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Steigende KostenTierheime in Sachsen-Anhalt geraten an Belastungsgrenze

20. Dezember 2022, 15:09 Uhr

Die Tierheime in Sachsen-Anhalt beherbergen aktuell mehr Tiere als vor der Corona-Pandemie. Neue Aufnahmen sind nur in Notfällen oder nach erfolgreicher Vermittlung möglich. Auch die steigenden Energiepreise und die hohen Kosten für die Verpflegung der Tiere belasten die Einrichtungen.

Viele Tierheime und Auffangstationen in Sachsen-Anhalt sind an der Belastungsgrenze. Vier von fünf Einrichtungen müssten inzwischen die Aufnahme weiterer Tiere ablehnen oder nehmen nur noch Notfälle an. Das hat eine landesweite Befragung von MDR SACHSEN-ANHALT bei Tierheimen, Auffangstationen und den zuständigen Landkreisen in Sachsen-Anhalt ergeben.

Stärker belegt als vor Corona-Pandemie

83 Prozent der Tierheime und Auffangstationen gaben an, dass sie stärker belegt seien als vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019. Am häufigsten werden demnach Tiere gebracht, die nicht artgerecht gehalten wurden: "Hunde werden oft durch das Veterinäramt eingeliefert. Die machen einen guten Job", erklärte Stefanie Schrader, stellvertretende Leiterin des Stendaler Tierheims.

Finanzielle Sorgen der Menschen verstärkten den Druck auf die Tierheime. In der Befragung von MDR SACHSEN-ANHALT berichteten mehrere Einrichtungen, dass Tiere abgegeben würden, weil die Kosten für den Lebensunterhalt, die Tierverpflegung sowie Tierarztbesuche gestiegen seien.

Kastrationspflicht für Katzen

Speziell bei Katzen komme ein weiteres Problem hinzu. Viele frei laufende Tiere vermehrten sich unkontrolliert. "Es braucht eine Kastrationspflicht für Katzen", forderte Otfried Müller vom Landesverband Sachsen-Anhalt des Deutschen Tierschutzbundes. "Wenn eine Katze draußen rumläuft, muss sie kastriert, registriert und gechipt sein. Wenn das nicht der Fall ist, dann müssen dies die Tierheime durchsetzen dürfen, selbst dann, wenn die Halter dagegen sind", so Müller weiter. In Sachsen-Anhalt müssten Katzen bislang nur in wenigen Kommunen kastriert sein, etwa in Tangerhütte oder Zerbst.

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Finanzielle Schieflage bei Tierheimen und Auffangstationen

Viele Tierheime und Auffangstationen teilten mit, inzwischen selber in finanzielle Schieflage geraten zu sein. Verantwortlich dafür seien auch hier die gestiegenen Energie- und Tierarztkosten. Auch seien die Ausgaben durch die hohe Belegung ohnehin stark gestiegen.

10.000 Euro für eine Woche Hunde-Verpflegung

Die steigenden Kosten machen auch dem Tierheim in Stendal zu schaffen. Stefanie Schrader erklärt, dass das Tierheim bereits mit dem Landkreis verhandelt, um weitere finanzielle Unterstützung zu erhalten. 10.000 Euro pro Woche würde allein die Versorgung der Hunde kosten. 20.000 Euro bekommt das Tierheim Schrader zufolge im Jahr von Landkreis. 85 Hunde und etwa 100 Katzen werden in Stendal aktuell betreut. Neue Tiere können nur noch in Notfällen aufgenommen werden.

Keine zusätzliche Unterstützung vom Land in Aussicht

Trotz der Kostenexplosion könnten Tierheime in Sachsen-Anhalt zudem nicht mit zusätzlichen Geldern aus der Politik rechnen. Im Haushaltsentwurf der Landesregierung für 2023 blieben die Zuschüsse für Tierheime unverändert bei 88.000 Euro pro Jahr. Die staatlichen Zuschüsse für die Kastration herrenloser Katzen solle sogar von 120.000 Euro auf 100.000 Euro sinken.

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MDR (Tycho Schildbach, Engin Haupt, Moritz Arand) | Erstmals veröffentlicht am 19.12.2022

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 17. Dezember 2022 | 19:00 Uhr

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