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Datenwoche TrockenheitAuf der Suche nach dem trockensten Ort in Sachsen-Anhalt

04. Juni 2020, 19:12 Uhr

Während es im Harz häufiger regnet oder schneit, sind Niederschläge in anderen Regionen von Sachsen-Anhalt deutlich seltener. Einige Orte im Land zählen sogar zu den trockensten in ganz Deutschland. MDR SACHSEN-ANHALT hat in Teil 3 der Datenserie zum Thema Trockenheit analysiert, wo genau sich diese Orte befinden und wie trocken es in Ihrer Region ist.

In weiten Teilen Sachsen-Anhalts regnet oder schneit es selten. Doch eine Region sticht besonders hervor. Dort liegen auch einige der trockensten Orte Deutschlands. Bildrechte: Inge Roost /imago/YAY Images | Collage MDR

Wäre Sachsen-Anhalt ein Cocktail, dann ein Martini. Der ist nämlich genauso trocken wie das Bundesland zwischen Arendsee und Zeitz. Denn: Sachsen-Anhalt ist das niederschlasgärmste und damit trockenste aller Bundesländer. Das bedeutet, dass es hierzulande im bundesweiten Vergleich in den vergangenen knapp 140 Jahren am wenigsten geregnet und geschneit hat.

Was an dieser Stelle aber noch unklar ist:

  1. Wenn es in Sachsen-Anhalt so wenig Niederschlag gibt, wo genau ist dann der niederschlagsärmste, also trockenste aller Orte im Land?
  2. Wie lebt es sich so in diesem sehr, sehr trockenen Ort?

Um der zweiten Fragen auf den Grund zu gehen, muss zunächst die erste Frage beantwortet werden. Erste Anlaufstelle dafür ist der Deutsche Wetterdienst (DWD). Die Bundesbehörde – deren Aufgabe es ist, über das Wetter und das Klima zu forschen – sammelt seit 1881 Niederschlagswerte und betreibt gegenwärtig bundesweit knapp 2.000 Messstationen. Wenn jemand bei der Suche nach dem trockensten Ort in Sachsen-Anhalt helfen kann, dann der DWD.

Anruf bei der DWD-Pressestelle: Man helfe sehr gerne bei der Suche und empfiehlt den "Deutschen Klimaatlas". Aus diesem Online-Angebot des DWD ist leicht verständlich auf einer Karte ablesbar, wie sich für einzelne Monate oder Jahre der Niederschlag in Sachsen-Anhalt von einem langjährigen Durchschnittswert unterscheidet:

Im Video zu sehen: Die durchschnittlichen jährlichen Niederschläge von 2000 bis 2019 im Vergleich mit dem 30-jährigen Referenzzeitraum 1961-1990 aus dem "Deutschen Klimaatlas". Mehr Videos und Grafiken im Instagram-Kanal #mdrklärt

Niederschlag muss langfristig betrachtet werden

Für einen ersten Eindruck ist diese Übersicht völlig ausreichend. Klar wird, dass vor allem der Harz verhältnismäßig viele Niederschläge verzeichnet, weite Teile Sachsen-Anhalts von Nord nach Süd jedoch von Jahr zu Jahr mehr oder weniger niederschlagsarm sind. Doch ein genauer Ort ist aus der Karte nicht ablesbar, dafür sind die Angaben zu allgemein.

Was aber aus dem Klimaatlas deutlich wird: Niederschläge unterscheiden sich von Jahr zu Jahr recht deutlich. Bei der Suche nach dem trockensten Ort in Sachsen-Anhalt sollten daher nicht nur die Niederschläge eines einzelnen Jahres in Betracht gezogen werden, sondern mehrere Jahre.

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Ein zweiter Anruf beim DWD bestätigt die Vermutung. Klimaanalyst Thomas Deutschländer erklärt, dass klimatologische Beobachtungen in der Regel immer Zeiträume von 30 Jahren umfassen. Diese Zeiträume werden Referenzperioden genannt und sollen sicherstellen, dass die statistischen Kenngrößen von Niederschlag, Temperatur und weiteren Parametern mit ausreichender Genauigkeit bestimmt werden können.

Zeiträume länger als 30 Jahre werden übrigens nicht verwendet, da dann Klimaänderungen die Daten beeinflussen und auch in vielen Fällen die Datenbasis zu knapp wird. Die Suche nach dem trockensten Ort in Sachsen-Anhalt ist damit einen entscheidenden Schritt weiter. Die jüngste vollständige Referenzperiode des DWD umfasst die Jahre 1981 bis 2010.

Aus diesem Zeitraum wiederum liegen Daten zu rund 2.300 Messstationen in ganz Deutschland vor. Die Datenbank beinhaltet unter anderem die durchschnittlichen Niederschlagswerte für jeden einzelnen Monat sowie für das komplette Jahr. Sie ist – wenn auch etwas versteckt – öffentlich einsehbar auf der Homepage des DWD.

