Hovercraft-EMLuftkissenboote rasen über Halbendorfer See
Bei der Hovercraft-EM treffen sich am Halbendorfer See bei Weißwasser Luftkissenbootfahrer aus zahlreichen europäischen Ländern. Während die einen den Adrenalinkick suchen, wollen andere ihre technischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Doch manchmal endet der Ritt mit 140 Kilometern pro Stunde über dem See auch ungemütlich - vor allem nass.
Wer sich an diesem Wochenende dem Halbendorfer See in der Nähe von Weißwasser nähert, der hört schon von Weitem röhrende Motoren. Außerdem erklingen neben deutschen auch englische und französische Stimmen. Grund dafür ist die Hovercraft-Europameisterschaft, die Sportlerinnen und Sportler aus ganz Europa in die Lausitz gelockt hat. "Es ist der erste Europameisterschaftslauf in diesem Jahr. Insgesamt sind 40 Fahrer aus sieben Nationen am Start", sagt Rennleiter Harald Schweizer. Und die fahren am Sonnabendvormittag zunächst einen Trainingslauf. "Das ist wichtig, um die Strecke und die Abläufe kennenzulernen", sagt Schweizer.
Schwierig sind insbesondere die Kurven, weil wir ja keine Bremsen und keine direkte Lenkung haben.
Eric Maximilian Schweizer | Hovercraft-Fahrer aus Leimersheim
Strecke am See verlangt Fahrern alles ab
Viele Besucherinnen und Besucher, die den rasenden Luftkissenbooten von außen zuschauen, würden wohl selbst gerne einmal mitfahren. Ganz leicht ist das jedoch nicht, verrät Mitorganisator und Fahrer Eric Maximilian Schweizer: "Die Herausforderung dieser Strecke ist, das Fahrzeug einmal über den Landbereich zu bewegen und dann übers Wasser. Schwierig sind insbesondere die Kurven, weil wir ja keine Bremsen und keine direkte Lenkung haben", sagt der Hovercraft-Fahrer und fügt an: "Wir fliegen ja etwa zehn Zentimeter über dem Boden und das mit Spitzengeschwindigkeiten von 120 bis 140 km/h." Insgesamt findet der Wettkampf den Angaben zufolge in sechs verschiedenen Rennklassen statt, von der Juniorenklasse mit 50 PS-Motoren bis zur Formel 1 mit 270 PS-Motoren.
Wiener Rennfahrer liebt den Geruch der Abgase
Feuer und Flamme für den Sport ist auch Teilnehmer Andrew Stelzhammer aus Wien. "Ich verliere zwar über den Winter immer ein bisschen die Lust, aber wenn ich dann das Hovercraft wieder anschalte und die Abgase des Zweitakters rieche, dann juckt es einfach." Im Jahr 2000 habe er die Lizenz für die Boote erworben und seitdem fast jede freie Minute auf dem Luftkissenboot verbracht. "Ich habe in dieser Zeit vielleicht vier, fünf Läufe ausgelassen. Mehr waren es nicht." Auch am Halbendorfer See sei er schon wiederholt gewesen. "Einmal bin ich beim Wettkampf schwimmen gegangen und hatte auch angeknackste Rippen", beschreibt der Wassersportler seine Leidensfähigkeit.
Trocken bleiben als wichtigstes Ziel
Sven Moog aus der Nähe von Paderborn möchte solche Erfahrungen vermeiden. Sein Ziel lautet daher: trocken bleiben. "Entscheidend ist, dass das Boot keinen Wasserkontakt bekommt. Wenn das passiert und Wasser in eine Schürze reinkommt, dann stoppt das Boot sehr schnell, aber der Fahrer nicht immer. Er muss dann schwimmen gehen", sagt Moog, der den Sport seit reichlich fünf Jahren betreibt. Neben dem Adrenalinkick beim Rennfahren schätzt er vor allem die Gemeinschaft im Fahrerlager. "Alle sind hier sehr nett. Sobald man irgendwelche Probleme hat, will einem jeder helfen", sagt Moog.
Alle sind hier sehr nett. Sobald man irgendwelche Probleme hat, will einem jeder helfen.
Sven Moog | Hovercraft-Fahrer aus Paderborn
Hitze ungünstig für Schneemobilmotoren
Ein Routinier ist in dem Sport Mario Kohl. Seit 14 Jahren ist er in der Formel 50- und der Formel 2-Klasse aktiv. "Ich finde an dem Sport gut, dass er nicht 0815 ist, was jeder machen kann. Außerdem muss man alles selbst bauen. Von daher misst man sich mit den Kollegen nicht nur fahrerisch, sondern auch technisch", sagt Kohl, der aus der Landkreis München angereist ist.
Ein Fahrzeug für die Einstiegsklasse Formel 50 koste neu etwa 5.000 Euro und eins für die Formel 2 reichlich 15.000 Euro, beschreibt Kohl die finanziellen Voraussetzungen für den Sport. Allerdings gebe es auch für das beste Gefährt Herausforderungen: "Wind ist ungünstig, weil wir ja selbst schweben." Auch zu große Hitze mag der langjährige Rennfahrer nicht: "Bei den Motoren handelt es sich ja ursprünglich um Schneemobilmotoren. Die sind ganz andere Umgebungstemperaturen gewöhnt", so der Luftkissenboot-Pilot.
Feuerwehr rettet defekte Boote
Sollten die Boote dennoch einmal liegenbleiben, dann ist unter anderem Danny Kliemann von der Feuerwehr Mühlrose zur Stelle. "Gemeinsam mit der Feuerwehr Halbendorf und der Feuerwehr Trebendorf sind wir hier vor Ort und schleppen Boote ab. Wir sind somit für die technische Bergung zuständig", sagt der Feuerwehrmann. Im vergangenen Jahr sei das zweimal notwendig gewesen. Darüber hinaus erinnert sich Kliemann daran, dass es auch am Streckenrand gefährlich sein kann. "Voriges Jahr wurde eine Frau von einem Boot am Fuß verletzt. Sie musste ins Krankenhaus gebracht werden."
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 27. April 2024 | 19:00 Uhr