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Lausitzer SeenlandDurchhalten am Knappensee: Teil des Rundwegs wieder frei

12. Mai 2023, 10:29 Uhr

Ein Haus am See ist etwas Wunderbares. Es sei denn, der See ist eine Dauerbaustelle. Am Knappensee bei Hoyerswerda wird Badevergnügen und Wassersport weiter auf Jahre nicht möglich sein. Die Anlieger harren standhaft aus. So wurde sich jüngst zu einem Arbeitseinsatz in einer Erholungsanlage bei Groß Särchen getroffen.

Immer freitags und am Wochenende stellt Marlen Gläßer vom Groß Särchener Sunshine-Park ihren Aufsteller raus. Der zeigt mit sonnigem Gruß: "Wir haben geöffnet." Sie müsste immer wieder betonen, dass es am Knappensee ihre kleine Freizeitoase mit Gaststätte, Minigolf, Freiluftschach und Campingplatz gibt. Denn seit einem Jahrzehnt ist der See wegen Ufersanierungen und einer verheerenden Rutschung gesperrt und damit auch aus dem Blick der Ausflügler geraten.

Durchhalten lautet die Parole

Als im März 2021 ein großes Stück des Ostufers abbrach und mit Baum und Borke im Wasser versank, war es ein herber Schlag für die Anrainer. "Es war deprimierend, denn da war der See ja schon sieben Jahre gesperrt", sagt Gläßer. Der Tiefpunkt sei die Nachricht des Oberbergamtes im Juli 2022 gewesen, dass der See viel länger als geplant gesperrt bleibt. "Da waren wir pappensatt. Wir haben so viele Jahre durchgehalten." Laut dem Oberbergamt ist eine Nutzung der Wasserfläche vor 2028 nicht möglich.

Im März 2021 geriet ein großes Uferstück ins Rutschen und versank im Knappensee. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Marlen Gläßer hält mit Mann und Tochter den Sunshine-Park am Laufen. Doch wirtschaftlich über die Runden kommen sie durch ihr zweites Standbein: das Waldbad in Bernsdorf. Am Knappensee seien es in der Regel Kurztouristen, die bei ihnen eine Nacht bleiben. Die Öffnungszeiten der Gaststätte hat die Familie hier auf drei Tage die Woche reduziert.

Wir müssen immer betonen, dass es uns noch gibt. Wir haben uns ein zweites Standbein geschaffen, das Waldbad Bernsdorf.

Marlen Gläßer | Sunshine-Park

Außerdem besuchen Kindergruppen aus der Grundschule Groß Särchen und den Horten in Hoyerswerda den Ferienpark. "Sie machen hier ihre Wandertage und haben Spaß. Wir hoffen so, bei den Kindern in Erinnerung zu bleiben, dass sie später wiederkommen", sagt die Ferienparkbetreiberin. "Wenn ich träumen könnte? Dann, dass der See nächstes Jahr aufmacht."

Anrainern dauert Sanierung zu lange

Davon träumen auch Bungalowbesitzer in der angrenzenden Freizeitanlage Werner Seelenbinder. Lutz Bretschneider, der seit 1992 hier einen Bungalow hat, hat sich mit der Situation irgendwie arrangiert. "Ich nutze derzeit viele Alternativangebote, die es in der Region gibt, wie zum Beispiel die anderen Seen." Auch mache die Gemeinde Lohsa viel, um touristische Angebote zu schaffen, hebt Bretschneider hervor.

Die Arbeit des Bergbausanierer LMBV dauert ihm aber eindeutig zu lang. Bis 2027 - das sei eine Frechheit, so Bretschneider. Er finde es unter anderem unsinnig, dass die Sanierungsarbeiten international ausgeschrieben werden. Dadurch gehe viel Zeit verloren. Letztlich werden es dieselben Firmen sein, die die Sanierung durchführen, weil sie darauf spezialisiert sind und die Technik hier haben, schätzt Bretschneider die Situation ein.

Damals hieß es drei Jahre, jetzt ist man bei 13. Die verdienen hier Geld mit den ganzen Problemen.

Werner Petrick | Dauercamper in Koblenz

Werner Petrick von dem Verein Knappensee Rebellen gehört zu etwa 30 Dauercampern auf dem Campingplatz im Nachbarort Koblenz. "Es ist der letzte Campingplatz hier, hoffentlich hält er durch", sagt der Rentner. Auch ihm dauern die Baumaßnahmen viel zu lang. Etwa 100 Dauercamper waren es auf ihrem Platz vor zehn Jahren gewesen, als die Sanierung des Sees angekündigt wurde.

Anfangs habe es geheißen, man brauche drei Jahre. "Jetzt ist man bei 13 Jahren. Die verdienen hier Geld mit den ganzen Problemen", meint Petrick in Richtung der Sanierer. So stünden jetzt für das 700 Meter lange Südufer drei Baumaschinen bereit. "Das weiß man, dass das jetzt die ganze Saison läuft", sagt der 73-Jährige genervt.

Radweg zwischen Maukendorf und Groß Särchen teilweise frei

Seit Mai ist am Knappensee der Weg am westlichen Uferbereich zwischen Maukendorf und Groß Särchen freigegeben. Wie der Bergbausanierer LMBV mitteilte, wurden die Sperrzäune nun bis ans Wasser zurückgesetzt. Für die Radsaison 2023 ist die Freigabe aber nur bedingt eine gute Nachricht, denn noch endet der Radweg in einer Sackgasse. Erst im September, wenn ein weiteres Stück den Radfahrern zurückgegeben wird, ist Groß Särchen aus Richtung Hoyerswerda kommend für Radfahrer wieder eine echte Option.

Das Baden im See bleibt nach wie vor verboten. Es bestehe weiter Gefahr für Leib und Leben durch die abgerutschte Ostböschung, so LMBV-Sprecher Uwe Steinhuber.

Die nächsten Sanierungsschritte

Unterdessen laufen die Arbeiten des Bergbausanierers weiter, wie Steinhuber ausführt. Ein sogenannter Vorschüttdamm werde derzeit zur Stabilisierung bei den gefährdeten Böschungen am Rutschungskessel aufgeschüttet. Ab Sommer beginnen dort die Arbeiter mit der Rütteldruckverdichtung, deren Ende im Frühjahr 2024 geplant ist.

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Dann folgt die große Maßnahme: 2024 soll die Verfüllung des Rutschungskessels ausgeschrieben werden. Weil die LMBV als Bundesunternehmen dem öffentlichen Vergaberecht unterliege, seien je nach Ausgabenhöhe Aufträge auch europaweit auszuschreiben. "Auch wenn in der Regel sich ansässige Sanierungsfirmen um die Aufträge bewerben, ist das Prozedere zwingend nach den Vergaberichtlinien einzuhalten", so Steinhuber.

MDR (dkö/ama)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Bautzen | 11. Mai 2023 | 12:30 Uhr