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Mithilfe der Deutschen Botschaft ist es dem Anwalt der Familie gelungen, die Eltern und Kinder aus Albanien wieder zurück nach Deutschland zu holen, um hier die dringend notwendige Behandlung der 16 Jahre alten Tochter fortzusetzen. (Symbolbild) Bildrechte: Tino Plunert

Zu Unrecht abgeschobenAlbanische Familie mit schwerkranker Tochter zurück in Sachsen

06. Oktober 2023, 17:20 Uhr

Nachdem albanische Behörden die Rückkehr einer Familie nach Sachsen zunächst verhindert hatten, ist die Familie am Freitag wieder in Deutschland angekommen. Innenminister Armin Schuster hatte eingeräumt, dass die Abschiebung fälschlicherweise durchgeführt wurde. Die Tochter der Familie ist schwer krank, sie hat Mukoviszidose.

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Die albanische Familie, die Mitte September aus Mittelsachsen zu Unrecht abgeschoben wurde, ist wieder in Deutschland. Am Freitagmittag landete sie nach einem Zwischenstopp in München am Flughafen Dresden. Das bestätigte der Anwalt der Familie, Leo Matthias Waltermann. "Ich bin froh, dass es jetzt geklappt hat", sagt er MDR SACHSEN.

Von Tirana ging es über München zurück nach Sachsen. Bildrechte: Konstantin Henß

Die geplante Rückkehr der Familie war am Dienstag dieser Woche zunächst gescheitert. Albanische Behörden verhinderten nach Angaben von Waltermann die Rückreise. Mithilfe der Deutschen Botschaft in Tirana konnte nun eine Ausreise der Familie ermöglicht werden.

Behandlung soll wieder aufgenommen werden

Die Behandlung der an Mukoviszidose erkrankten 16 Jahre alte Tochter soll laut Waltermann in den nächsten Tagen wieder aufgenommen werden. "Das geht nicht sofort, da die Medikamente erst beschafft werden müssen", sagt er. Durch die Abschiebung habe sich ihr Gesundheitszustand "nicht verbessert", da eine Behandlung in Albanien nicht möglich war.

Die schwere Erkrankung sei 2019 der Hauptgrund gewesen, weshalb die Familie nach Deutschland kam. Seither habe sich der Zustand der Jugendlichen stabilisiert, so besuchte sie eine Schule und konnte sogar Sport treiben.

MukoviszidoseMukoviszidose ist eine angeborene, genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung. Betroffen sind in unterschiedlichem Ausmaß Lunge, Bauchspeicheldrüse, die oberen Atemwege, Leber, Darm und Gallenblase. In Deutschland sind etwa 8.000 Menschen an Mukoviszidose erkrankt.
Die Lebenserwartung der Betroffenen liegt bei etwa 40 Jahren.

Fälschlicherweise abgeschoben

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) hatte vor einer Woche mitgeteilt, dass die Abschiebung fälschlicherweise erfolgt sei. Daher habe das Ministerium angewiesen, die Familie nach Sachsen zurück zu holen. "Wir bedauern diesen Fehler, und hoffen, dass sich die Familie schnell wieder hier einlebt und die jüngsten Ereignisse bald verarbeitet sind", erklärte Schuster.

Der Landkreis Mittelsachsen hatte mitgeteilt, dass die Wohnung der Familie freigehalten werde, damit eine bestmögliche Rückkehr ins bisherige Umfeld gegeben sei.

SPD-Landtagsabgeordneter stellt Frage nach der Verantwortung

Der Landtagsabgeordnete Frank Richter (SPD) hatte das Vorgehen der sächsischen Behörden stark kritisiert. "Wenn wir es – wie der Innenminister sagt – mit einer unrechtmäßigen Abschiebung zu tun haben, und wenn in der Konsequenz ein Mensch wegen dieser Abschiebung schwere gesundheitliche Schäden erleidet, dann steht auch die Frage nach der Verantwortung", sagt er.

Frank Richter hat sich in der Vergangenheit mehrfach für Fälle eingesetzt, in denen Asylbewerbern offensichtlich Unrecht geschehen ist. Im Gespräch mit MDR SACHSEN bringt er es aus seiner Sicht so auf den Punkt: "In Sachsen werden oft die Falschen abgeschoben."

Andreas Herrmann aus dem Büro des SPD-Landtagsagbeordneten Frank Richter hat am Freitag auf dem Flughafen Dresden die albanische Familie in Empfang genommen. Bildrechte: Konstantin Henß

Richters Büromitarbeiter Andreas Herrmann nahm die vierköpfige Familie am Freitag am Flughafen Dresden in Empfang. Er überreichte ihnen einen Spendenscheck in Höhe von 1.000 Euro und brachte sie zu einem Taxi, das die Familie wieder nach Mittweida fuhr. Das Mädchen habe sehr niedergeschlagen gewirkt, schildert ein MDR-Reporter die Szene vor Ort. Sie habe darum gebeten, nicht in der Öffentlichkeit gezeigt zu werden.

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MDR (ali,koh,dkö)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 06. Oktober 2023 | 10:30 Uhr

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