Konzept hat sich etabliert und ist aus Sicht der Akteure vor Ort ein Erfolg. Deshalb sollen Kinder die Einrichtung künftig auch bis zur 10. Klasse besuchen können. Ein neuer Verein will sich um die Umsetzung kümmern.

In Kamern hat sich ein neuer Schulverein gegründet. Er heißt "WeiterDenken" und will das alternative Lernangebot der Freien Grundschule erweitern. Kinder sollen hier in Zukunft auch nach der 4. Klasse in einer Gemeinschaftsschule bis zur 10. Klasse lernen. Das alternative Lernangebot könnte die Altmark auch für neue Familien attraktiv machen, so die Hoffnung hinter dem Projekt.

Sobald man das graue Schulgebäude betritt, wird es bunt. Nicht nur die Inneneinrichtung ist liebevoll und kindgerecht gestaltet. Die Kinder selbst stahlen eine besondere Lebendigkeit aus. Neugierig und angstfrei kommen sie heran und fragen Löcher in den Bauch. Dann zeigen sie stolz ihre gemütlich eingerichteten Zimmer, in denen sie sich in kleinen Lerngruppen auf ihre Aufgaben stürzen. Sie lernen selbstständig, aber mit Anleitung. Im Englischunterricht müssen sie erst einmal kleine Alltagsgegenstände sortieren, bevor sie dann damit ihre Sprechübungen machen.

Schluss mit klassischem Frontalunterricht

Die Freie Grundschule Elbe-Havelland hat momentan 16 Mitarbeiter, darunter staatlich anerkannte Lehrkräfte, Lernbegleiter, Pädagogische Mitarbeiter und Helfer, nicht alle in Vollzeit. Das individuelle Lernen ist sehr projektbezogen. Die Kinder basteln und werkeln in Handwerks- und Technikwerkstätten. Auf einem Lehrbauernhof lernen sie den Umgang mit Tieren.

Martina Sander, Vorsitzende des neuen Vereins "WeiterDenken", will dieses Lernkonzept in Form einer Gemeinschaftsschule weiterführen. Es soll nicht mehr den klassischen Fontalunterricht geben: "Wir möchten gern das Jahrgangsübergreifende Lernen beibehalten, dass wir integrativ lernen, dass wir inklusiv lernen, dass wir von und miteinander lernen."

Freie Grundschule 2018 ebenfalls über Verein gegründet

Dieses Konzept scheint für die jetzige Grundschule aufzugehen. Schulleiterin Katharina Bensch berichtet, dass die Kinder aus Kamern an den weiterführenden Schulen und bei Wettbewerben immer gut bewertet würden.

Im Jahr 2018 schaffte es der damals aktive Verein "neugierig" eine Freie Grundschule zu gründen. Ein langer Weg. Angefangen haben damals 14 Kinder, heute sind es 61. Der Bedarf steigt, immer mehr Eltern fragen nach, und eben auch nach einer weiterführenden Beschulung am Ort.

Gerade für diese Kinder, die sich hier gut in der Gemeinschaft entwickeln, würde es mich freuen, wenn sie hier weiterlenen könnten.

Katharina Bensch | Schulleiterin

61 Kinder lernen zur Zeit in der Freien Grundschule in Kamern. Bildrechte: Aud Merkel

Katharina Bensch hat auch Sonderpädagogen im Team. So können hier auch Kinder mit Schwierigkeiten lernen: "Wir haben Kinder mit erhöhtem sonderpädagogischen Förderbedarf bei Hören, Sprache, Lernen, sozial, emotional. Gerade für diese Kinder, die sich hier gut in der Gemeinschaft entwickeln, würde es mich freuen, wenn sie hier weiterlenen könnten."

Schulerweiterung wird ein langer Weg

Vereinsvorsitzende Martina Sander kann sich Kamern in Zukunft auch als Lernort für Ferienkurse und Lehrerfortbildungen vorstellen. Doch nun müssen zunächst Konzepte geschrieben und Anträge gestellt werden. Ein plausibles Finanzkonzept muss her, Spenden, Bürgschaften. Eltern und Lehrerschaft sind sich bewusst, dass dies ein langer Weg ist und viel Arbeit bedeutet. Sie sind optimistisch, dass sie wie damals bei der Schulgründung genug Energie aufbringen. Das pädagogische Konzept sei überzeugend, der angemeldete Bedarf hoch.

Mitgründerin Janet Maschewski will auch die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung stärken. Schon längst würden sie nicht mehr als "Wald- und Wiesen Spinner" abgetan: "Es darf nicht etwas Ausgelagertes für Zugezogene werden, sondern wir müssen alle, die hier in der Region leben, mitnehmen. Das Angebot muss von ihnen genauso akzeptiert und verstanden werden."

Ein weiteres starkes Argument führt Martina Sander an: Nicht nur für junge Familien, sondern auch für Lehrerinnen und Lehrer sei die Schule attraktiv.

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MDR (Aud Merkel, Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 20. Dezember 2023 | 09:30 Uhr

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