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Kultur in der AltmarkZehn Jahre Künstlerstadt Kalbe: Bunt in die Zukunft

23. Juli 2023, 11:43 Uhr

Weltoffenheit wird gemeinhin großen Metropolen zugeschrieben. Doch mitten in der Altmark zeigt die "Künstlerstadt Kalbe", dass Weltoffenheit auch in einer kleinen Stadt gelebt werden kann. Seit zehn Jahren beleben hier Künstler aus aller Welt Leerstand und soziale Strukturen. Stadt und Wirtschaft profitieren davon.

In diesem Jahr kommen 26 Künstler aus 15 Nationen, aus China, Kroatien, Indien oder Chile nach Kalbe. Bis zu 200 Tage im Jahr trifft internationale zeitgenössische Kunst auf bürgernahe Workshops, Ausstellungen, Atelierführungen oder Konzerte. In der Zeit der Sommer- und Wintercamps oder bei den Festivals radeln junge Künstler und Projekthelfer mit bunten Fahrrädern durch die Stadt. Sie und Kunstobjekte im öffentlichen Raum verändern das Stadtbild.

Von den 130 Mitgliedern des Vereins der "Künstlerstadt Kalbe" sind 20 im ständigen Einsatz vor Ort. Sie helfen bei der Künstlerbetreuung und beim Ausbau alter Gebäude. Einige Patenschaften zwischen jungen Stipendiaten und Einwohner halten über die Campuszeit hinaus.

Auch die Wirtschaft profitiert

Bernd Möller ist seit neun Jahren dabei und schätzt die interkulturellen Begegnungen: "Für beide Seiten ist es gewinnbringend. Man versteht die Interessen dieser jungen Leute besser, ihre Sichtweisen, ihre Arbeitsweisen. Man reflektiert selber, welche Gedanken hattest du in dem Alter von der Welt, von der Kunst. Wie hat sich das alles gewandelt! Ist noch möglich in den nächsten Jahren, so zu leben? Man hört von den jungen Leuten, welche Probleme sie jetzt haben, als Künstler und im Privaten."

Seit der Wende verloren Kalbe und die 16 eingemeindeten Ortschaften über 3.000 Einwohner. Derzeit stehen in Kalbe 30 Prozent der Gebäude leer. Ob das Projekt "Künstlerstadt" die Landflucht verhindern kann, lässt sich nicht messen. Fakt aber ist: 14 Menschen sind schon durch das Projekt in Kalbe sesshaft geworden.

Weitere wirtschaftliche Auswirkungen durch die Kunstaktionen beschreibt Hotelier Stefan Quisdorf: "Wenn Menschen hier in die Künstlerstadt kommen oder in unser Hotel, dann geben sie natürlich Geld aus, sei es in der Gastronomie, in den Cafés oder im örtlichen Einzelhandel, und das insbesondere zu den Festivals, die hier stattfinden."

Mit Ehrenamt und Fördermitteln in die Zukunft

Der Verein belebte in Kalbe schon 17 leerstehende Gebäude mit Kunst und Kultur. Zwei von ihnen konnte der Verein inzwischen als Eigentum erwerben und liebevoll restaurieren. Davon ist gerade pünktlich zum Zehn-Jahres-Jubiläum ein Gebäudeteil fertig geworden.

Hinter all diesen Erfolgen stehen viele Förderanträge und eine Frau, die alles wuppt – Initiatorin Corinna Köbele. Bei Landes- und Bundesmitteln wird derzeit wieder am ländlichen Raum und an der Kultur gespart, sagt sie. Dem Verein fehlen nun Stellen und Mittel für die weiter nötigen Baumaßnahmen. Allein mit Ehrenamt ist das nicht zu schaffen.

Trotz der Finanzierungssorgen kämpft sich Corinna Köbele weiter durch den "Projekt-Dschungel" und blickt optimistisch in die Zukunft. "Es ist sogar vielmehr möglich, als das, was ich mir vorgestellt habe. Jeder von den Menschen, die hier mitmachen, hat Gedanken, was noch alles möglich sein könnte. Und wenn die dann loslegen, dann gibt es eine Wahnsinnskraft." Wie und wann der Verein in der Künstlerstadt weitermachen kann, hängt nun von den nächsten Förderzusagen ab.

Mehr zur Künstlerstadt Kalbe

MDR (Aud Merkel, Lucas Riemer)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 22. Juli 2023 | 19:00 Uhr

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