Zahl seit Jahren rückläufigWeniger Tageseltern in Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt sinkt die Anzahl der Tagesmütter und -väter. Auch die Anzahl der von Tageseltern betreuten Kinder ist gesunken. Der Trend ist auch bundesweit erkennbar.
- Seit 2020 sinkt die Zahl der Tageseltern in Sachsen-Anhalt.
- Der Bundesverband sieht bei den Landtagsfraktionen keinen politischen Willen zur Förderung der Kindertagespflege.
- Neben der Corona-Pandemie hat auch die Inflation zum Rückgang beigetragen.
Die Zahl der Tagesmütter und -väter in Sachsen-Anhalt ist weiter rückläufig. Am 1. März dieses Jahres waren 160 Tagesmütter und neun Tagesväter in der öffentlich geförderten Kindertagespflege tätig, wie aus aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes hervorgeht. Das waren fünf Personen weniger als zum Stichtag des Vorjahres.
In den vergangenen zehn Jahren gab es ab 2013 einen Anstieg von 147 Tagespflegepersonen auf 190 im Jahr 2020. Seitdem ist die Zahl wieder rückläufig.
Bundesverband: "Politischer Wille fehlt"
Aus Sicht des Bundesverbandes für Kindertagespflege ist in Sachsen-Anhalt – anders als in Brandenburg, Sachsen oder Thüringen – bei den Landtagsfraktionen kein politischer Wille zur Förderung der Kindertagespflege erkennbar, wie Bundesgeschäftsführer Heiko Krause erklärte. Ein rein ehrenamtlich organisierter Landesverband habe keine Unterstützung vom Land erhalten und sich aufgelöst. Die Ehrenamtlichen hätten die Zeit nicht mehr aufbringen können.
Zahl der betreuten Kinder sinkt auch
Mit der Zahl der Tagespflegepersonen ging auch die Zahl der betreuten Kinder zurück. Ein leichter Abwärtstrend setzte laut Statistik im Jahr 2018 ein. Damals wurden 853 Kinder in Kindertagespflege betreut. 2022 sank die Zahl auf unter 800 und erreichte in diesem Jahr den Wert von 756.
Nur wenig Kinder von Tageseltern betreut
Öffentliche Kindertageseinrichtungen, also Krippen, Kindergärten und Horte, besuchen landesweit 154.625 Jungen und Mädchen. Damit liegt der Anteil der Kinder, die von Tagesmüttern und -vätern betreut werden, in Sachsen-Anhalt unter 0,5 Prozent. Dabei handelt es sich überwiegend um Kinder unter drei Jahren.
Bezahlung verbessern, gute Rahmenbedingungen schaffen
Der Bundesverband für Kindertagespflege erklärte: "Angesichts sinkender Kinderzahlen in einigen Landkreisen Sachsen-Anhalts sehen wir durchaus Potenzial für die Kindertagespflege. Dort, wo eine Kita nicht mehr ausgelastet werden kann, kann die Kindertagespflege eine gute Alternative sein." Dazu gehörten aber eine auskömmliche Bezahlung und gute rechtliche Rahmenbedingungen.
Zu den Unterschieden zwischen Sachsen-Anhalt und anderen östlichen Bundesländern erklärte der Bundesverband: Anders als etwa in Brandenburg oder Sachsen gebe es hier keine Landesstelle, die Fortbildung und Beratung für Tagespflegepersonen anbiete. Sachsen-Anhalt habe das Handlungsfeld "Stärkung der Kindertagespflege" im Rahmen des Kita-Qualitätsgesetzes nicht gewählt.
Bundesweiter Rückgang
Auch bundesweit ist die Zahl der Tagesmütter und -väter zuletzt zurückgegangen. Am 1. März 2022 gab es nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes rund 41.900 Tageseltern, das waren 1.200 oder 2,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Corona und die Inflation
Krause erklärte, dass die Corona-Pandemie beim Rückgang eine Rolle gespielt habe. Kindertagespflegepersonen seien überwiegend selbstständig. Und nicht alle Bundesländer hätten die Finanzierung während der Pandemie sichergestellt. Hinzu kämen steigende Energie- und Lebensmittelpreise. "Viele haben in der Pandemie ihre Rücklagen aufgebraucht und müssen jetzt wegen der Inflation aufgeben", so Krause.
In den östlichen Bundesländern sei die Bezahlung der Tagesmütter im Durchschnitt schlechter als in den westlichen. Aber auch innerhalb eines Bundeslandes gebe es zum Teil erhebliche Unterschiede zwischen den Kreisen.
dpa, MDR (Moritz Arand)
Mehr zum Thema Kita
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 11. September 2023 | 11:00 Uhr
Kommentare
{{text}}