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Oberlausitz800 Jahre "Oberc" und "Niederc": Festumzug statt Saalschlacht

15. Juli 2022, 15:29 Uhr

Trafen früher Obercunnersdorfer und Niedercunnersdorfer aufeinander, gab es Stress. Prügeleien waren da nicht selten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Erstmals feiern die Bewohner von "Oberc" und "Niederc" gemeinsam ein Jubiläumsfest zu ihrer Ortsgeschichte.

So nah und doch so verschieden

Ob man aus Oberc oder Niederc kommt – der letzte Buchstabe am Wort wird wie Zeh gesprochen –, das hatte bei den Einheimischen der Oberlausitzer Nachbargemeinden über viele Jahrhunderte den Unterschied gemacht. Obercunnersdorf war eher bürgerlich-konservativ, hatte eine eigene Kirche und bald auch den besseren Bahnanschluss. Niedercunnersdorf war eher Arbeiterwohnort, später sozialdemokratisch geprägt, zur Kirche musste man zehn Kilometer nach Löbau gehen. Solche Beispiele nennt der Ortschronist Hans-Joachim Roth und schmunzelt.

Tanzveranstaltungen endeten in mächtigen Saalschlachten. Es musste sogar ein Verein gegründet werden, um die Strafgelder zu bezahlen.

Hans-Joachim Roth | aus Obercunnersdorf

Da guckte man sich nicht etwa scheel von der Seite an, sondern nach ein paar Bier ging's zur Sache. Trafen bei Tanzveranstaltungen Obercunnersdorfer und Niedercunnersdorfer aufeinander, endete es meist in einer mächtigen Saalschlacht, wie Roth berichtet. "Es musste sogar ein Verein gegründet werden, um die Strafgelder zu bezahlen", sagt der 76-Jährige aus Obercunnersdorf.

Dabei führen beide Orte ihre Ersterwähnung auf dieselbe Urkunde zurück. Im Jahre 1221 ging Cunradisdorf, in dem sich Siedler niedergelassen hatten, per Schenkungsurkunde ins Besitztum des Klosters von Bautzen über. Das Dorf sei als ein Ort gegründet worden. Durch den Zustrom von Siedlern wurde es aber bald so groß, dass das Dorf dann geteilt wurde, so Roth.

Gemeinsame Chronik erstellt

Roth hat sich intensiv mit der Historie beschäftigt: Als im Vorjahr das 800-jährige Jubiläum wegen der Pandemie verschoben wurde, nahm sich der Rentner die einzelnen Chroniken von Obercunnersdorf und Niedercunnersdorf vor. Er recherchierte, sammelte und erstellte eine erste gemeinsame Chronik. Sie erschien im Frühjahr und fand so großen Anklang, dass sie nachgedruckt werden musste.

Auch die Zeit der Saalschlachten ist vorbei. Ober- und Niedercunnersdorf locken als idyllische Touristenziele mit vielen, hübschen Umgebindehäusern. Seit 2013 sind beide Orte zur neuen Gemeinde Kottmar eingemeindet worden. Und jetzt gibt es endlich auch ein gemeinsames Ortsjubiläum. Coronageschuldet um ein Jahr versetzt werden ab diesem Freitag 800 Jahre Cunradisdorf gefeiert - und zwar eine ganze Woche lang.

Symbolische Vereinigung mit dem Festumzug

Begonnen wird gleich mit den Höhepunkten, wie der Niedercunnersdorfer René Rixrath vom Organisationsteam beschreibt. Gegen 17 Uhr starten in beiden Dörfern Festumzüge, die sich thematisch mit der Oberlausitzer Geschichte beschäftigen, in Richtung Nachbarort. "Dann werden sich die zwei Festumzüge im Reißverschlussverfahren zu einem vereinen", so Rixrath.

Ein wichtiger Akt auf der grünen Wiese zwischen den beiden Ortsschildern ist die Einweihung eines Gedenksteins mit der Tafel "Cunradisdorf 1221 - 2021". Gemeinsam werde auch ein Apfelbaum gepflanzt, sagt Monika Truskat, die Ortsvorsteherin von Niedercunnersdorf. Übrigens wird an dieser Stelle auch ein Wlan-Punkt eingerichtet, wie Truskat bestätigt. So können sich beispielsweise Fahrradtouristen am Stein über die Heimatgeschichte informieren.

Der Freitag endet dann am Festplatz mit den Klassikern: Bieranstich, Livemusik und Feuerwerk. Auch die nächsten Tage ist laut Truskat ganz viel los. "Ich freue mich, dass sich alle Vereine aktiv beteiligen", so die Ortsvorsteherin.

==> hier geht es zum Festprogramm

MDR (ama)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 15. Juli 2022 | 08:00 Uhr