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Gedenkort auf dem SportplatzWie Klötze um die getötete Kezhia trauert

22. April 2023, 17:41 Uhr

Wochenlang wurde Kezhia gesucht. Am Freitag bestätigte die Polizei, dass die 19-Jährige getötet wurde. Besonders betroffen sind die Leute in ihrem Heimatort Klötze, eine Stadt im Altmarkkreis, und in ihrem Fußballverein, dem VfB Klötze. Dort war Kezhia als Trainerin und Schiedsrichterin aktiv. Spartenleiter André Dörk erklärt im Interview, wie Stadt und Verein mit dem schmerzhaften Verlust umgehen. Die Fragen stellte Carina Emig.

MDR SACHSEN-ANHALT: Wie haben Sie den Tag mit dieser furchtbaren Nachricht erlebt?

André Dörk: Schon am Abend vorher war bei Facebook zu lesen, sie sei gefunden worden. Viele hatten noch Hoffnung, dass es nicht so ist. Man ist schockiert und weiß anfangs gar nicht, wie man damit umgehen soll.

Ich habe eine Nacht darüber geschlafen und dann gemeinsam mit dem Vereinsvorstand und der Sparte Fußball überlegt, wie wir damit umgehen. Und vor allem, wie wir uns da nicht selbst hochheben, sondern wie wir würdig an Kezhia erinnern können. Um ihrer Familie auch zu zeigen, wie wichtig Kezhia für die Menschen hier in der Stadt war.

Klötze ist eine kleine Stadt, da halten alle zusammen. Kezhia kannte hier fast jeder. Sie war schon als kleines Kind auf dem Sportplatz und zuletzt in fast allen Mannschaften auch irgendwie aktiv. Wir waren alle schockiert.

Sie kennen auch den Tatverdächtigen. Wie gehen Sie mit dieser schwierigen Situation um?

Der Tatverdächtige ist hier vorher nicht negativ aufgefallen. Dass wir ihn kennen, macht einen wütender, aber nicht trauriger.

Welche Aktionen oder Anlaufpunkte zum Trauern sind nun konkret geplant?

Gestern morgen haben wir einen Trauerpunkt bei uns auf dem Käfigplatz erstellt. Dabei wir versucht, das so schön wie möglich zu machen – mit ein paar Bildern von Kezhia, Kerzen und Blumen. Es ging dann auch relativ schnell, dass Autos vorgefahren und Leute vorbeigekommen sind. Das ging dann bis in die Nacht. Ich war mit meiner Frau gegen halb 12 hier, um Kerzen anzumachen. Auch da kamen noch Leute. Das war ein schönes Bild, da waren wir überwältigt.

Am Wochenende hätten die Mannschaften des VfB Klötze ja auch Spiele bestreiten sollen. Wie gehen Sie damit um?

Für Spieler und Trainer ist die Situation sehr schwierig. Kezhia hat viel bei uns im Jugendbereich gepfiffen, die Kinder kannten sie alle. Bei der 1. Männermannschaft, die in Osterburg gespielt hätte, war sie Betreuerin.  Die Bilder kann man sich nicht vorstellen. Die Jungs standen alle mit hängenden Köpfen beim Training da. Deshalb wäre es unvernünftig, da Punktspiele zu bestreiten. Wir haben die Spiele abgesagt und das akzeptieren auch alle.

Heute war regulär ein Arbeitseinsatz auf dem Sportplatz geplant. Da kommen Sie nun als Verein alle zusammen. Welche Bedeutung hat dieses gemeinsame Beisammensein für die Fußballabteilung und die Menschen hier?

Ich habe gestern in die Gruppen für die Mannschaften geschrieben, wer kommen will, kommt. Wer was macht, macht was. Wer erzählt, erzählt. Ganz egal. Wir müssen heute nichts schaffen, den Plan haben wir gestrichen.

Aber es finden viele Gespräche statt. Die Leute reden über die Geschehnisse und das steht heute im Vordergrund.

Sie unterstützen sich also alle. Gibt es auch Überlegungen, die Familie von Kezhia zu unterstützen?

Da haben wir drüber gesprochen und uns als Verein einiges überlegt. Das möchte ich an dieser Stelle aber noch nicht erzählen. Wir unterstützen und halten den Kontakt zur Familie. In den nächsten Wochen werden wir die Ideen auch publik machen.

Aktuell ist das alles für uns noch gar nicht real. Da fällt es auch schwer, Worte zu finden. Die suchen wir seit ein paar Wochen, haben aber noch nicht die richtigen gefunden.

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MDR (Carina Emig, Oliver Leiste)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. April 2023 | 12:00 Uhr

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