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KleinstadtheldenKalbe: Wie eine Stadt aus Leerstand Kunst macht

21. Juni 2020, 10:30 Uhr

Corinna Köbele will mit Kunst und Kultur die Stadt Kalbe neu gestalten. Jetzt startet sie das Projekt Gründerlabor. Ziel ist es, neue Arbeitsplätze in Kalbe und damit Bleibeperspektiven zu ermöglichen.

Die Einheitsgemeinde Kalbe (Milde) im Altmarkkreis Salzwedel hat eine sehr geringe Einwohnerdichte. Immer mehr junge Leute ziehen weg, Arbeitsplätze sind knapp und es gibt viel Leerstand. All das sind Faktoren, die eine Stadt erst einmal unattraktiv erscheinen lassen. Doch die Künstlerin Corinna Köbele nimmt diese Ausgangslage zum Anlass, um Dinge zu verändern.

Köbele hat 2013 den Verein "Künstlerstadt Kalbe" ins Leben gerufen. Hauptberuflich ist sie Psychotherapeutin. Doch Kunst gehört zum festen Bestandteil ihres Lebens. Sie möchte mit dem Verein aus dem vorhandenen Leerstand Raum für Kunst und Kultur formen. "Was es für solche Ideen braucht ist natürlich, dass man die Sache von Anfang an nicht klein macht, sondern groß denkt. Es ist nicht einfach, zeitgenössische Kunst an so einen kleinen Ort zu bringen", erzählt Köbele.

Belebung der Stadt durch Kunst

Zuvor habe das kulturelle Angebot in Kalbe hauptsächlich aus Volksmusik und Schlagern bestanden, erzählt Köbele. "Improvisierte Musik war für die Bürger erst einmal irritierend. Aber gerade das zieht neue Leute an. Hier auf dem Land wandern zwar keine Menschen ab, aber es kommen auch keine nach. Wir wollen aber Zuzug generieren" erklärt die Vereinsgründerin.

Genau dafür setzt sich der Verein von Köbele ein. Die ganze Stadt soll mit verschiedenen Kunstaktionen belebt werden. Dieser Ansatz zieht immer mehr neue Künstlerinnen und Künstler nach Kalbe. Die Stadt wird nach und nach zur Anlaufstelle für Kunst- und Kulturschaffende. Vor allem, weil sich der bestehende Freiraum anbietet, um der Kreativität freien Lauf zu lassen.

Kunstautomat und internationaler Künstler-Sommercampus

Mit der Zeit gibt es immer kreativere Ansätze. Manchmal sind es kleinere Aktionen, wie zum Beispiel ein Kunstautomat. Da kann man sich gegen ein wenig Kleingeld ein Kunstwerk kaufen. Zusammen mit dem Werk erhält man Informationen zu dem jeweiligen Künstler.

Auch größere Ideen werden in Kalbe umgesetzt. Ein Beispiel dafür ist das Sommercampus: Daran können sich Künstlerinnen und Künstler auch aus dem europäischen Ausland beteiligen. Durch diese Ideen und Projekte hat sich die Stadt Kalbe mit der Zeit auch international vernetzt.

Arbeitsplätze in der Region schaffen

Corinna Köbele bemüht sich, dass die Entwicklungen langfristig und nachhaltig sind. Aus diesem Ansatz ist die neue Idee des sogenannten Gründerlabors entstanden. "Das Gründerlabor ist eine neue Idee, um gemeinwohlorientiert zu arbeiten. Wir wollen damit Wirtschaftskreisläufe neu organisieren und Arbeitsplätze vor Ort schaffen", erzählt Köbele. Das sei vor allem wichtig, da im Moment 60 Prozent der Bevölkerung aus Kalbe zum Arbeitsplatz an einen anderen Ort pendeln muss.

Das Gründerlabor soll den lokalen Arbeitsmarkt beleben. Langfristig sollen sich damit Bleibeperspektiven ergeben. "Das Gründerlabor ist eine Ergänzung zu den bisherigen Formaten. Wir wollen eine Bewegung im ländlichen Raum bewirken, die wahrscheinlich sonst niemand in die Hand nehmen würde", beschreibt Köbele. Förderer des Projekts sind unter anderem die Robert-Bosch-Stiftung, das Innovations- und Gründerzentrum BIC in der Altmark und die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt.

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Unterstützung für Gründer

In Planung ist, dass die potenziellen Gründerinnen und Gründer ein mehrstufiges Programm durchlaufen. Das soll sie von der Idee bis zur Umsetzung, also zur Gründung, begleiten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können Workshops belegen und haben Mentorinnen und Mentoren, die ihnen zur Seite stehen. Auch die Einbindung von Migrantinnen und Migranten ist geplant. Deshalb ist zudem ein Sprachtraining Teil des Gründerlabors.

Köbele gibt einen Tipp, wie man denn selbst kreative Ideen umsetzen kann: "Wer so ein Projekt starten will, sollte in kurzer Zeit Taten schaffen. Also nicht viel reden, sondern einfach machen und Gemeinschaft stiften mit dem gemeinsamen Tun. Außerdem muss man der eigenen Idee trauen. Da ist es egal, was die anderen sagen. Man muss immer wieder daran arbeiten und erzählen."

Quelle: MDR/mh,vö