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Ausstellung Schloss AugustusburgKünstler aus Halle reisen mit vier URAL-Motorrädern über drei Kontinente

21. Oktober 2023, 15:15 Uhr

Die spektakuläre Reise von fünf Künstlern mit vier Motorrädern der russischen Marke URAL 650 über drei Kontinente zeigt eine Sonderausstellung auf Schloss Augustusburg im Erzgebirge. Sie fuhren von Halle an der Saale über Russland bis nach Amerika. Dabei bekamen sie manchmal Hilfe von unerwarteter Seite. Welche Schwierigkeiten sie hatten und was die größte nachhaltige Erkenntnis ihrer Tour von 2014 bis 2017 ist, haben sie im Gespräch mit MDR KULTUR erzählt.

Mit der Sonderausstellung "Auf dem Landweg nach New York" zeigt das Museum Schloss Augustburg im Erzgebirge, was fünf Absolventinnen und Absolventen der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle/Saale auf einer 43.000 Kilometer langen Fahrt mit vier russischen Motorrädern der Marke URAL 650 durch Südosteuropa, die Türkei, Georgien, Kasachstan, die Mongolei, Russland und schließlich Amerika erlebt haben.

Drei der Protagonisten: Johannes Fötsch, Elisabeth Oertel und Anne Knödler (vlnr.) auf einem selbstgebauten Floß, mit dem sie über den Kolyma bis zum Eismeer gefahren sind. Bildrechte: André Forner

Die Schau ist ab dem 21. Oktober in 14 Themenräumen des Schlosses zu sehen. Gezeigt werden neben den Ural-Gepannen und Ersatzteilen, auch eine russische Tankstelle, eine Art Lebensmittelladen "магазин", eine nachgebaute jakutische Holzhütte, ein Floß und ein riesiges Schlagloch, das Johannes Fötsch als Mutter der Pannen bezeichnet.

Internationaler Austausch ist zentrale Botschaft

Von September 2014 bis Januar 2017 fand die Reise der jungen Menschen statt, mit dem Ziel New York. Mit ihren Maschinen erlebten die Reisenden insgesamt 972 Pannen – durch die sie jedoch auch mit den vor Ort lebenden Menschen zusammenkamen.

Und das ist für die Mitglieder der Künstlergruppe leavinghomefunktion auch sechs Jahre nach dem Ende ihrer Reise noch die zentrale Botschaft. Es sei für sie ganz wichtig, auch weiterhin im Austausch zu bleiben, sagte die 1985 in Zeulenroda geborene Glaskünstlerin Anne Knödler im Gespräch mit MDR KULTUR. Daher hielten sie nach wie vor engen Kontakt mit ihren russischen, georgischen, kanadischen oder amerikanischen Freunden.

Die Ausstellung zeigt nachvollziehbar die Reisebedingungen, hier die Übernachtungsbedingungen. Bildrechte: André Forner

Gern erzählt Fötsch in diesem Zusammenhang vom Automarkt in Georgien, wo sie sich mit Ersatzteilen für die Ural-Motorräder eingedeckt hatten: "Klar, die fahren damit rum und wir hatten die gleichen Probleme wie die Leute vor Ort. Für die ist es keine Besonderheit, dass jemand nach diesen Teilen fragt. Es ist nur die kleine Besonderheit, dass man nicht verbal kommunizieren kann, weil man in vielen Orten die Sprache nicht versteht. Aber auch dieses Motorrad ist ein dankbarer Kommunikator. Du zeigst das kaputte Teil und man weiß, worum es geht."

Manchmal mussten sie hungern

Nach und nach lernten die Reisenden immer besser russisch, freundeten sich mit den Leuten an. Aber oft waren sie auch auf sich alleine gestellt, waren gezwungen zu improvisieren. In der Not konnten sie sich immer aufeinander verlassen, was überlebenswichtig war.

Die Weite der Landschaft und das direkte Erleben von Natur war ein beeindruckender Teil der Reise. Bildrechte: leavinghomefunktion

Mitunter mussten sie hungern, weil sie nicht genug Lebensmittel mitgenommen hatten oder der Sprit alle war. Manchmal war auch der Weg zu Ende oder sie mussten ein Sperrgebiet durchqueren. Hilfe bekamen sie immer, auch von den russischen Grenzern, Geheimdienstleuten oder Fischern. Die haben ihnen auch geholfen, die Beringstraße zu überqueren, per Kleinflugzeug.

Es gab überall nette Menschen

Ihre Reise habe auch das Russlandbild der Crew geprägt, jenseits der aktuellen Politik und auch der abgerissenen Verbindungen, sagt Elisabeth Oertel, Jahrgang 1985 und führt fort, "man muss sagen, die Reise war von 2014 bis 2017. Und mich macht es total traurig, wenn ich darüber nachdenke, dass man das heute gar nicht mehr machen könnte." Sie merkt auch an, dass es "überall nette Menschen" gegeben hätte, dass man ihnen immer geholfen hätte. Das sei mein Bild, mit dem sie heute dastehe.

Manchmal ließ sich der Weg nicht auf einer Straße fortführen, dann ging es auf dem Wasser weiter. Bildrechte: leavinghomefunktion

Bis heute haben Elisabeth, Johannes und Anne aus Ostdeutschland, Efy aus Zypern und Kaupo aus Estland Verbindungen zu Menschen, die sie auf ihrer mehr als zweijährigen Reise durch drei Kontinente kennenlernten.

Ein Teil der URAL-Maschinen steht noch immer eingemottet auf russischer Seite der Bering-See. Die in Alaska neu beschafften Gespanne gelangten schließlich per Schiff wieder nach Europa, um nun auf Schloss Augustusburg ausgestellt zu werden.

Quelle: MDR KULTUR (Wolfram Nagel), Redaktionelle Bearbeitung: op

Die AusstellungAuf dem Landweg nach New York
4 Ural-Motorräder – 43.000 Kilometer – 972 Breakdowns

21. Oktober 2023 bis 19. Januar 2025

Schloss Augustusburg, bei Chemnitz
Schloss 1, 09573 Augustusburg

Öffnungszeiten:
April bis Oktober: täglich 10 bis 18 Uhr
November bis März: täglich 10 bis 17 Uhr

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 21. Oktober 2023 | 15:15 Uhr