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Auch Seeadler sind in der neuen Sonderausstellung "Deutschlands wilde Greife" zu sehen - allerdings keine lebendigen, sondern als lebensechte Präparate. Bildrechte: Museum der Westlausitz Kamenz

Deutschlands wilde GreifeAuge in Auge mit dem Seeadler in Kamenzer Museum

22. März 2024, 07:00 Uhr

In Deutschland sind 36 Greifvogelarten unterwegs. Manche sind hier heimisch, andere nur Durchzügler oder Wintergäste. Im Museum der Westlausitz können Besucherinnen und Besucher jetzt alle gemeinsam in einer neuen Sonderausstellung kennenlernen und sogar mit ihnen auf Tuchfühlung gehen. Für den Museumspräparator hat das viel Arbeit bedeutet.

Kurz vor der Ausstellungseröffnung bringt Präparator Andreas Kleefeld noch einmal schwarze Farbe auf die Krallen des Schwarzmilans auf und macht ihn schick für seinen großen Auftritt. "Ich habe Schnabel, Füße und Krallen nachgefärbt, weil die natürliche Färbung während der Präparation völlig verloren geht." Das Tier gehört zu den rund 90 präparierten Vögeln, die in der neuen Sonderausstellung "Deutschlands wilde Greife" zu sehen sind. 19 davon hat Kleefeld neu präpariert, darunter Seeadler, Sperber und ein Mäusebussard.

Präparator Andreas Kleefeld bereitet den Schwarzmilan für die neue Ausstellung des Museums der Westlausitz vor. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Vom Totfund zum Museumsvogel

Die Vögel seien alles Totfunde gewesen, erklärt Präparator Kleefeld. Denn das Museum ist offizielle Sammelstelle für diese Vögel, auch für geschützte Arten wie den Seeadler. Werden sie tot gefunden, kommen sie nach Kamenz, werden registriert, präpariert und in der Sammlung des Museums aufbewahrt. Einige werden in Ausstellungen gezeigt, wie jetzt in "Deutschlands wilde Greife."

Anfassen erlaubt

Die Schau versammelt alle 36 Greifvogelarten, die es in Deutschland gibt. Nicht alle würden hier brüten, erklärt Bodo Plesky vom Museum der Westlausitz. Einige seien auch nur Durchzügler oder Wintergäste. Aber alle Arten seien in Deutschland zu sehen. Diese Vollständigkeit sei eine Besonderheit dieser Ausstellung. Eine andere ist, dass viele der lebensechten Vogelpräparate nicht hinter Glas versteckt sind.

Seeadler, Bartgeier oder Turmfalke sitzen geduldig in den Ausstellungsräumen, Anfassen ist erlaubt. Damit wollen die Ausstellungsmacher die Greifvögel den Menschen besonders nahe bringen: "Wir haben gesagt, wir nehmen die Scheiben komplett weg und die Leute können sozusagen mit der Nase dran stupsen. So nah haben viele die Arten wahrscheinlich noch nie gesehen", erklärt Museumspädagoge Plesky. Ausnahme sind einige historische alte Vogelpräparate und Leihgaben anderer Museen.

Ein Fischadler sitzt in der Ausstellung "Deutschlands wilde Greife". Er sieht zwar aus, als ob er gleich losfliegen will, das kann er aber nicht mehr. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Wir haben gesagt, wir nehmen die Scheiben komplett weg und die Leute können sozusagen mit der Nase dran stupsen. So nah haben viele die Arten wahrscheinlich noch nie gesehen.

Bodo Plesky | Museum der Westlausitz

Viel Wissen über das lebende Tier

Alle Präparate, die Andreas Kleefeld als hauseigener Museumspräparator gefertigt hat, stehen in der Ausstellung nicht hinter Glas. Einige sehen so aus, als würden sie gleich davonfliegen. Damit sie so lebendig wirken, musste er nicht nur handwerklich gut präparieren, sondern auch viel über deren Biologie und Lebensweise wissen. "Der Präparator muss sich mit den lebenden Tieren sehr stark auseinandersetzen. Er muss schauen, wie sich das Tier bewegt, was es anatomisch kann und wie es sich verhält. Das alles muss in das Präparat einfließen, damit es lebensecht wirkt." Auch deshalb sei diese Arbeit so spannend für ihn, da er sich eigentlich viel mehr mit dem lebenden Tier als mit dem toten befasst.

Für die Sonderausstellung "Deutschlands wilde Greife" hat Andreas Kleefeld 19 Vögel neu präpariert. Bildrechte: Museum der Westlausitz Kamenz

Der Präparator muss sich mit den lebenden Tieren sehr stark auseinandersetzen. Er muss schauen, wie sich das Tier bewegt, was es anatomisch kann und wie es sich verhält. Das alles muss in das Präparat einfließen, damit es lebensecht wirkt.

Andreas Kleefeld | Präparator

"Deutschlands wilde Greife" | Museum der Westlausitz Kamenz23.3.2024 bis 26.1.2025

Öffnungszeiten: Di - So |10 bis 18 Uhr

Begleitprogramm (Auszug):
9. April | 19 Uhr: Vortrag "Greifvögel Deutschlands - eine Reise in Bildern"
14. April | 14 Uhr: Führung
5. Mai | 11-17 Uhr: Familientag mit Falknervorführung
9. Juli | 19 Uhr: Vortrag "Greifvogelfotografie bis ins hohe Alter - nur die Verstecke ändern sich
18. August | 14 Uhr: Führung
20. Oktober | Adlertag im Museum

Das Geheimnis der Falken

In der Ausstellung sind aber nicht nur Habichte, Bartgeier oder Milane in ihren Lebensräumen zu sehen. Zu den einzelnen Arten gibt es auch viele Informationen zum Vorkommen, zur Gefährdung oder zu Besonderheiten. So wird ein Geheimnis um den Falken gelüftet, der streng genommen gar nicht zu den Greifvögeln zählt. "Die Falken gehören eigentlich zu den Papageienvögeln", erklärt Bodo Plesky.

Die Lebensweise von Greifvögeln und Falken sei aber sehr ähnlich, so Plesky. Sie hätten dieselbe Beute und denselben Lebensraum. Deshalb habe man die Falken lange zu den Greifvögeln gezählt. Erst genetische Untersuchungen hätten dann gezeigt, dass sie eigentlich Papageienvögel sind.  

Bildergalerie Blick in die Präparationswerkstatt

Andreas Kleefeld koloriert Schnabel und Füße des Schwarzmilans nach. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Denn während des Präpariervorgangs geht deren natürliche Farbe verloren. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Der Schwarzmilan wird auch in der Ausstellung "Deutschlands wilde Greife" gezeigt. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Für die Präparation ziehen die Präparatoren erst die Haut samt Federn des Tieres ab und säubern alles. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Dann wird die Haut auf solch einen passenden Körper aus Holzwolle aufgezogen, den der Präparator vorher geformt hat. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Alle präparierten Tiere kommen in die Sammlung des Museums und werden für wissenschaftliche Zwecke und Forschungsarbeiten aufbewahrt. Dafür wurden zuvor alle Daten der Tiere wie Gewicht, Größe und Fundort registriert. Bildrechte: MDR/Viola Simank

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 22. März 2024 | 16:30 Uhr