Welcher Ort in Sachsen-Anhalt ist es also, in dem laut DWD-Datenbank im Zeitraum 1981-2010 der wenigste Niederschlag pro Jahr gemessen wurde?

Trockenste Orte liegen im Saalekreis

Ergebnis: Es gibt nicht den einen trockensten Ort, sondern es sind gleich zwei. Rothenburg – heute Ortsteil von Wettin-Löbejün im Saalekreis – und die Goethestadt Bad Lauchstädt – ebenfalls im Saalekreis – weisen in der zurückliegenden Referenzperiode nach DWD-Angaben jeweils 473 Liter pro Quadratmeter (l/m²) Niederschlag im Jahr auf:

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Im Zeitraum 1981-2010 fielen in Rothenburg und Bad Lauchstädt pro Jahr durchschnittlich 473 l/m² Niederschlag. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum summierte sich der durchschnittliche Jahresniederschlag auf dem Brocken auf 1.879 l/m².

Nach Angaben des DWD sind Rothenburg und Bad Lauchstädt in der zurückliegenden Referenzperiode übrigens nicht nur die niederschlagsärmsten Orte in Sachsen-Anhalt, sondern in ganz Deutschland.

An dieser Stelle muss natürlich gesagt werden, dass niemand mit letzter Gewissheit sagen kann, ob es noch Orte gibt, an denen noch weniger Niederschlag gefallen ist. Denn auch wenn das DWD-Messnetz engmaschig aufgestellt ist, liegen natürlich nicht von jedem noch so kleinen Ort in Sachsen-Anhalt langjährige Niederschlagsdaten vor.

Zudem werden auch immer wieder Messstationen verlegt oder geschlossen, sodass Messreihen mit Hilfe mathematischer Modelle vervollständigt werden müssen oder aber nur für bestimmte Jahre gültig sind.

So viel Niederschlag gab es in Ihrer Region

Nachdem nun die niederschlagsärmsten Orte Sachsen-Anhalts gefunden sind, bleibt noch die eingangs gestellte Frage Nummer zwei: Wie lebt es sich eigentlich so in einem der trockensten Orte des Landes? MDR SACHSEN-ANHALT-Reporter Kevin Poweska war für Sie im Saalekreis unterwegs und hat bei den Bürgerinnen und Bürgern nachgefragt.

Seine Reportage dazu finden Sie hier. Und wenn Sie wissen möchten, wie viel Niederschlag in den vergangenen Jahren in Ihrer Region gefallen ist, dann schauen Sie doch einfach mal in die folgende Grafik:

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Das sind die Themen der Datenwoche Trockenheit

MDR SACHSEN-ANHALT sucht in der Datenwoche zum Thema Trockenheit in Sachsen-Anhalt nach Antworten, spricht mit Landwirten und Wissenschaftlern über Trockenheit und Dürre.

Über die Daten

Die Daten stammen aus den Aufzeichnungen und Zeitreihen des Deutschen Wetterdienstes. Die Werte sind laut DWD Gebietsmittel – also Mittelwerte eines Rasterfeldes mit einer Auflösung von einem Kilometer.

Um zu ermitteln, wieviel Niederschlag in einer Region oder an einem bestimmten Ort gefallen ist, werden die Messdaten der einzelnen Wetterstationen aufgezeichnet. Danach werden sie zu einem durchschnittlichen Wert für ein Rasterfeld mit einer Auflösung von einem Kilometer berechnet. Aus diesen kleinteiligen Werten können danach die durchschnittlichen Niederschlagsmengen für ein Bundesland oder ganz Deutschland errechnet werden.

Der Deutsche Wetterdienst gibt an, dass die Zeitreihen der Gebietsmittel gegenüber Zeitreihen einzelner Stationen solider und repräsentativer sind, da Messstationen in der Vergangenheit gelegentlich verlegt worden sind oder sich das Umfeld verändert haben könnte.

Laut DWD ist das Messnetz in Deutschland für die Temperatur und die Niederschlagshöhe seit Ende des 19. Jahrhunderts dicht genug, um Rasterfelder für die einzelnen Monate und daraus abgeleitete Mittelwerte zu gewinnen.

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Über den AutorManuel Mohr arbeitet seit 2017 als Datenjournalist bei MDR SACHSEN-ANHALT in Magdeburg. Sein Aufgabenschwerpunkt liegt in der Recherche und Analyse von Daten, aus denen Geschichten für Online, Radio und Fernsehen entstehen. Vor der Rückkehr in seine Heimatstadt war Manuel Mohr für mehrere Jahre beim Bayerischen Rundfunk in München.

Quelle: MDR/mm

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 31. Mai 2020 | 19:00 Uhr

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