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ErmittlungenGörlitzerin unsicher: Behördenfehler in Frankreich oder fieser Trickbetrug?

21. Juli 2022, 16:19 Uhr

Ein Strafmandat aus Frankreich hat jetzt die Polizei in Görlitz beschäftigt. Eine Görlitzerin soll ein Bußgeld für zu schnelles Fahren bezahlen, obwohl sie gar nicht in Frankreich war. Zuerst vermuteten die Beamten einen Trickbetrug in der Ferienzeit, denn die Methoden der Betrüger werden immer raffinierter. Doch es kam alles anders.

Teure Strafe in drei Varianten

In Görlitz hat eine Frau vor einigen Tagen eine Überraschung erlebt, als sie ihren Briefkasten leerte. Sie hatte Post aus Frankreich, doch nicht etwa von ihrer Schwester aus Paris, sondern von französischen Behörden. Es war eine Zahlungsaufforderung. Die Görlitzerin (Name ist der Redaktion bekannt) war an einem Tag im Juni angeblich zu schnell gefahren und geblitzt worden. Nun wurden ihr drei Möglichkeiten angeboten, ihre angebliche Tempo-Überschreitung zu begleichen, jeweils von 90 bis 375 Euro.

Als die Görlitzerin das Schreiben genauer ansah, las sie, dass sie in Arbois geblitzt worden war. Diesen Ort kennt sie gar nicht, sagte sie MDR SACHSEN. Dann stellte sie im Kleingedruckten fest: Das Kennzeichen und der Autotyp sind falsch. "Hier will mich jemand abzocken“, fasste sie ihre erste Reaktion zusammen.

Raffinierter Betrug mit neuer Methode?

Die Polizeidirektion Görlitz nahm die Bedenken der Autofahrerin ernst. "Die Maschen der Trickbetrüger werden immer raffinierter und in den letzten Monaten häufen sich die Versuche wieder", sagte Polizeisprecher Torsten Jahn. Beim ersten Sichten der Papiere kam die Polizei zum Schluss: "Die sehen sehr echt aus." Deshalb ermittelten die Beamten, denn möglicherweise hatten Trickbetrüger eine neue Masche gefunden, an Geld zu gelangen.

Vor wenigen Tagen erst waren Trickbetrüger in der Oberlausitz mit dem sogenannten Enkeltrick erfolgreich. Eine Seniorin büßte 8.000 Euro ein. Deshalb warnt Polizeisprecher Jahn: "Unbekannten niemals, wirklich niemals Geld geben!" Zudem sollte bei Geldforderungen von Unbekannten sofort das Gespräch beendet werden. Anschließend möglichst schnell die Verwandten über den Versuch aufklären. Wichtig sei auch, trotz der Aufregung die Polizei zu informieren. Die Görlitzerin habe alles richtig gemacht, ihren Verdacht bei der Polizei zu melden, betonte der Polizeisprecher. "Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig!"

Die Dokumente sind echt

Unterdessen hat die Polizeidirektion Görlitz den Fall aufgeklärt. Die Papiere sind echt - das Strafmandat ist echt - nur die Empfängerin ist falsch. Offenbar haben die französischen Behörden einen Fehler gemacht. Trotzdem darf die Görlitzerin das Schreiben nicht einfach wegwerfen. "Das könnte beim nächsten Besuch ihrer Schwester in Frankreich oder an der Grenze zu Ärger mit unangenehmen Folgen führen", sagte Polizeisprecher Jahn mit Verweis auf die polnische Grenze: "Man muss dort den ausstehenden Betrag bar bezahlen, sonst wird das Auto als Pfand stillgeleg. Im extremsten Fall droht sogar eine Vollstreckungshaft." Am Grenzübergang Ludwigsdorf sei das Vorgehen für die Bundespolizei Alltag, wenn Einreisende ihre in Deutschland verhängten Buß- oder Strafgelder nicht bezahlt haben.

Verstöße werden jetzt europaweit geahndet

Die Görlitzerin muss deshalb den Irrtum der französischen Behörden schnellstmöglich aufklären. Ihr Einschreiben ist bereits auf dem Weg nach Frankreich. Die Polizei weist in dem Zusammenhang noch einmal auf die Urlaubszeit hin: Die Zeiten seien vorbei, in denen man beispielsweise ein griechisches Bußgeld einfach ignorieren könne. Daten würden mittlerweile europaweit unter den Behörden ausgetauscht. Ein Mautverstoß, eine Geschwindigkeitsüberschreitung oder auch das Falschparken im Urlaubsland könne deshalb auch problemlos im Heimatland des Touristen geahndet werden.

"Gibt es Unklarheiten, dann könne man sich jederzeit an die Polizei wenden. Auch die Automobilclubs seien in diesen Fälle erfahrene und gute Ansprechpartner", meint Polizeisprecher Torsten Jahn.

MDR (uwa)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalknachrichten Studio Bautzen | 21. Juli 2022 | 12:30 Uhr